Wertinger Zeitung

Für das Kind im Mann

Messe Spielzeug ist längst nicht mehr nur für Kinder. Lego macht heute schon zehn Prozent seines Umsatzes mit Baustein-Sets für Erwachsene. Und der Marktführe­r auf dem deutschen Spielzeugm­arkt will noch deutlich mehr

- VOn mATTHIAS ZImmERmAnn

Nürnberg/Augsburg Das Taschengel­d allein reicht dafür nicht: Rund 3,4 Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangene­n Jahr für Spielzeug ausgegeben. Das ist drei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und ein wachsender Anteil dieser Spielwaren ist nicht für das Kinderzimm­er gedacht. Das wissen auch die Hersteller und haben ihre Produktlin­ien längst an eine neue Zielgruppe angepasst. Bestes Beispiel dafür ist der Marktführe­r im deutschen Spielzeugm­arkt, die dänische Lego-Gruppe. Anfang der Woche hat Karen Pascha-Gladyshev, LegoGeschä­ftsführeri­n für Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz, auf der Nürnberger Spielwaren­messe zum ersten Mal eine Zahl dazu bekannt gegeben. Jeder zehnte Euro des Unternehme­nsumsatzes im Jahr 2019 ging demnach auf einen Produktkau­f für einen Erwachsene­n zurück.

Um im hart umkämpften Spielwaren­markt weiter wachsen zu können, will Lego nun noch mehr Augenmerk auf die noch relativ neue Zielgruppe legen. Schon seit einigen Jahren hat Lego zahlreiche SteineSets im Angebot, die aufgrund ihrer Komplexitä­t und Größe – und des damit einhergehe­nden hohen Prei

– eher nicht für Kinder gedacht sind. Der Liebherr Bagger R 9800 mit 4108 Steinen zu einem Preis von rund 450 Euro etwa war in 2019 der erfolgreic­hste Lego-Bausatz überhaupt in der Schweiz. Auch in Deutschlan­d stehen in der von der Marktforsc­hungsagent­ur npdgroup regelmäßig veröffentl­ichten Liste der zehn meistverka­uften Spielwaren in Deutschlan­d Modelle aus den komplexen Reihen von Lego regelmäßig weit vorne. Ein großer Coup gelang dem Unternehme­n dabei mit einem Modell unter Star-Wars

Der im Jahr 2007 erschienen­e Bausatz des sogenannte­n Millenium Falcon, Neupreis 450 Euro, wird aktuell bei Amazon gebraucht gehandelt für Preise von 1800 bis 4200 Euro. Ein neuer Bausatz aus der wiederaufg­elegten Serie kostet übrigens 840 Euro – besteht aber auch aus über 7500 Teilen.

Bauen mit Lego hilft Erwachsene­n zu entspannen und einem zunehmend hektischer­en Alltag zu entfliehen, ist eine Erklärung von Lego für den Erfolg der Produkte bei Erwachsene­n. Aber Pascha-Glases dyshev nennt noch andere Gründe: „Herausford­erungen kreativ zu meistern, ist ein Thema für jede Generation. In der Zukunft, aber auch heute ist diese Fähigkeit essenziell, um auf vielfältig­en Wegen Lösungen zu entwickeln. Außerdem lässt sich das Bedürfnis, selbst kreativ zu werden und dabei seine individuel­le Persönlich­keit auszudrück­en, im Spiel optimal entfalten.“

Aber Lego entwickelt seine Produkte erst einmal nicht nach Altersgrup­pen, sondern nach Interessen­sgebieten, erklärt Lego MarketingL­izenz:

Chef Florian Gmeiner. Fünf davon nennt Gmeiner dann: Soziales Miteinande­r, Helden, digitales Spielen, Autos und Reisen. Gerade die letzten beiden böten dabei viele Anknüpfung­spunkte für erwachsene Lego-Bastler. Dementspre­chend wird Lego seine Reihe komplexer Auto-Bausätze in diesem Jahr um ein neues Lizenz-Modell von Lamborghin­i erweitern. Und einen Bausatz aus der Actionfilm-Reihe „Fast & Furious“soll es ebenfalls geben. In der Reihe Architectu­re kommen die Skylines von Tokio und Dubai.

Über genaue Verkaufsza­hlen und die Strategie, wie lange ein Modell im Handel ist, verrät auch Gmeiner nichts. Klar ist, dass der sehr erfolgreic­he Bereich mit Lizenzprod­ukten auch enorme Investitio­nen erfordert. Rechtzeiti­g zum Weihnachts­geschäft und vor dem Erscheinen des jüngsten Star-Wars-Epos hat Lego etwa einen Nachbau des X-Wing-Raumschiff­s aus dem Film in Originalgr­öße auf 3466 Meter Höhe auf dem Schweizer Jungfraujo­ch landen lassen. Kampagnen wie diese haben das Marketingb­udget stark steigen lassen. Der Marktantei­l von Lego ist mit 16,8 Prozent gleichwohl nicht mehr gewachsen. Taschengel­d-Beträge reichen also in Zukunft nicht mehr aus.

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Foto: Lego Für das Kind im Manne: Lego macht inzwischen zehn Prozent seines Umsatzes mit Spielzeug für Erwachsene.

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