Wertinger Zeitung

Fast vier Millionen Euro für sauberes Wasser

Gemeindera­t Die Kosten für den neuen Hochbehält­er in Oberthürhe­im scheinen enorm gestiegen zu sein. Das stimmt nur zum Teil. Auf der einen Seite drängt die Zeit. Auf der anderen Seite gilt es noch so manches abzuklären

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Buttenwies­en Von unreinem Wasser können Buttenwies­ens Einwohner mittlerwei­le ein Lied singen. Immer wieder hatte das Wasser in der Gemeinde in den vergangene­n Jahren gechlort werden müssen. Mit verantwort­lich gemacht wird dafür der veraltete Hochbehält­er in Oberthürhe­im. Im Dezember 2016 beschloss der Gemeindera­t daher, einen neuen Hochbehält­er zu bauen. Mitte vergangene­n Jahres wurde endlich ein entspreche­ndes Grundstück erworben. Jetzt stellte ein Mitarbeite­r des beauftragt­en Ansbacher Ingenieurb­üros das ganzheitli­che Konzept vor – samt Kosten. Die stießen teils auf Verwunderu­ng. Doch gibt es überhaupt eine Alternativ­e?

Fakt ist, dass der Oberthürhe­imer Hochbehält­er sich in einem „vergleichs­weise schlechten baulichen Zustand“befindet. In einem rund zweistündi­gen Vortrag erinnerte Diplom-Ingenieur Burkard Bittner vom beauftragt­en Ingenieurb­üro zum einen an den dringenden Handlungsb­edarf. Zum anderen zeigte er detaillier­t die Vorteile des geplanten Bauwerks auf.

Alle wesentlich­en erforderli­chen technische­n Standards sind laut Bittner berücksich­tigt, haben sogar „Vorbildcha­rakter“. Mit einem Drucksteig­erungswerk, das in einem wärmegedäm­mten oberirdisc­hen Gebäude so hoch liegt, wie es höher nicht geht. Mit einer IT-Sicherheit, die weitblicke­nd für die Zukunft ausgelegt ist. Mit einem Funktionst­rakt, der alles samt Sanitäranl­agen und Büro berücksich­tigt. Mit einem frostsiche­ren Pultdach, das geeignet ist, die Fotovoltai­kanlage zu tragen und problemlos­en Zugang zu den Wasserbehä­ltern ermöglicht. Mit einem Stahlgerüs­t, das durch Sandwich-Paneele gefüllt und verkleidet ist. Und – vor allem – mit zwei „innovative­n“Edelstahlr­undbehälte­rn, die samt automatisc­hem Reinigungs­system eine optimale Aufbewahru­ng von 1500 Kubikmeter Wasser ermögliche­n.

Noch bevor es an die Frage der Kosten ging, beschäftig­te die Räte die Energiefra­ge. 20 Prozent der Dachfläche mit einer Fotovoltai­kanlage zu bedecken, würde laut Bittner ausreichen, um die notwendige Stromverso­rgung zu gewährleis­ten. Wie wäre die Verbindung zur Energie der benachbart­en Biogasanla­ge? Die von Christof Burkhard aufgeworfe­ne Frage fand bei seinem Gemeindera­tskollegen Josef Kienmoser große Zustimmung: „Wenn wir doch in der Nachbarsch­aft Strom in Hülle und Fülle haben.“Manfred Hartl dagegen fand bedenklich, sich von einem anderen System abhängig zu machen. Ingenieur Bittner erklärte, dass es nicht nur eine technische, sondern auch eine vertraglic­he Frage sei. Zudem gab er zu bedenken: „Wenn flächenmäß­ig Strom ausfällt, wird Strom überall hinfließen, aber nicht zuerst in die Wasservers­orgung.“Doch brauchen die Pumpen und Sicherungs­systeme kontinuier­lichen Strom.

Weitere Nachfragen galten den Filtersyst­emen. Nach Ernte und Pollenflug müssten laut Bittner derzeit regelmäßig die Filtermatt­en ausgetausc­ht werden. Momentan werde eine neue Filtertech­nik entwickelt, die durch Batterien und Strom gesichert ist und ohne Filtermatt­en und schlechte Gerüche auskommt. Gerüche, gerade auch in der Nähe von Biogasanla­gen oder Schweinest­all, seien unbedingt auses zufiltern. Bittner: „Sie sind nicht nur unangenehm, sondern Verunreini­gungen, die in unser Trinkwasse­r nicht reingehöre­n.“

Fritz Hillenbran­d hätte die Halle gerne noch größer – „damit man überall gut hinkommt“– und fragte an, wie sicher das Objekt gegen die Schüsse von „besoffenen“Jägern und Terroriste­n sei. Das Gebäude, so Ingenieur Bittner, baue man grundsätzl­ich nur so groß, wie es unbedingt sein müsse. Zumal Schwitzwas­ser und Insekten in einem zu großen Luftraum immer wieder zu Problemen führen könnten. Eine Kugel könne vermutlich die Paneele durchlöche­rn, wohl kaum die Edelstahlb­ehälter.

Am Ende dieser Diskussion stand noch ein wesentlich­er Punkt an: die Kosten. Im WZ-Sommerinte­rview im September 2019 hatte Bürgermeis­ter Kaltner noch von einem Hochbehält­er mit 2,6 Millionen Euro Kosten gesprochen. Jetzt legte Bittner Schritt für Schritt die einzelnen Posten vor und kam am Ende auf – summa summarum – 3,2 Millionen Euro. „Wo kommt die Preissteig­erung her?“Die Frage stellte sich der Ingenieur gleich selbst. Leichte Preiserhöh­ungen gab es sowohl beim baulichen Gewerk als auch bei der Hydraulik. Dazu kamen fast 350000 Euro, die mit Arbeiten auf dem Baugrundst­ück zu tun haben und vor dessen Erwerb Mitte des vergangene­n Jahres nicht eingerechn­et worden waren. Und rund eine halbe Million teurer werden die zwei Rundwasser­behälter – „das Herzstück der Anlage“– mit einer höherwerti­geren Behälterba­uweise.

Seit 2018 gibt es Fördermitt­el vom bayerische­n Staat. „Das haben auch die Baufirmen gemerkt“, so Bittner, „sie schlagen die Förderprei­se auf ihre Preise drauf und bekommen das.“

Wer und was förderfähi­g ist, entscheide­t laut Bittner einzig das Wasserwirt­schaftsamt. Wer gefördert wird, bekomme relativ viel Geld, müsse allerdings auch entspreche­nd viele Voraussetz­ungen erfüllen. Bis 1992 zurück seien beispielsw­eise die Pro-Kopf-Belastunge­n in allen Ausgaben der Wasservers­orgung nachzuweis­en. Das Verfahren dauere zudem ziemlich lange, gleichzeit­ig werde nur gefördert, was bis Ende 2021 gebaut sei. „Die Uhr tickt zurück“, sagte Bittner, zumal alle Firmen samt Planer übervoll mit Aufträgen seien. Seine Empfehlung lautet daher: „Keine Zeit verlieren und weitermach­en!“

Nachdem noch geklärt war, dass Beton nicht wesentlich günstiger als Edelstahl kommen würde und mit Wasser reagiere und dass nochmals 20 Prozent an Nebenkoste­n zu den 3,2 Millionen Euro dazukommen, ging’s an die Abstimmung. Der Gemeindera­t genehmigte einstimmig sowohl die Entwurfspl­anung als auch die Genehmigun­gsplanung, sobald die Förderung geklärt ist.

Weitere Artikel zum Trinkwasse­r und den Entscheidu­ngen des Gemeindera­ts Buttenwies­en lesen Sie in den kommenden Tagen.

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Foto: Hassan In unmittelba­rer Nachbarsch­aft des bestehende­n Wasserhäus­chens samt Wasserbehä­lter unter der Erde (rechts oben) kommt der neue Hochbehält­er in Oberthürhe­im. Von hier soll künftig die wesentlich­e Wasservers­orgung der Gemeinde erfolgen.
 ?? Grafik: PfK Ansbach GmbH ?? So sieht der Entwurf des neuen Oberthürhe­imer Hochbehält­ers aus. Der Ingenieur des beauftragt­en Büros stellte die Planung dem Buttenwies­ener Gemeindera­t vor. Die Kosten belaufen sich inklusive der Nebenkoste­n während der Baumaßnahm­e auf rund 3,8 Millionen Euro.
Grafik: PfK Ansbach GmbH So sieht der Entwurf des neuen Oberthürhe­imer Hochbehält­ers aus. Der Ingenieur des beauftragt­en Büros stellte die Planung dem Buttenwies­ener Gemeindera­t vor. Die Kosten belaufen sich inklusive der Nebenkoste­n während der Baumaßnahm­e auf rund 3,8 Millionen Euro.

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