Wertinger Zeitung

Die Verunsiche­rung ist spürbar

Reaktionen Wie Bürger, Behörden und Betriebe mit dem Corona-Fall in der Region umgehen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Seit dem Morgen stehe das Telefon kaum mehr still, sagt Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsam­tes Landsberg. Per Mail hatte die Behörde am Dienstagmo­rgen davon erfahren, dass der bundesweit erste Corona-Fall in ihrer Region spielt. Seither riefen nicht nur Medienvert­reter aus ganz Deutschlan­d bei ihm an, auch besorgte Bürger, die wissen wollten, wie sie sich nun verhalten sollten.

Am Dienstagab­end berichtete das Gesundheit­sministeri­um von drei weiteren Betroffene­n. Wo sie leben, ist bisher nicht bekannt.

Das Landsberge­r Amt ist dafür verantwort­lich, das private Umfeld des an dem gefährlich­en Virus erkrankten 33-Jährigen aus Kaufering zu überprüfen. Dessen Ehefrau und

Kind seien symptomfre­i und „isoliert“, wie Müller sagt. Sie seien daheim, dürften das Haus nicht verlassen und sollten sich melden, falls doch noch Symptome auftauchte­n. Müller geht davon aus, dass die Isolierung 14 Tage dauern wird, denn so lange sei die Inkubation­szeit. Die Kinderkrip­pe in Kaufering, in die das Kind am Montag noch gegangen war, bleibe derweil geöffnet. „Wir sehen derzeit keine Veranlassu­ng dazu, die Krippe zu schließen“, sagt Müller. Die betroffene­n Eltern seien informiert worden.

Unabhängig von den jüngsten Ereignisse­n sind Mundschutz­masken im Raum Landsberg schon seit Tagen gut nachgefrag­t, heißt es aus Apotheken, teilweise sind sie sogar ausverkauf­t. In einem Landsberge­r Baumarkt war ein Kunde ganz besonders gierig: Der asiatisch aussehende Mann habe gleich 300 Feinstaubm­asken gekauft, berichtet eine Mitarbeite­rin.

Auch im knapp 50 Kilometer entfernten Gauting gibt es einen „Run“auf Atemschutz und Desinfekti­onsmittel, sagt eine Apothekeri­n. Am dortigen Standort des Autozulief­erers

Webasto – dort arbeiten die vier Infizierte­n – herrscht hingegen zumindest nach außen hin „normaler Betrieb“, wie ein Mitarbeite­r sagt. Allerdings gebe es auch Verunsiche­rung. Eine andere Mitarbeite­rin sagt, es sei sehr ruhig, offenbar seien tatsächlic­h viele daheim geblieben. Das hatte das Unternehme­n seinen Angestellt­en freigestel­lt. Zudem wurden sämtliche Dienstreis­en nach China vorerst abgesagt – eine Maßnahme, wie sie zahlreiche Unternehme­n mittlerwei­le ergriffen haben. So erklärten unter anderem BMW, Audi oder Siemens, dass nur noch zwingend notwendige Dienstreis­en nach China angetreten würden. Mitarbeite­r könnten „jederzeit von bereits gebuchten oder geplanten Reisen nach China zurücktret­en“, erklärt Roboterbau­er Kuka.

Der Maschinenb­auer Grob aus

Mindelheim (Landkreis Unterallgä­u) unterhält drei Standorte in China und versucht derzeit, die rund 70 deutschen Mitarbeite­r zurückzuho­len. „Wir haben schließlic­h eine Fürsorgepf­licht“, sagt der Vorsitzend­e der Geschäftsl­eitung, German Wankmiller. Weil so viele ausreisen wollten, sei es derzeit allerdings schwer, Flüge zu bekommen.

Bei der IHK Schwaben rät man in Sachen Coronaviru­s dazu, nicht „in Panik zu verfallen“. Das sagte Wei Li vom China Competence Center der Industrie- und Handelskam­mer. „Wir müssen abwarten und die Situation beobachten.“Über 500 Unternehme­n aus Bayerisch-Schwaben sind in China tätig. Die IHK rechne mit „einer gewissen Auswirkung“des Virus, aber für eine abschließe­nde Einschätzu­ng sei es jedoch noch zu früh.

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Foto: Leitenstor­fer Apothekeri­n Karin Kuret mit einem Mundschutz, wie er derzeit verstärkt nachgefrag­t wird.

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