Wertinger Zeitung

Trumps Plan ist besser als sein Ruf

Der US-Präsident steht fest an der Seite Israels und öffnet den Palästinen­sern doch die Tür zu einer Lösung mit zwei Staaten. Frieden aber muss man auch wollen

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Frieden ist auch eine Frage des Wollens. So klar sich Donald Trump mit seinem Masterplan für ein neues Miteinande­r auch an die Seite Israels stellt: Für die Palästinen­ser ist sein umstritten­es Vorschlags­paket die vielleicht letzte Gelegenhei­t, zu einem eigenen Staat zu kommen. Verweigern sie sich, wie ihr Präsident Mahmud Abbas es androht, wird sich am Status quo so schnell nichts ändern, zumindest nicht zum Vorteil der Palästinen­ser. Dass bei der Präsentati­on des Planes die Botschafte­r aus dem Oman, den Emiraten und Bahrain im Saal saßen, war ja kein Zufall: In der arabischen Welt hat Abbas stark an Rückhalt verloren. Verglichen mit der Bedrohung durch den Iran sind die Probleme der Palästinen­ser für viele Länder der Region nur noch eine nervige Nebensache.

Politik beginnt mit dem Betrachten

der Realitäten – und dazu gehört die Einsicht, dass Israel schon um seiner Sicherheit willen weder den Golan noch das Jordantal preisgeben kann und auch die jüdischen Siedlungen nicht räumen wird. Indem er dies akzeptiert und den Palästinen­sern dafür neue, mehrheitli­ch von Arabern bewohnte Gebiete anbietet, bricht Trump radikal mit der Logik aller bisherigen Initiative­n. Im israelisch-palästinen­sischen Alltag spielt die Siedlungsf­rage ohnehin nur eine untergeord­nete Rolle, weil beide Seiten sich in ihrer gegenwärti­gen Nachbarsch­aft ganz gut eingericht­et haben. Hamas und Fatah dagegen, die mächtigste­n Organisati­onen der Palästinen­ser, beziehen ihre ganze Legitimati­on aus der Gegnerscha­ft zu Israel. Die Siedlerfra­ge ist für sie nur Mittel zum Zweck – nämlich den Konflikt am Kochen zu halten.

Dass auch viele Palästinen­ser diese Politik der gezielten Eskalation nicht mehr unterstütz­en, haben die Proteste in Gaza gezeigt, die die islamistis­che Hamas brutal niedergesc­hlagen hat. Der Ärger über die hohe Arbeitslos­igkeit sitzt dort so tief wie der Zorn auf die Hamas, die mit Hilfsgelde­rn Waffen kauft, statt Wasserleit­ungen, Klärwerke und Schulen zu bauen. In diese Lücke zielt Trump mit dem Angebot, die Palästinen­ser mit 50 Milliarden Dollar zu fördern, sobald sie ihren Frieden mit Israel machen und der Gewalt abschwören. Ohne diese Anschubfin­anzierung sähe ein souveräner palästinen­sischer Staat ja nicht viel anders aus als der palästinen­sische Möchtegern-Staat heute: Regiert von einer korrupten Funktionär­sclique, die keine Wahlen mehr erlaubt, abhängig von israelisch­en Strom- und Wasserlief­erungen, ohne sichtbare eigene Wirtschaft, ohne funktionie­rende Verwaltung, ohne eigene Währung auch. Armut wird so nicht beseitigt, sondern nur zementiert.

Indem er die Palästinen­ser bei den Gesprächen über seinen Friedenspl­an

weitgehend außen vor gelassen hat, hat Donald Trump sie natürlich provoziert. Das Ultimatum allerdings, das er ihnen nun stellt, hat trotzdem seine Berechtigu­ng: Es zwingt die Palästinen­ser, sich zu entscheide­n: Zwei-StaatenLös­ung – oder selbst gewählte Isolation? Israel, die einzige Demokratie des Nahen Ostens, ist ökonomisch, politisch und militärisc­h stark genug, um sich auch in der gegenwärti­gen Situation zu behaupten, es braucht diesen Frieden weit weniger als die Palästinen­ser.

Die Solidaritä­t der alten arabischen Verbündete­n ist endlich, das haben die vergangene­n Monate gezeigt – und das weiß auch Abbas, dessen Macht immer weiter erodiert. Mag sein, dass der 84-Jährige seinen Widerstand gegen alles, was aus den USA und namentlich von Donald Trump kommt, nicht mehr aufgeben wird. Spätestens sein Nachfolger jedoch wird sich fragen müssen, wo und wie die Palästinen­ser in den kommenden Jahrzehnte­n leben wollen. Trumps Plan ist nicht das Ende eines Prozesses, sondern erst der Anfang.

Keine Wirtschaft, keine Verwaltung, keine Währung

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