Fast vier Millionen Euro für sauberes Wasser
Gemeinderat Die Kosten für den neuen Hochbehälter in Oberthürheim scheinen enorm gestiegen zu sein. Das stimmt nur zum Teil. Auf der einen Seite drängt die Zeit. Auf der anderen Seite gilt es noch so manches abzuklären
Buttenwiesen Von unreinem Wasser können Buttenwiesens Einwohner mittlerweile ein Lied singen. Immer wieder hatte das Wasser in der Gemeinde in den vergangenen Jahren gechlort werden müssen. Mit verantwortlich gemacht wird dafür der veraltete Hochbehälter in Oberthürheim. Im Dezember 2016 beschloss der Gemeinderat daher, einen neuen Hochbehälter zu bauen. Mitte vergangenen Jahres wurde endlich ein entsprechendes Grundstück erworben. Jetzt stellte ein Mitarbeiter des beauftragten Ansbacher Ingenieurbüros das ganzheitliche Konzept vor – samt Kosten. Die stießen teils auf Verwunderung. Doch gibt es überhaupt eine Alternative?
Fakt ist, dass der Oberthürheimer Hochbehälter sich in einem „vergleichsweise schlechten baulichen Zustand“befindet. In einem rund zweistündigen Vortrag erinnerte Diplom-Ingenieur Burkard Bittner vom beauftragten Ingenieurbüro zum einen an den dringenden Handlungsbedarf. Zum anderen zeigte er detailliert die Vorteile des geplanten Bauwerks auf.
Alle wesentlichen erforderlichen technischen Standards sind laut Bittner berücksichtigt, haben sogar „Vorbildcharakter“. Mit einem Drucksteigerungswerk, das in einem wärmegedämmten oberirdischen Gebäude so hoch liegt, wie es höher nicht geht. Mit einer IT-Sicherheit, die weitblickend für die Zukunft ausgelegt ist. Mit einem Funktionstrakt, der alles samt Sanitäranlagen und Büro berücksichtigt. Mit einem frostsicheren Pultdach, das geeignet ist, die Fotovoltaikanlage zu tragen und problemlosen Zugang zu den Wasserbehältern ermöglicht. Mit einem Stahlgerüst, das durch Sandwich-Paneele gefüllt und verkleidet ist. Und – vor allem – mit zwei „innovativen“Edelstahlrundbehältern, die samt automatischem Reinigungssystem eine optimale Aufbewahrung von 1500 Kubikmeter Wasser ermöglichen.
Noch bevor es an die Frage der Kosten ging, beschäftigte die Räte die Energiefrage. 20 Prozent der Dachfläche mit einer Fotovoltaikanlage zu bedecken, würde laut Bittner ausreichen, um die notwendige Stromversorgung zu gewährleisten. Wie wäre die Verbindung zur Energie der benachbarten Biogasanlage? Die von Christof Burkhard aufgeworfene Frage fand bei seinem Gemeinderatskollegen Josef Kienmoser große Zustimmung: „Wenn wir doch in der Nachbarschaft Strom in Hülle und Fülle haben.“Manfred Hartl dagegen fand bedenklich, sich von einem anderen System abhängig zu machen. Ingenieur Bittner erklärte, dass es nicht nur eine technische, sondern auch eine vertragliche Frage sei. Zudem gab er zu bedenken: „Wenn flächenmäßig Strom ausfällt, wird Strom überall hinfließen, aber nicht zuerst in die Wasserversorgung.“Doch brauchen die Pumpen und Sicherungssysteme kontinuierlichen Strom.
Weitere Nachfragen galten den Filtersystemen. Nach Ernte und Pollenflug müssten laut Bittner derzeit regelmäßig die Filtermatten ausgetauscht werden. Momentan werde eine neue Filtertechnik entwickelt, die durch Batterien und Strom gesichert ist und ohne Filtermatten und schlechte Gerüche auskommt. Gerüche, gerade auch in der Nähe von Biogasanlagen oder Schweinestall, seien unbedingt auses zufiltern. Bittner: „Sie sind nicht nur unangenehm, sondern Verunreinigungen, die in unser Trinkwasser nicht reingehören.“
Fritz Hillenbrand hätte die Halle gerne noch größer – „damit man überall gut hinkommt“– und fragte an, wie sicher das Objekt gegen die Schüsse von „besoffenen“Jägern und Terroristen sei. Das Gebäude, so Ingenieur Bittner, baue man grundsätzlich nur so groß, wie es unbedingt sein müsse. Zumal Schwitzwasser und Insekten in einem zu großen Luftraum immer wieder zu Problemen führen könnten. Eine Kugel könne vermutlich die Paneele durchlöchern, wohl kaum die Edelstahlbehälter.
Am Ende dieser Diskussion stand noch ein wesentlicher Punkt an: die Kosten. Im WZ-Sommerinterview im September 2019 hatte Bürgermeister Kaltner noch von einem Hochbehälter mit 2,6 Millionen Euro Kosten gesprochen. Jetzt legte Bittner Schritt für Schritt die einzelnen Posten vor und kam am Ende auf – summa summarum – 3,2 Millionen Euro. „Wo kommt die Preissteigerung her?“Die Frage stellte sich der Ingenieur gleich selbst. Leichte Preiserhöhungen gab es sowohl beim baulichen Gewerk als auch bei der Hydraulik. Dazu kamen fast 350000 Euro, die mit Arbeiten auf dem Baugrundstück zu tun haben und vor dessen Erwerb Mitte des vergangenen Jahres nicht eingerechnet worden waren. Und rund eine halbe Million teurer werden die zwei Rundwasserbehälter – „das Herzstück der Anlage“– mit einer höherwertigeren Behälterbauweise.
Seit 2018 gibt es Fördermittel vom bayerischen Staat. „Das haben auch die Baufirmen gemerkt“, so Bittner, „sie schlagen die Förderpreise auf ihre Preise drauf und bekommen das.“
Wer und was förderfähig ist, entscheidet laut Bittner einzig das Wasserwirtschaftsamt. Wer gefördert wird, bekomme relativ viel Geld, müsse allerdings auch entsprechend viele Voraussetzungen erfüllen. Bis 1992 zurück seien beispielsweise die Pro-Kopf-Belastungen in allen Ausgaben der Wasserversorgung nachzuweisen. Das Verfahren dauere zudem ziemlich lange, gleichzeitig werde nur gefördert, was bis Ende 2021 gebaut sei. „Die Uhr tickt zurück“, sagte Bittner, zumal alle Firmen samt Planer übervoll mit Aufträgen seien. Seine Empfehlung lautet daher: „Keine Zeit verlieren und weitermachen!“
Nachdem noch geklärt war, dass Beton nicht wesentlich günstiger als Edelstahl kommen würde und mit Wasser reagiere und dass nochmals 20 Prozent an Nebenkosten zu den 3,2 Millionen Euro dazukommen, ging’s an die Abstimmung. Der Gemeinderat genehmigte einstimmig sowohl die Entwurfsplanung als auch die Genehmigungsplanung, sobald die Förderung geklärt ist.
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