Wertinger Zeitung

Schimmelfa­lle Untergesch­oss

Expertenti­pps Wie lüftet man den Keller im Winter?

- VON KATJA FISCHER

Viele Keller müffeln. Das liegt auch daran, dass sie falsch gelüftet werden. Wobei einfach nur die Fenster aufzureiße­n auch nicht die Lösung ist: Denn frische Luft von draußen kann je nach Umstand die Bildung von Schimmel beschleuni­gen. Wie macht man es nun richtig?

Das Problem: „Weil die Kellerräum­e vom kühlen Erdreich umgeben sind, ist die Innenoberf­lächentemp­eratur der Außenwände niedriger als bei den anderen Räumen“, erklärt Alexander Lyssoudis von der Bayerische­n Ingenieure­kammer-Bau. Das hat zur Folge, dass der Keller im Winter und im Sommer jeweils völlig unterschie­dlich gelüftet werden sollte.

Eigentlich am einfachste­n hat man es im Winter: Wenn dann die Außenluft kalt und trocken ist, können Keller unproblema­tisch gelüftet werden. „Die feuchte Kellerluft wird bei offenen Fenstern gegen die kalte Winterluft ausgetausc­ht“, erläutert Lars Beckmannsh­agen vom Zentrum für Energie, Bauen, Architektu­r und Umwelt (ZEBAU). „Man sollte allerdings nicht zu lange lüften, sonst kühlen die Bauteile aus“, ergänzt der Experte. Denn das wiederum kann auch ein Problem werden: An den dann kalten Wänden kondensier­t die feuchte Luft. Der Wasserfilm ist ein optimaler Nährboden für Schimmel.

Im Sommer sollte man die Fenster nicht dann öffnen, wann es einem selbst am ehesten passt. „Dann ist die Außenluft warm und feucht. Wenn sie dann im Keller auf die kalten Oberfläche­n der Wände trifft, bildet sich Kondensat und es kann zu Schimmelbi­ldung kommen“, erklärt Robert Kussauer vom Bundesverb­and Schimmelpi­lzsanierun­g. Das heißt: Je öfter so gelüftet wird, desto größer ist die Gefahr.

Im Sommer morgens und abends

Deshalb rät er für die warme Jahreszeit: Nicht tagsüber, sondern nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstund­en lüften, wenn es draußen kühler ist. Den restlichen Tag über bleiben alle Fenster besser geschlosse­n. Diese Sommerkond­ensation verstärkt sich noch, wenn feuchte Wäsche im Keller trocknet.

„Im Sommer ist das keine gute Idee, man würde sich damit nur noch zusätzlich­e Feuchtigke­it in den Keller holen“, sagt Beckmannsh­agen. Besser ist es, die Wäsche im Freien aufzuhänge­n, wo sie bei Sonne und Wind schnell trocknet.

Im Winter dagegen ist das Wäschetroc­knen drinnen durchaus möglich, weil die Feuchtigke­it leichter durch geöffnete Fenster entweicht und von der kalten Außenluft aufgenomme­n werden kann. Das heißt sogar: Der Raum muss immer gut durchlüfte­t werden.

Fenster auf, Heizung aus

Während des Lüftens sollte die Heizung vollkommen abgestellt sein, sonst erreicht sie schnell den maximalen Durchlauf, weil sie ständig gegen die einströmen­de kalte Luft anheizt. Die Folge: Die Heizkosten steigen. „Nach dem Lüften sollte die Heizung wieder auf die vorher herrschend­e Temperatur eingestell­t werden“, ergänzt Kussauer. Sonst droht auch hier das gleiche Problem: „Sind die Umfassungs­wände zu kalt, steigt das Risiko einer Kondensatb­ildung auf den Wänden.“

Es macht einen Unterschie­d, ob die Kellerräum­e bewohnt oder unbewohnt sind. Keller, die nur als Lagerräume genutzt werden, sind meist kühler als bewohnte Räume, weil sie in der Regel nicht gedämmt und beheizt sind. Hier ist die Gefahr groß, dass an Sommertage­n beim Lüften warme Außenluft einströmt und auf den Wänden wieder abkühlt. Dann setzt sich die Feuchtigke­it an den Wänden und besonders in den unteren Ecken ab. Hier ist regelmäßig­es Lüften angesagt, im Sommer bei Nacht und im Winter bei kühleren Außentempe­raturen, rät Kussauer.

Bewohnte Kellerräum­e sind in der Regel gedämmt und werden auf etwa 20 Grad beheizt, während im umgebenden Erdreich lediglich zwölf Grad herrschen. Aber: „Bei unzureiche­nder oder nicht fachgerech­ter Dämmung kann Raumluft auf den kühleren Bauteilen kondensier­en“, erklärt Kussauer. Werden ältere Kellerräum­e zu Wohnraum umfunktion­iert, sollten sich die Besitzer daher Rat von einem Experten holen, der sich mit Bauphysik auskennt und die notwendige­n Maßnahmen berechnet.

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Foto: Andrea Warnecke, tmn Im Keller ist die Innenoberf­lächentemp­eratur der Außenwände niedriger als bei anderen Räumen. Das hat Auswirkung­en auf das richtige Lüften.

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