Pandemien und Epidemien vor dem Coronavirus: Wie gefährlich waren Sars, Ehec oder Schweinegrippe?
neues Virus – und doch alles gar nicht so neu: Immer wieder grassiert plötzlich eine neue Krankheiten. Man spricht von Epidemien (örtlich begrenzt) und Pandemien (weltweit).
● Sars Die Pandemie von 2002/03 wird oft mit dem aktuellen Fall verglichen, weil auch Sars durch ein Virus aus der Familie der Coronaviren ausgelöst wird. Erste Fälle gab es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) im November 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong. Im Februar 2003 brachte ein infizierter Arzt den Erreger in ein Hongkonger Hotel. Von dort breitete sich das Virus weltweit aus. Insgesamt steckten sich mehr als 8400 Menschen an. Laut WHO starben zwischen 1. November 2002 und 31. Juli 2003 774 Menschen, die meisten in China (349) und Hongkong (299). In Deutschland gab es in diesem Zeitraum neun Fälle, keiner verlief tödlich.
● Schweinegrippe Das Schweinegrippe-Virus heißt eigentlich H1N1 und wurde in der Form, wie es 2009 grassierte, nie bei Schweinen nachgewiesen. Im April 2009 schlug die WHO Alarm, als sich das Virus in Mexiko und letztendlich in 214 Ländern verbreitete. Ab Oktober 2009 stand ein Impfstoff bereit. Zuerst war die Nachfrage in Deutschland groß – dann stellte sich heraus, dass die Grippe milder verEin lief als befürchtet. 2011 entsorgte der Bund Millionen Impfdosen – das Haltbarkeitsdatum war abgelaufen. Trotzdem: H1N1 war 2009 und 2010 verantwortlich für weltweit mehr als 18 000 Todesfälle. Auch an der gewöhnlichen Grippe sterben Menschen – doch laut Robert-Koch-Institut (RKI) unterschied sich die Pandemie von der jährlichen Grippewelle. So starben viele, die vor der Infektion gesund waren: Bei einem Fünftel waren keine Vorerkrankungen bekannt. Am 10. August 2010 erklärte die WHO die Pandemie für beendet.
● Influenza Am Anfang jedes Jahres – es ist bestimmt bald wieder so weit – droht die Grippewelle. Sie dauert laut RKI normalerweise acht bis zehn Wochen. In dieser Zeit infizieren sich etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen. Allerdings schwankt die Stärke der Grippewelle stark. Unterschätzt werden sollte sie nicht: Laut RKI starben in Deutschland 2017/18 durch die extreme Grippewelle 25 000 Menschen. Gefährlich ist die Influenza vor allem für Ältere. Das RKI empfiehlt Menschen ab 60 Jahren sowie Schwangeren und Menschen mit chronischen Krankheiten eine Impfung.
● Ehec Im Mai 2011 erkrankten mindestens 3800 Menschen in Deutschland am Darmkeim Ehec, 53 von ihnen
starben an den Folgen. Eine erste Untersuchung hatte ergeben, dass die Erkrankten überdurchschnittlich oft Salat, rohe Gurken und Tomaten gegessen hatten – die Behörden warnten deshalb vor dem Verzehr. Später nahmen RKI und Bundesinstitut für Risikobewertung diese Warnung zurück: Wahrscheinlich stammten die Ehec-Bakterien nicht von Gurken, sondern von aus Ägypten importierten BockshornkleeSamen. Am 26. Juli 2011 erklärte das RKI die Epidemie für beendet.
● Zika-Virus Viele Menschen, die sich mit dem durch Mücken übertragenen Zika-Virus infizieren, merken es gar nicht. Gefährlich ist die Krankheit
wohl vor allem für Schwangere und deren ungeborene Kinder. In Brasilien stieg 2015 mit der Zahl der Zika-Infizierten auch die Zahl der Fälle von Mikrozephalie bei Neugeborenen. 3000 Kinder kamen mit der Hirn-Fehlbildung zur Welt, offenbar wegen einer Infektion der Mutter. Die WHO rief eine gesundheitliche Notlage aus. Experten fürchteten, dass aus der Epidemie eine Pandemie werden könnte – vor allem wenn zu den Olympischen Spielen 2016 Millionen Touristen nach Rio de Janeiro kommen würden. Die Spiele fanden letztendlich wie geplant statt. Im November 2018 erklärte die WHO die Notlage für beendet. (jako)