Die Verunsicherung ist spürbar
Reaktionen Wie Bürger, Behörden und Betriebe mit dem Corona-Fall in der Region umgehen
Landsberg Seit dem Morgen stehe das Telefon kaum mehr still, sagt Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsamtes Landsberg. Per Mail hatte die Behörde am Dienstagmorgen davon erfahren, dass der bundesweit erste Corona-Fall in ihrer Region spielt. Seither riefen nicht nur Medienvertreter aus ganz Deutschland bei ihm an, auch besorgte Bürger, die wissen wollten, wie sie sich nun verhalten sollten.
Am Dienstagabend berichtete das Gesundheitsministerium von drei weiteren Betroffenen. Wo sie leben, ist bisher nicht bekannt.
Das Landsberger Amt ist dafür verantwortlich, das private Umfeld des an dem gefährlichen Virus erkrankten 33-Jährigen aus Kaufering zu überprüfen. Dessen Ehefrau und
Kind seien symptomfrei und „isoliert“, wie Müller sagt. Sie seien daheim, dürften das Haus nicht verlassen und sollten sich melden, falls doch noch Symptome auftauchten. Müller geht davon aus, dass die Isolierung 14 Tage dauern wird, denn so lange sei die Inkubationszeit. Die Kinderkrippe in Kaufering, in die das Kind am Montag noch gegangen war, bleibe derweil geöffnet. „Wir sehen derzeit keine Veranlassung dazu, die Krippe zu schließen“, sagt Müller. Die betroffenen Eltern seien informiert worden.
Unabhängig von den jüngsten Ereignissen sind Mundschutzmasken im Raum Landsberg schon seit Tagen gut nachgefragt, heißt es aus Apotheken, teilweise sind sie sogar ausverkauft. In einem Landsberger Baumarkt war ein Kunde ganz besonders gierig: Der asiatisch aussehende Mann habe gleich 300 Feinstaubmasken gekauft, berichtet eine Mitarbeiterin.
Auch im knapp 50 Kilometer entfernten Gauting gibt es einen „Run“auf Atemschutz und Desinfektionsmittel, sagt eine Apothekerin. Am dortigen Standort des Autozulieferers
Webasto – dort arbeiten die vier Infizierten – herrscht hingegen zumindest nach außen hin „normaler Betrieb“, wie ein Mitarbeiter sagt. Allerdings gebe es auch Verunsicherung. Eine andere Mitarbeiterin sagt, es sei sehr ruhig, offenbar seien tatsächlich viele daheim geblieben. Das hatte das Unternehmen seinen Angestellten freigestellt. Zudem wurden sämtliche Dienstreisen nach China vorerst abgesagt – eine Maßnahme, wie sie zahlreiche Unternehmen mittlerweile ergriffen haben. So erklärten unter anderem BMW, Audi oder Siemens, dass nur noch zwingend notwendige Dienstreisen nach China angetreten würden. Mitarbeiter könnten „jederzeit von bereits gebuchten oder geplanten Reisen nach China zurücktreten“, erklärt Roboterbauer Kuka.
Der Maschinenbauer Grob aus
Mindelheim (Landkreis Unterallgäu) unterhält drei Standorte in China und versucht derzeit, die rund 70 deutschen Mitarbeiter zurückzuholen. „Wir haben schließlich eine Fürsorgepflicht“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsleitung, German Wankmiller. Weil so viele ausreisen wollten, sei es derzeit allerdings schwer, Flüge zu bekommen.
Bei der IHK Schwaben rät man in Sachen Coronavirus dazu, nicht „in Panik zu verfallen“. Das sagte Wei Li vom China Competence Center der Industrie- und Handelskammer. „Wir müssen abwarten und die Situation beobachten.“Über 500 Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben sind in China tätig. Die IHK rechne mit „einer gewissen Auswirkung“des Virus, aber für eine abschließende Einschätzung sei es jedoch noch zu früh.