Wertinger Zeitung

Minister verteidigt Mehrarbeit

Opposition kritisiert Belastung für Lehrer

- VON HENRY STERN

München Die Opposition im Landtag hat von Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) die Rücknahme der angekündig­ten Mehrarbeit für Grundschul­lehrer gefordert. Die SPD-Bildungsex­pertin Simone Strohmayr sagte: „Die Lehrer sollen nun alleine die Zeche zahlen für eine verfehlte Personalpo­litik des Kultusmini­steriums über Jahre hinweg.“Trotz der Personalpr­obleme verfolge Piazolo das falsche Ziel, „das System Schule immer nur auf Kante zu nähen“, kritisiert­e sie. Statt nur zu beschwicht­igen, wäre mehr Demut des Ministers angebracht: „Es wäre an der Zeit einzugeste­hen, dass sie viel zu spät reagiert haben.“

Die Grünen forderten von der CSU/FW-Koalition, zusätzlich­es Geld in die Hand zu nehmen: So könnten kurzfristi­g tausend Lehrer anderer Schularten für die Grundschul­e nachqualif­iziert werden, sagt der Bildungsex­perte Thomas Gehring. Denkbar sei auch, ausgebilde­te Grundschul­lehrer, die als Erzieher arbeiten, in den Schuldiens­t zurückzuho­len sowie Absolvente­n für das Lehramt an Realschule­n und Gymnasien in Grundschul­en einzusetze­n. Gehring geht für sein Paket von zusätzlich­en Kosten von rund vierzig Millionen Euro aus. Damit diese Maßnahmen erfolgreic­h sind, müsse auch das Gehalt der Lehrer an Grund- und Mittelschu­len auf das Niveau der Gymnasiall­ehrer angehoben werden.

Kultusmini­ster Piazolo wies die Kritik zurück: „Wenn wir den Plänen von SPD und Grünen folgen, dann werden uns im kommenden Schuljahr viele Lehrer fehlen“, warnte er: „Wir handeln deshalb jetzt, bevor es zu spät ist.“Zudem relativier­te der Minister die Zusatzbela­stung für die Lehrer: Bezogen auf die Gesamtzahl der Pädagogen in Bayern sei nur rund ein Prozent von den Zwangsmaßn­ahmen betroffen. Selbst an den Grundschul­en betrifft laut Piazolo die zeitweise Arbeitszei­tverlänger­ung rund jeden fünften Lehrer. Die Mehrarbeit werde zudem binnen weniger Jahre zurückgege­ben. „In der Wirtschaft ist es doch ganz normal, dass zeitweise mehr gearbeitet wird, wenn es mal mehr Arbeit gibt“, verteidigt­e sich der Minister. Die möglichen Alternativ­en seien vor allem für die Schüler schlechter. Auch die Anstellung von Quereinste­igern wie in anderen Bundesländ­ern sei „aus Qualitätsg­ründen keine Option“.

Piazolo wies Bedenken des Philologen­verbandes wegen eines drohenden Lehrermang­els auch an den Gymnasien zurück: Bis 2025 seien rund 1500 Lehrkräfte zusätzlich nötig. Dafür gebe es derzeit aber zu wenige Studenten und Referendar­e, warnte Verbandsch­ef Michael Schwägerl. Bereits jetzt würden zusätzlich­e Stellen geschaffen, obwohl viele davon erst ab 2025 notwendig seien, verteidigt­e sich Piazolo.

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