Faschingsverbot ist völlig übertrieben
Eine Kita sagt den Fasching ab – dass dieser Schritt bei vielen Menschen Unverständnis auslöst, ist verständlich: Die Entscheidung ist völlig übertrieben.
Natürlich ist es wichtig, Kinder für verschiedene Kulturen zu sensibilisieren, sie davor zu schützen, später in ein unreflektiertes Stereotypendenken zu verfallen. Sie müssen lernen, vereinfachende Klischeevorstellungen von der vielfach komplexeren Wirklichkeit zu unterscheiden, und auch, dass derlei Voreingenommenheiten andere Menschen verletzen können. Aber: Dafür muss man doch den Fasching nicht absagen!
Kinder schlüpfen gerne in andere Rollen, tauchen in fantastische Welten ein – das ist es doch, was das Kindsein ausmacht. Mit einer Minderheiten-Diskriminierung – egal, ob sich ein Kind nun als Indianer, Eskimo oder afrikanischer Stammeshäuptling verkleidet – hat das nichts zu tun. Im Gegenteil: Kinder können durch Kostüme lernen, wie vielfältig unsere Welt ist. Es ist eine Möglichkeit, ihnen zu erklären, dass nicht alle Menschen gleich sind und dass das auch gut so ist. Man kann also – auch wenn das nicht der eigentliche Sinn des Faschings ist – versuchen, den Kindern die Komplexität dieser Themen so einfach wie möglich nahezubringen. Und einfach muss es sein, wie soll man denn sonst einem Dreijährigen überhaupt etwas vermitteln?
Wir sollten unseren Kindern ein wenig mehr Normalität gönnen. Denn diese scheint im Alltag immer mehr abhandenzukommen. Und zu dieser Normalität gehört eben auch, sich im Fasching verkleiden zu dürfen.
Lesen Sie dazu auch „Kita schafft den Fasching ab“auf der zweiten Bayern-Seite.