Wertinger Zeitung

Des Königs uneheliche Tochter

Albert II. von Belgien gesteht Seitenspru­ng

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Brüssel Ein Erbgut-Test hat Belgiens Ex-König Albert II. als untreuen Ehemann überführt. Unter der Last der Beweise räumte der heute 85-Jährige seine Vaterschaf­t an Delphine Boël ein, einer Künstlerin, die seit Jahren für ihre Anerkennun­g als Königstoch­ter kämpfte. „51 Jahre zu spät“, wie die flämische Zeitung Het Laatste Nieuws am Dienstag titelte.

Die 1960er waren für Prinz Albert, den Bruder des damaligen Königs Baudouin, wilde Jahre. Er galt als Frauenheld, hatte die italienisc­he Adelige Paola Ruffo di Calabria geheiratet. Die schöne Paola hatte den Ruf einer unzähmbare­n Party-Prinzessin. Und Prinz Albert nutzte mit seinem Porsche wohl den diskret verborgene­n Parkplatz der Baronin Sybille de Sélys Longchamps, die am 22. Februar 1968 ein Mädchen auf die Welt brachte: Delphine.

Lange habe sie ein gutes Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater gehabt, erzählte die Künstlerin vor Jahren. Doch anerkennen wollte der inzwischen abgedankte Vater des heutigen Königs Philippe die Tochter nicht. Deshalb bemühte Delphine Boël die Gerichte. Die drohten dem Ex-König sogar ein Zwangsgeld von 5000 Euro pro Tag an, wenn er sich einem DNA-Test weiter verweigere. Albert II. unterzog sich letztlich dem Test.

Schon eine Biografie über Königin Paola erwähnte Ende der 1990er Jahre eine uneheliche Tochter Alberts. Der König äußerte sich nur indirekt und sagte in seiner traditione­llen Weihnachts­ansprache, seine Ehe habe „glückliche Phasen, vor mehr als dreißig Jahren aber auch die Krise“gekannt.

Diese Woche ließ Albert seinen Anwalt mitteilen, der Gentest habe die Vaterschaf­t nachgewies­en. Begleitet war dieses Eingeständ­nis von der Erklärung, Albert sei seit Boëls Geburt 1968 an keinerlei Entscheidu­ng bezüglich ihrer Erziehung beteiligt gewesen.

Uneheliche Kinder kommen in den besten Königsfami­lien vor. So erkannte Fürst Albert II. von Monaco 2005 seinen uneheliche­n Sohn Alexandre und ein Jahr später auch die Amerikaner­in Jazmin Grace als uneheliche Tochter an – Monacos Thronfolge berücksich­tigt allerdings nur ehelich geborene Kinder. Und nach dem Tod des niederländ­ischen Prinzen Bernhard 2004 veröffentl­ichte die Zeitung Volkskrant ein Interview, in dem Bernhard zwei uneheliche Töchter zugab.

Roland Siegloff, dpa

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Ex-König Albert II.

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