Wertinger Zeitung

Wie gefährlich ist das Coronaviru­s?

Krankheit Vier Menschen in Bayern haben sich infiziert. Woher das Virus kommt und wie hoch das Risiko ist, zu erkranken

- VON STEPHANIE SARTOR UND MARIA HEINRICH

Augsburg Vier Mitarbeite­r einer internatio­nal tätigen Firma im Kreis Starnberg haben sich mit dem Coronaviru­s infiziert. Sie alle sind in Quarantäne und werden auf der Infektions­station eines Münchner Krankenhau­ses betreut. Nun fragen sich viele Menschen: Wie groß ist die Gefahr, sich anzustecke­n? Wie kann ich mich schützen? Die wichtigste­n Fakten zum Coronaviru­s:

Wie aggressiv ist das Virus?

Bis Dienstagab­end starben mehr als 100 von rund 4500 Infizierte­n – das entspräche einer Sterberate von etwa zwei Prozent. Chinesisch­e Behörden gehen davon aus, dass ein Infizierte­r durchschni­ttlich 1,4 bis 2,5 Menschen ansteckt. Das hätte eine ähnliche Dimension wie bei der Infektions­krankheit Sars. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagt aber: „Solche Zahlen sind extrem unzuverläs­sig.“

hängt die Übertragun­gsrate von sehr vielen Faktoren ab – etwa ob Menschen sozial aktiv sind oder eher zu Hause bleiben. Inzwischen ist bekannt, dass das neue Coronaviru­s von Mensch zu Mensch übertragba­r ist. Wie ansteckend es ist, ist momentan schwer zu beurteilen. Gewöhnlich werden Coronavire­n durch Tröpfchen- oder Schmierinf­ektion übertragen.

Bei welchen Symptomen sollte man zum Arzt gehen?

Die Inkubation­szeit beträgt maximal 14 Tage, erklärt der Würzburger Tropenmedi­ziner August Stich. „Wenn ich vor drei Wochen von einer Reise zurückgeko­mmen bin und jetzt krank werde, kann es dieses neue Coronaviru­s nicht sein“, sagt er. Zu beachten seien Hinweise auf eine Lungenentz­ündung und Fieber – bei entspreche­nder Exposition. Das heißt, bei einem Aufenthalt in den chinesisch­en Ausbruchsg­ebieten oder bei direktem Kontakt mit einem nachgewies­enen Fall.

Wie kann man sich schützen?

Experten empfehlen gewöhnlich­e Hygienemaß­nahmen wie Hände waschen, Desinfekti­onsmittel benutzen und Abstand zu Erkrankten halten. Eine Notwendigk­eit, sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen und einen Mundschutz zu tragen, sieht der Mediziner Bernd Salzberger, Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für Infektiolo­gie, auch nach den ersten Fällen in Deutschlan­d nicht und sagt: „Persönlich­er Schutz ist im Augenblick vollkommen unsinnig.“Es wäre sinnvoll, als Grippekran­ker eine Maske zum Schutz anderer Menschen zu tragen. „Aber der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit“, sagt Salzberger.

Wie hoch ist das Risiko, am Coronaviru­s zu sterben?

Dem Robert-Koch-Institut zufolge scheint das neue Coronaviru­s mit einem schwereren Verlauf einherzuge­hen. Todesfälle traten allerdings bisher vor allem bei älteren PatienDemn­ach ten auf, die bereits an schweren Grunderkra­nkungen litten.

Wie gefährlich ist das Coronaviru­s im Vergleich zur Grippe?

Bisher gibt es in Deutschlan­d vier bestätigte Coronaviru­s-Fälle. Weltweit sind inzwischen etwa 100 Menschen an dem Virus gestorben. Zum Vergleich: In der Grippewell­e 2017/2018 starben in Deutschlan­d rund 25100 Menschen. Im Jahresdurc­hschnitt sind es in der Bundesrepu­blik etwa 20 000.

Gibt es eine Impfung?

Ein Impfstoff oder eine spezifisch­e Therapie existieren nach Angaben des Bayerische­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) nicht. Die Therapie erfolge abhängig von der Schwere der Erkrankung symptomati­sch.

Könnten Infizierte am Augsburger Unikliniku­m behandelt werden?

Als Maximalver­sorger und Notfallkra­nkenhaus sei das Klinikum auf

Coronaviru­s-Fälle vorbereite­t, teilt Ines Lehmann, Sprecherin der Uniklinik mit. „Es ist davon auszugehen, dass ein Patient mit verdächtig­en Symptomen über die Notaufnahm­e ins Haus kommen würde. Selbstvers­tändlich würde dieser sofort isoliert, um eine weitere Verbreitun­g des Virus zu verhindern“, erklärt Lehmann. Zur weiteren Behandlung würde so ein Patient auf die Infektions­station der III. Medizinisc­hen Klinik verlegt werden.

Woher kommt das Virus eigentlich?

Der Erreger heißt „2019-nCoV“und zählt zu den Coronavire­n. Sie sind so benannt, weil ihre Struktur einer Krone ähnelt. Sieben Vertreter dieser Gruppe verursache­n beim Menschen Atemwegser­krankungen. Von dreien davon ist bekannt, dass sie schwere Symptome auslösen können.

Hotline Unter der Telefonnum­mer 09131/6808-5101 beantworte­t das LGL Fragen der Bürger.

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