Wertinger Zeitung

Dietls Kopf ist schon fast fertig

Denkmal Der Kult-Regisseur bekommt vor dem Café „Münchner Freiheit“eine Statue aus Bronze – direkt neben dem Abbild des Monaco Franze alias Helmut Fischer. Wie Bildhauer Nikolai Tregor in seiner Werkstatt daran arbeitet

- VON MARIA HEINRICH

München Noch ist Bildhauer Nikolai Tregor nicht zufrieden. Mal gefällt ihm der Mundwinkel nicht, dann schabt und spachtelt er am Bart herum und drückt und schiebt, bis er ein Auge korrigiert hat. Um ihn herum liegen Tonbatzen, Spachtel, Werkzeug, Pinsel sowie einige Fotos, an denen er sich orientiert. Vor ein paar Wochen hat er angefangen, den etwa 65 Kilogramm schweren Tonklotz zu bearbeiten und das Gesicht zu formen – in drei bis vier Wochen will er mit dem Abbild von Helmut Dietl fertig sein.

Dietl war ein bekannter Filmund Fernsehreg­isseur sowie Drehbuchau­tor aus München, der 2015 an Lungenkreb­s starb. Zu seinen erfolgreic­hsten Produktion­en zählen „Kir Royal“und „Monaco Franze“, eine Serie über einen Münchner Kriminalko­mmissar und Frauenheld­en namens Franz Münchinger – genannt Monaco Franze. Von ihm beziehungs­weise von Schauspiel­er Helmut Fischer sitzt bereits eine Bronzefigu­r vor dem Café „Münchner Freiheit“– ebenfalls geschaffen von Bildhauer Tregor. Die DietlStatu­e soll direkt daneben aufgestell­t werden.

Bis es so weit ist, werden vermutlich noch einige Wochen vergehen. Erst muss Tregor Kopf und Körper formen. „Der Körper ist leicht, aber den Kopf nur anhand von Bildern zu gestalten, ist eine schwierige Disziplin. Im Gesicht muss schließlic­h auch eine Emotionali­tät liegen.“Die Figur formt der Bildhauer aus Ton, danach wird eine Form erstellt, in die dann flüssige Bronze gegossen wird. Das Ganze wird in einer Gießerei gebrannt, erst dann ist die Statue fertig und wird aufgestell­t.

Seit mehr als 20 Jahren sitzt die Bronzefigu­r des Monaco Franze bereits vor dem Münchner Café. „Ich wundere mich immer, dass mich nie jemand darauf angesproch­en hat, dass der Tisch, an dem Helmut Fischer

sitzt, ein bisschen schief steht.“Von Anfang an dachte Tregor an einen Sitznachba­rn, der Fischers Tisch mit dem Fußrücken nach oben kippeln könnte. „Und das wird jetzt der Dietl machen.“Auch über eine andere Sache hat sich Tregor immer wieder gewundert. Viele Leute hätten ihn gefragt, warum er Dietl nicht mit einer Zigarette in der Hand abbilde – schließlic­h war Dietl viele Jahre Kettenrauc­her. „Rauchen

ist eine Schwäche. Ich will Dietl nicht so darstellen.“

Bildhauer Tregor orientiert sich zwar zum Großteil an Fotografie­n von Dietl, kannte den Regisseur aber auch persönlich. „Wir sind uns manchmal über den Weg gelaufen.“Ein Treffen ist dem Künstler besonders in Erinnerung geblieben. „Es war etwa ein halbes Jahr vor seinem Tod. Er stieg in ein Auto ein und warf mir einen wahnsinnig­en Blick zu. So als wollte er sagen: Du bist also derjenige, der eine Statue von mir machen wird.“

Dass Nikolai Tregor die Bronzefigu­r anfertigen wird, war lange Zeit ungewiss. Als bekannt wurde, dass Tregor angeblich Probleme mit Unterhalts­zahlungen hatte, entzog die Stadt München ihm den Auftrag. Nach langem Hin und Her stimmte der Kulturauss­chuss des Stadtrats aber dann doch der Errichtung des Dietl-Denkmals zu. Eine Privatinit­iative finanziert das Projekt mit Spenden.

 ?? Foto: Maria Heinrich ?? Bildhauer Nikolai Tregor arbeitet noch an den Feinheiten am Kopf der Helmut-DietlStatu­e. In ein paar Wochen will er fertig sein.
Foto: Maria Heinrich Bildhauer Nikolai Tregor arbeitet noch an den Feinheiten am Kopf der Helmut-DietlStatu­e. In ein paar Wochen will er fertig sein.

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