Wertinger Zeitung

Ford setzt zum Sprung an

Neuvorstel­lung Der „Puma“feiert eine Wiedergebu­rt – als schickes SUV. Warum da sogar die Passagiere schnurren

- VON RUDOLF BÖGEL

Puma? Da war doch was! Richtig, von 1997 bis 2001 gab es ein Auto mit diesem Namen. Aber von wegen Puma, das war mehr ein armseliger Straßenkat­er als ein elegantes Sportcoupé. Und jetzt probiert es Ford wieder mit einem Puma. Dieses Mal mit einem stylischen SUV.

Damals wie heute dient der Fiesta als Grundlage, übertrifft ihn bei den Maßen aber beträchtli­ch. Bei Länge und Radstand legt er mit 14,6 Zentimeter­n respektive 9,5 Zentimeter­n zu, außerdem ist der Puma um sieben Zentimeter breiter. Zugute kommt das den Passagiere­n. Vorne ist Platz wie in einer Limousine, hinten sitzt man wie in einem ordentlich­en Kompaktwag­en.

Hört sich langweilig an. Ist der Puma aber nicht. Alleine von der Optik her. Vorne sieht er aus wie ein hungriger Hai mit seinem nach unten gezogenem Kühler-Maul. Die weit nach oben gerückten Scheinwerf­er-Augen blinzeln dagegen freundlich in die Landschaft und erinnern an den Porsche Cayenne.

Auch im Innenraum haben sich die Designer nicht lumpen lassen. Das Cockpit ist voll digital und flexibel gestaltbar. Schade nur, dass der zentrale 8-Zoll-Bildschirm wie nachträgli­ch auf die Konsole montiert wirkt. Ansonsten viel Hartplasti­k – aber wenigstens keines vom Ramsch-Tisch. Die Sitze sind eher Holzklasse, mit wenig Seitenhalt, dafür aber praktisch: Man kann die Bezüge abnehmen und waschen.

Das ist „simply clever“– und unter diesem Titel die Parade-Diszip

von Skoda. Mit dem Puma überholt Ford die findigen Tschechen. Noch cleverer als die waschbaren Bezüge ist der Kofferraum. Die Gepäckabde­ckung ist direkt an der Heckscheib­e befestigt und geht damit bei höheren Objekten wie Blumenstöc­ken oder dem Golfbag automatisc­h nicht mehr im Weg um. Die Ladehöhe liegt bei 1,11 Metern, die Breite bei einem Meter. Störende Seiteneinb­auten wie Subwoofer oder Erste-Hilfe-Kasten wurden woanders untergebra­cht.

Aber der eigentlich­e Gag verbirgt sich unter dem Boden. Denn dort setzt sich der Kofferraum mit der so genannten Megabox fort. Das ist eine Thermoplas­t-Wanne, die noch mal 81 Liter fasst. Sie hat sogar einen Abfluss wie ein Waschbecke­n. Dreck von schmutzige­n Gummistief­eln oder Wanderschu­hen – einfach die Wanne mit dem Schlauch ausspülen und das Wasser nach dem Öffnen des Stöpsels ablassen. Ob als fahrbare Bar mit Eiswürfeln oder als Transportb­ox für frisch geangelte Fische – der Verwendung­sfantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Die finden sich (noch) bei der Motorisier­ung. Zunächst gibt es den Puma nur mit dem 1,0-Liter-Benziner. Der Dreizylind­er leistet 125 oder 155 PS und wird – wenn gewünscht – von einem MILD-Hylin bridsystem unterstütz­t. Der Startergen­erator wirft kurzfristi­g noch mal bis zu 50 Newtonmete­r Drehmoment in die Waagschale und bügelt so die Leistungsl­öcher weg. Er unterstütz­t beim Anfahren und Segeln und soll für Sprit-Einsparung­en von 10 bis 15 Prozent sorgen.

Na, ja! Beim ersten Praxistest mit der 125-PS-Variante haben wir die prognostiz­ierten 5,4 Liter auf 100 Kilometer nur bergab erreicht. Bei moderater Fahrweise mag man vielleicht bei 6,5 Litern landen. Unser Testfahrze­ug zeigte beim langfristi­gen Verbrauch jedoch 9,5 Liter an. Das ist auch bei dynamische­r Fahrweise zu viel. Denn so kernig wie der künstliche Motorsound klingt ist der Antritt nicht. Der Spaß hielte sich in ganz engen Grenzen, wäre da nicht das feine Fahrwerk. Stramm, straff und präzise huscht man damit durch die Kurven, unangenehm­e Wankneigun­gen gibt es kaum.

Wer mehr Power haben will, muss auf den Puma ST warten. Bei Ford wird darüber noch nicht viel verraten. Aber wenn man die Parallele zum Fiesta zieht, dann dürfte die Leistung bei über 200 PS und das Drehmoment bei knapp 300 Newtonmete­rn liegen. Das würde einen Spurt um die 6,5 Sekunden von 0 auf 100 erlauben.

Preislich startet der Puma bei 23150 Euro als Benziner. Wer hybrid unterwegs sein will, muss mit 26 900 Euro rechnen. Dafür hat man sogar Massagesit­ze für Fahrer- und Beifahrer an Bord – serienmäßi­g! Da schnurrt nicht nur der Puma, sondern auch die Passagiere.

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Foto: Ford Kleine Rassekatze: Fords Neuinterpr­etation des Puma kann sich sehen lassen.

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