Minister verteidigt Mehrarbeit
Opposition kritisiert Belastung für Lehrer
München Die Opposition im Landtag hat von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) die Rücknahme der angekündigten Mehrarbeit für Grundschullehrer gefordert. Die SPD-Bildungsexpertin Simone Strohmayr sagte: „Die Lehrer sollen nun alleine die Zeche zahlen für eine verfehlte Personalpolitik des Kultusministeriums über Jahre hinweg.“Trotz der Personalprobleme verfolge Piazolo das falsche Ziel, „das System Schule immer nur auf Kante zu nähen“, kritisierte sie. Statt nur zu beschwichtigen, wäre mehr Demut des Ministers angebracht: „Es wäre an der Zeit einzugestehen, dass sie viel zu spät reagiert haben.“
Die Grünen forderten von der CSU/FW-Koalition, zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen: So könnten kurzfristig tausend Lehrer anderer Schularten für die Grundschule nachqualifiziert werden, sagt der Bildungsexperte Thomas Gehring. Denkbar sei auch, ausgebildete Grundschullehrer, die als Erzieher arbeiten, in den Schuldienst zurückzuholen sowie Absolventen für das Lehramt an Realschulen und Gymnasien in Grundschulen einzusetzen. Gehring geht für sein Paket von zusätzlichen Kosten von rund vierzig Millionen Euro aus. Damit diese Maßnahmen erfolgreich sind, müsse auch das Gehalt der Lehrer an Grund- und Mittelschulen auf das Niveau der Gymnasiallehrer angehoben werden.
Kultusminister Piazolo wies die Kritik zurück: „Wenn wir den Plänen von SPD und Grünen folgen, dann werden uns im kommenden Schuljahr viele Lehrer fehlen“, warnte er: „Wir handeln deshalb jetzt, bevor es zu spät ist.“Zudem relativierte der Minister die Zusatzbelastung für die Lehrer: Bezogen auf die Gesamtzahl der Pädagogen in Bayern sei nur rund ein Prozent von den Zwangsmaßnahmen betroffen. Selbst an den Grundschulen betrifft laut Piazolo die zeitweise Arbeitszeitverlängerung rund jeden fünften Lehrer. Die Mehrarbeit werde zudem binnen weniger Jahre zurückgegeben. „In der Wirtschaft ist es doch ganz normal, dass zeitweise mehr gearbeitet wird, wenn es mal mehr Arbeit gibt“, verteidigte sich der Minister. Die möglichen Alternativen seien vor allem für die Schüler schlechter. Auch die Anstellung von Quereinsteigern wie in anderen Bundesländern sei „aus Qualitätsgründen keine Option“.
Piazolo wies Bedenken des Philologenverbandes wegen eines drohenden Lehrermangels auch an den Gymnasien zurück: Bis 2025 seien rund 1500 Lehrkräfte zusätzlich nötig. Dafür gebe es derzeit aber zu wenige Studenten und Referendare, warnte Verbandschef Michael Schwägerl. Bereits jetzt würden zusätzliche Stellen geschaffen, obwohl viele davon erst ab 2025 notwendig seien, verteidigte sich Piazolo.