Große Baustellen in Sicht
Mobilität Bahn investiert 12,2 Milliarden Euro in ihr Schienennetz
Berlin Bevor es besser rollt, rollt es erst mal langsamer: Kunden der Deutschen Bahn müssen sich in diesem Jahr wieder auf zahlreiche Bauarbeiten einstellen, die den Verkehr ausbremsen. Insgesamt will der Konzern rund 1800 Kilometer Gleise erneuern sowie 160 Brücken modernisieren. Zudem sind Bauarbeiten an mehr als 800 Bahnhöfen und Stationen geplant.
Eines der größten Projekte wird dabei die geplante Erneuerung der Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart. Rund 190 Kilometer Gleise sollen erneuert, der Schotter ausgetauscht, Weichen und Oberleitungen saniert werden. Vom 10. April bis Ende Oktober müssen die täglich 66 000 Reisenden auf der Strecke 45 Minuten mehr einkalkulieren, weil die Züge umgeleitet werden. „Nur auf dieser Baustelle verbauen wir 183 Millionen Euro“, sagte Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla am Mittwoch in Berlin.
Der Konzern plant, heuer insgesamt rund 12,2 Milliarden Euro in die Infrastruktur zu investieren. Das wären rund 1,5 Milliarden Euro mehr als 2019 und die größte Stumme, die jemals für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung gestanden hat, sagte Pofalla.
Der größte Teil, rund 5,4 Milliarden Euro, stammt aus der aktuellen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV), die die Bahn mit dem Bund geschlossen hat, um die Infrastruktur zu erneuern. 2,2 weitere Milliarden Euro kommen aus dem Bundeshaushalt. Sie sollen für den Aus- und Neubau eingesetzt werden, etwa die aktuell laufende Elektrifizierung der Strecke München–Lindau durch das Allgäu.
Die Infrastruktur der Bahn gilt als marode, jahrelang wurde zu wenig für ihren Erhalt getan. Das soll sich ändern. „Mit den Rekordinvestitionen werden wir bis 2030 das gesamte Netz modernisieren und durchsanieren und damit den Rückstau abbauen“, sagte Pofalla. Dafür stehen ihm allein aus der LuFV für die kommenden zehn Jahre mehr als 86 Milliarden Euro zur Verfügung. Verkehrsexperten warnen allerdings, dass diese Summe bei weitem nicht ausreicht.
Probleme hat die Bahn nicht nur mit ihren alten Gleisen, Weichen, Signalanlagen, Brücken und Bahnhöfen. Sie braucht auch neue Züge. Eigentlich sollte die Industrie jetzt weitere 25 nagelneue doppelstöckige Intercity ausliefern. Aber die Bahn AG will sie wegen technischer Mängel nicht vom Hersteller Bombardier Transportation abnehmen. Der räumte selbst ein, dass die Züge vom Typ IC2 „aktuell nicht mit der von der DB und von Bombardier selbst erwarteten Zuverlässigkeit im Betrieb sind“. Die Probleme hatten sich bereits vor einem Jahr angedeutet und sollten eigentlich 2020 behoben sein. Die DB AG prüft nun alle rechtlichen Mittel und erhöht den Druck auf Bombardier. Die Süddeutsche Zeitung zitierte aus internen Bahndokumenten, die unter anderem beschreiben, dass das Betriebssystem des Zuges regelmäßig zusammenbricht. Lokführer müssten eine Stunde vor Abfahrt am Zug sein, um es zu starten.