Wertinger Zeitung

Bischof der Herzen

Kirche Bertram Meier wird neuer Augsburger Oberhirte. Nach der Verkündung brandet minutenlan­ger Beifall im Dom auf. Dabei hätte eine Panne des Vatikans fast alles vermasselt

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg „Habemus Episcopum“– wir haben einen Bischof, das sagt Prälat Bertram Meier noch selber. Seine Ernennung zum hohen Amt verliest dann aber sein Stellvertr­eter als Diözesanad­ministrato­r, Harald Heinrich. Und sobald Bertram Meier als 62. Nachfolger auf dem Stuhl des heiligen Ulrichs offiziell ausgerufen ist, brandet kurz nach zwölf Uhr mittags im brechend voll besetzten Augsburger Dom minutenlan­ger Applaus auf. Alle stehen auf, alle sind bewegt, allen steht die Freude ins Gesicht geschriebe­n. Er ist genau der Richtige.

Eine Woche lang musste der 59-jährige Prälat das Geheimnis für sich behalten, seit ihn Nuntius Nikola Eterovic zum Gespräch nach Berlin eingeladen hatte. Als der ihm eröffnete, Papst Franziskus mache ihn zum Bischof von Augsburg, „habe ich sofort zugesagt“, gesteht Meier später vor Journalist­en. „Ich habe Respekt vor dem Amt, doch bei mir überwiegt die Vorfreude.“

Denn mit ihm übernimmt einer die weitläufig­e Diözese mit mehr als 1,2 Millionen Katholiken, der ganz nach dem Herzen von Papst Franziskus Stallgeruc­h hat. „Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall“, gibt Meier zum Besten. Er stammt aus Kaufering im Landkreis Landsberg, schwätzt gelegentli­ch Schwäbisch, war Stadtpfarr­er und Regionalde­kan in Neu-Ulm. Er mischt sich gern unter die Leute und kann ihnen aufmerksam zuhören.

Bertram Meier weiß, dass er im Bistum Augsburg zu denen gehört, die den Kurs bestimmen, aber er zeigt keine Attitüde von Machtdünke­l. „Prälat Meier hat die Fähigkeit, die Gläubigen vom kleinsten Dorf abzuholen und mitzunehme­n in die große Gemeinscha­ft des Bistums“, sagt Sieglinde Hirner, die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Diözesanra­ts der Katholiken.

Dem neuen Bischof fliegen die Herzen zu. Als sich am Morgen die Nachricht ausbreitet, mittags werde im Dom der Name genannt, haben die Mädchen und Buben der MariaWard-Schulen spontan zwei Transparen­te gebastelt. „Herzlich willkommen“steht in Filzbuchst­aben auf dem einen, „habemus episcopum“in Buntstifte­n auf dem anderen Schriftban­d. Zu Hunderten strömen Schüler, Mitarbeite­r der Diözese, Priester und Passanten zu der kleinen Mittagsand­acht in den Dom. „Nun jauchzt dem Herren“singen die sechs Domvikare und elf Domkapitul­are, die drei Weihbischö­fe und der Diözesanad­ministrato­r, die in ihrem Ornat würdig einziehen.

Geschenkt, dass den Würdenträg­ern ausgerechn­et der Vatikan selber die Schau gestohlen hat. Punkt 11 Uhr ging auf Vaticannew­s.va mit Berufung auf den vatikanisc­hen Pressesaal am Mittwoch die Meldung heraus, Bertram Meier folge auf Konrad Zdarsa. Alsbald wurde die Seite gesperrt, doch mit den richtigen Suchbegrif­fen war die Nachricht trotzdem zu finden. Einige gingen mit einem wissenden Lächeln in den Dom…

Natürlich auch Augsburgs zweite Bürgermeis­terin Eva Weber, die in die Fernsehkam­eras ein Grußwort sprechen soll. „Es ist ein Tag, auf den wir alle hingefiebe­rt haben“, sagt sie. „Prälat Meier ist sofort auf die Gläubigen zugegangen und man merkt, wie wichtig ihm die Nähe zu ihnen ist.“Für die multirelig­iöse Friedensst­adt sei Meier der Mann der Ökumene, dem es wichtig ist, einen Ausgleich zu schaffen. Der evangelisc­he Regionalbi­schof Axel Piper erinnert an den gemeinsame­n Gottesdien­st zur Woche der Einheit der Christen vor wenigen Tagen. „Seine Predigt hat mich tief bewegt und mir gezeigt, wie stark das ökumenisch­e Herz des neuen Bischofs Bertram Meier schlägt“, erklärt er. „Ich hoffe, dass wir den eingeschla­genen Weg der Ökumene gemeinsam in aller Offenheit und Freundscha­ft weitergehe­n.“

Weihbischo­f Anton Losinger gratuliert im Namen des Domkapitel­s. „Wir sind davon überzeugt, eine gute Zukunft angehen zu können, weil wir einen tüchtigen Kaplan und Priester der Diözese haben“, sagt er. Man habe ihn kennengele­rnt als einen tüchtigen Verantwort­ungsträger in so wichtigen Bereichen wie Ökumene und Weltkirche. Losinger: „Ich freue mich, dass wir in Bertram Meier einen klugen, intelligen­ten, kommunikat­iven und offenen Bischof haben.“

Schon in den nächsten Tagen wird den neuen Bischof der Synodale Weg auf der ersten Vollversam­mlung in Frankfurt beschäftig­en. Dort wird er mit substanzie­llen Fragen konfrontie­rt, wie die Kirche in Deutschlan­d mit Machtausüb­ung, Frauenbete­iligung und mit der Rolle der Priester umgehen wird.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Prälat Bertram Meier ist zum neuen Augsburger Bischof ernannt worden. Damit wird die Diözese mit über 1,2 Millionen Katholiken wieder von einem Mann aus ihren eigenen Reihen geleitet. „Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall“, sagte Meier mit humorvolle­m Schmunzeln.
Foto: Silvio Wyszengrad Prälat Bertram Meier ist zum neuen Augsburger Bischof ernannt worden. Damit wird die Diözese mit über 1,2 Millionen Katholiken wieder von einem Mann aus ihren eigenen Reihen geleitet. „Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall“, sagte Meier mit humorvolle­m Schmunzeln.

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