Selbstlose Helferin
Die Kunst der Nächstenliebe Wenn sich jemand ganz für Andere hingibt, kann das nervig sein
Das Zusammenprallen der Kulturen sorgt im französischen Kino immer wieder für Spaß. Mit der Komödie „Die Kunst der Nächstenliebe“nimmt Gilles Legrand die Fremdenfeindlichkeit aufs Korn. Doch mit einer tollen Agnès Jaoui kann man sich nach einer deftigen Komödie wunderbar versöhnen.
Die 50-jährige Isabelle (Agnès Jaoui) hilft. Sie hilft Einwanderern, hilft Obdachlosen, hilft Analphabeten. Zuhause sind ihr Mann – ein ehemaliger Flüchtling – und die Kinder allerdings hilflos, wenn dauernd Essen und Bekleidung für einen guten Zweck verschwindet. Isabelle stellt ein ernsthaftes Problem dar – für ihre Familie, für den wunderbar schweigsamen Leiter ihrer Erwachsenenbildung, sogar für die Hilfsbedürftigen selbst, die lieber zur deutschen Lehrerin nebenan wollen.
„Die Kunst der Nächstenliebe“präsentiert die zwanghafte Helferin in einer komödiantischen Tour de Farce ohne Rücksicht auf Verluste. Vor allem, als Isabelle all ihre Schäfchen mit staatlicher Sozialhilfe zu einem unfähigen Fahrlehrer schickt. Die Einwanderer in Isabelles Sprachkurs sind niedlich ungeschickt und entsprechen auf satirische Weise genau den Klischees für ihre Region. Sie geben aber auch zusammen mit der alten analphabetischen Französin die typischen Rassisten-Sprüche
an die Franzosen zurück. Nach den Regeln des Films ist es sehr erstaunlich, dass sich hier die Hauptfigur so gut wie gar nicht verändert: Von der anstrengenden und für ihre Umgebung kaum erträglichen Wohltäterin wird Isabelle zur allseits geliebten Wohltäterin, weil die anderen ihren Einsatz plötzlich schätzen. Das verläuft nicht platt, vielmehr wird Isabelles psychologischer Hintergrund sichtbar – wieder deftig komisch. Jaouis Spiel macht die Figur sympathisch und es ergibt sich ein schön harmonisches Ende. » Die Kunst der Nächstenliebe (1 Std. 44 Min.), Komödie, Frankreich 2018 Wertung ★★★✩✩