Wertinger Zeitung

Mit Komplettra­sur gedroht: „So etwas ist noch nie vorgefalle­n“

Handwerk Eine Kundin streitet sich so sehr mit einer Friseurin in Wertingen, bis die zuschlägt. Das sagt der Innungsmei­ster Willi Uhl aus Nördlingen dazu

- VON CORDULA HOMANN

Wertingen/Nördlingen Dieser Streit sorgt für Furore: Wie wir berichtet haben, hat es am Freitagnac­hmittag zwischen einer Kundin und einer Friseurin in einem Salon in Wertingen eine Auseinande­rsetzung gegeben. Eine 22-Jährige hatte sich die Haare färben lassen. Nachdem die Farbe nicht das gewünschte Ergebnis erzielt hatte, wurde nachgebess­ert, berichtete die Polizeiins­pektion Dillingen. Beim Bezahlen aber spitzte sich die Diskussion der beiden Frauen so zu, dass die Friseurin ihre Kundin auf die Wange schlug und beleidigte. Zudem drohte die Friseurin mit einer Rasur der kompletten Haarpracht, sollte die 22-Jährige den geforderte­n Geldbetrag nicht begleichen. Die Friseurin erwartet nun eine Anzeige.

Allein auf Facebook erreichten uns zu dieser Nachricht mehr als 50 Kommentare. Darunter: „War wohl der falsche Friseur“, „ich lach’ mich tot“, „das kann ich mir göttlich vorstellen“, „oha, die hat sie nicht mehr

„kannst du dich nicht mal zusammenre­ißen“oder „wie dumm muss man sein, lieber Gott, Hilfe“.

Innungsmei­ster für die Friseure in Nordschwab­en ist Willi Uhl. Der 59-Jährige hat einen Salon in Nördlingen. So ein Streit wie in Wertingen sei seines Wissens noch nie vorgefalle­n, betont er. Vor allem sehr junge Kundinnen wüssten genau, wie ihre künftige Frisur aussehen soll. „Sie bringen ihre Handys mit und zeigen, was sie wollen.“Derzeit besonders angesagt sei Balayage. „Da werden verschiede­ne Blondtöne in das Haar gezogen. Das dauert zwei bis drei Stunden“, erklärt Uhl. Extensions, also künstliche Haare, seien sehr teuer und würden weniger verlangt. Auch grelle Farben wie etwa das knallige Grün von Sängerin Billie Eilish bei der GrammyVerl­eihung werde kaum nachgefrag­t. Stattdesse­n ist Grau immer noch ein Trend. „Das ist sehr aufwendig. Um Haare grau zu färben, muss man sich gut auskennen.“Männer lassen im Schnitt rund 25 Euro beim Friseur (waschen, schneiden, föhnen), Frauen mit Schnitt und Farbe zwischen 70 und 80 Euro.

Insgesamt gibt es in Nordschwab­en immer mehr Friseure, aber immer weniger Personal. Vor allem 18-jährige Friseur-Gesellinne­n würden oft den Meister machen. „Das dauert nur viereinhal­b Monate und die meisten bestehen den Meister auch, weil sie das Lernen noch von der Gesellenpr­üfung gewohnt sind“, erklärt der Innungsmei­ster. Auch er hat unter seinen zwölf Mitarbeite­rn Meister. Sie würden etwas mehr verdienen als die Kollegen. „Aber mit dem Meister selbst fehlt ja immer noch die fachliche Erfahrung.“Wer dann mehr Gehalt erhofft und nicht bekommt, mache sich selbststän­dig oder arbeite schwarz, beklagt Uhl.

„Wir müssten von den Kunden viel mehr Geld verlangen, um unser Personal besser bezahlen zu können. Damit die Mitarbeite­r richtig Spaß an der Arbeit haben. Mikrobetri­ebe machen vieles kaputt.“Und die große Konkurrenz. So werbe etwa Varalle“, ta in Nördlingen gerade sehr viele Menschen aus verschiede­nen Betrieben ab. Dort sei im VierSchich­t-Betrieb am Fließband einfach viel mehr Geld zu verdienen.

 ?? Symbolfoto: Susann Prautsch/dpa ?? Eine Tasche voller Friseurute­nsilien. In Wertingen beim Friseur gab es kürzlich heftigen Streit mit einer unzufriede­nen Kundin.
Symbolfoto: Susann Prautsch/dpa Eine Tasche voller Friseurute­nsilien. In Wertingen beim Friseur gab es kürzlich heftigen Streit mit einer unzufriede­nen Kundin.

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