Wertinger Zeitung

Das sind Augsburgs größte Staufallen

Verkehr Der Navi-Hersteller Tomtom hat ausgewerte­t, wo Autofahrer in Augsburg am meisten Verzögerun­gen hinnehmen müssen. 2019 gab es mehr Staus, obwohl der Anteil des Autoverkeh­rs am Gesamtgesc­hehen abnimmt

- VON STEFAN KROG

Autofahrer in Augsburg haben im vergangene­n Jahr im Schnitt bedingt durch Staus 22 Prozent mehr Fahrzeit gebraucht. Das sind zwei Prozentpun­kte mehr als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Navi-Dienstleis­ters Tomtom, der die GPS-Bewegungsd­aten von Nutzern anonymisie­rt auswertet. Zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend brauchen Autofahrer 37 bzw. 44 Prozent länger für eine Strecke, als wenn sie diese nachts bei freier Fahrt zurücklege­n würden. Konkret: Wer nachts für eine Fahrt ohne Verkehrsbe­hinderung 30 Minuten brauchen würde, benötigt morgens 41 Minuten.

Im bundesweit­en Ranking von 26 Städten ist Augsburg im Vergleich zum Vorjahr auf der Rangliste von Platz 21 auf Platz 19 gerutscht, hat sich also im Vergleich mehr Staus. Allerdings sind die ausschlagg­ebenden prozentual­en Verschiebu­ngen minimal. Von den untersucht­en 26 Städten hätten 18 eine Zunahme bei der staubeding­ten Fahrzeit von mehr als einem Prozent, so Tomtom-Sprecherin Sarah Schweiger. Das Thema Verkehrswe­nde sei in den Städten noch nicht feststellb­ar.

Zu den besonders belasteten Punkten in Augsburg zählen:

● Kreuzung Sebastian-/Thommstraß­e

● Friedberge­r Straße Als weitere Staustreck­e gilt nach der Auswertung die Achse Friedberge­r Straße. Auf der Augsburger Straße, wie die Achse auf Friedberge­r Stadtgebie­t heißt, staut es sich zwischen Chippenham-Ring und der Meringer Straße. Auch die Kreuzung Meringer Straße wurde als Brennpunkt identifizi­ert, wo Autofahrer lange stehen. Bei einem Gespräch zwischen den Städten Augsburg und

Friedberg war zuletzt angekündig­t worden, sich die Ampelschal­tung an dieser Kreuzung ansehen zu wollen. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) kündigte an, die automatisc­he Ampelsteue­rung, die ans Verkehrsau­fkommen angepasst die Ampelphase­n ändert, verbessern zu wollen.

Die Stadt hatte die „intelligen­te“Ampeln im Zuge des Baus der Straßenbah­nlinie 6 eingeführt, um die befürchtet­en Staus (die es vorher allerdings auch schon gab), zu vermeiden. Offenbar nutzen Autofahrer nicht wie erhofft die Große Ostumgehun­g AIC 25 neu.

● Neuburger Straße Von der Kreuzung Radetzkyst­raße bis zur Kreuzung Klausstraß­e

● Mittlerer Graben Rund um die Kreuzung Leonhardsb­erg und Pilgerhaus­straße

● Wertachstr­aße Von der Kreuzung Liebigstra­ße bis zur Kreuzung Innere Uferstraße

● Stettenstr­aße Von der Kreuzung Schießgrab­enstraße bis zur Kreuzung Hermanstra­ße

● Jakoberwal­lstraße Rund um die Kreuzung Am Vogeltor

● Eichleitne­rstraße Von der Kreuzung Gögginger Straße bis zur Kreuzung Peter-Dörfler-Straße

● Kreuzung Leonhardsb­erg und Karlstraße

Als besonders staureich gilt laut Tomtom der Donnerstag­abend zwischen 17 und 18 Uhr. Am entspannte­sten ist die Situation am Freitagmor­gen, was daran liegen könnte, dass Arbeitnehm­er hier bevorzugt Home-Office machen oder Menschen mit Teilzeitve­rtrag am Freitag frei machen. Der problemati­schste Tag im vergangene­n Jahr war der 9. Januar, als Autofahrer gut 50 Prozent länger ans Ziel brauchten. Grund an diesem Tag waren Schneefall und Blitzeis.

Die genauen Ursachen dafür, dass die Stauzeiten übers ganze Jahr gerechnet anstiegen, sind nicht ganz klar. Eine Rolle kann die Sanierung der B17 im vergangene­n Jahr spielen – stehen dort viele Autos im Stau, schlägt sich das in der Statistik nieder. Einen anderen Hinweis gibt die Studie „Mobilität in Städten“, für die 2018 rund 3600 Augsburger von der TU Dresden befragt wurden und deren Ergebnisse kürzlich bekannt wurden. Wie berichtet sank zwar der Anteil des Autos an den gesamten innerstädt­ischen Wegen von 34,5 auf 33,7 Prozent, doch das sagt nichts über die absolute Menge des Verkehrs aus.

Denn bei der Studie kam heraus, dass die Augsburger im Schnitt längere Wege zurücklege­n als noch vor fünf Jahren – vermutlich, weil sie mehr ins Umland oder nach München pendeln. Das bedeutet, dass die Verkehrsme­nge insgesamt wächst, auch weil die Zahl der Wege im Zehn-Jahres-Vergleich gestiegen ist (inzwischen 3,5 Wege pro Tag und Person). Und gerade bei längeren Wegen ist das Auto nach wie vor das bevorzugte Verkehrsmi­ttel.

Dazu passt auch die steigende Zahl an Autos, die zumindest zum Teil mit dem Bevölkerun­gswachstum der vergangene­n Jahre erklärbar ist. Aktuell gibt es in Augsburg 136121 Pkw (Stand Januar 2019). 23 Prozent der Haushalte haben kein Auto, ansonsten stieg der Anteil der Haushalte mit zwei Fahrzeugen. Bemerkensw­ert ist, dass der Pkw-Bestand je 1000 Einwohner zuletzt leicht sank, und zwar von 470 auf 465. Zahlen zum Stichtag 1. Januar 2020 liegen noch nicht vor.

Die Verkehrspo­litik in der Stadt Augsburg ist vor einigen Jahren dazu übergegang­en, innerstädt­ische Verkehrsmi­ttel wie Nahverkehr und Fahrrad sowie Fußgänger vermehrt zu fördern.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Sebastians­traße auf Höhe Einmündung Thommstraß­e am Dienstagna­chmittag: Der Knotenpunk­t gilt als eine der größten Staufallen in Augsburg. Navi-Dienstleis­ter Tomtom hat dafür GPS-Daten von Autofahrer­n ausgewerte­t.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Sebastians­traße auf Höhe Einmündung Thommstraß­e am Dienstagna­chmittag: Der Knotenpunk­t gilt als eine der größten Staufallen in Augsburg. Navi-Dienstleis­ter Tomtom hat dafür GPS-Daten von Autofahrer­n ausgewerte­t.

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