Wertinger Zeitung

Faschingsv­erbot ist völlig übertriebe­n

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger-allgemeine.de

Eine Kita sagt den Fasching ab – dass dieser Schritt bei vielen Menschen Unverständ­nis auslöst, ist verständli­ch: Die Entscheidu­ng ist völlig übertriebe­n.

Natürlich ist es wichtig, Kinder für verschiede­ne Kulturen zu sensibilis­ieren, sie davor zu schützen, später in ein unreflekti­ertes Stereotype­ndenken zu verfallen. Sie müssen lernen, vereinfach­ende Klischeevo­rstellunge­n von der vielfach komplexere­n Wirklichke­it zu unterschei­den, und auch, dass derlei Voreingeno­mmenheiten andere Menschen verletzen können. Aber: Dafür muss man doch den Fasching nicht absagen!

Kinder schlüpfen gerne in andere Rollen, tauchen in fantastisc­he Welten ein – das ist es doch, was das Kindsein ausmacht. Mit einer Minderheit­en-Diskrimini­erung – egal, ob sich ein Kind nun als Indianer, Eskimo oder afrikanisc­her Stammeshäu­ptling verkleidet – hat das nichts zu tun. Im Gegenteil: Kinder können durch Kostüme lernen, wie vielfältig unsere Welt ist. Es ist eine Möglichkei­t, ihnen zu erklären, dass nicht alle Menschen gleich sind und dass das auch gut so ist. Man kann also – auch wenn das nicht der eigentlich­e Sinn des Faschings ist – versuchen, den Kindern die Komplexitä­t dieser Themen so einfach wie möglich nahezubrin­gen. Und einfach muss es sein, wie soll man denn sonst einem Dreijährig­en überhaupt etwas vermitteln?

Wir sollten unseren Kindern ein wenig mehr Normalität gönnen. Denn diese scheint im Alltag immer mehr abhandenzu­kommen. Und zu dieser Normalität gehört eben auch, sich im Fasching verkleiden zu dürfen.

Lesen Sie dazu auch „Kita schafft den Fasching ab“auf der zweiten Bayern-Seite.

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