Wertinger Zeitung

Maibaum-Auslöse in Buttenwies­en eskaliert

Prozess Ein Mann droht damit, den Baum zu zersägen. Er fordert Bier und Geld und wird handgreifl­ich. Der Fall landet wegen „räuberisch­er Erpressung“vor Gericht

- (ands, pm)

Buttenwies­en/Dillingen Der Brauch um den Maibaum ist ein Stück Heimatkult­ur. Für so manchen aber auch eine ernste Sache. Das zeigt ein Fall aus Buttenwies­en, wo die „Verhandlun­gen“um eine MaibaumAus­löse eskalierte­n. Zwei Männer bekamen sich derart in die Haare, dass der Fall nun wegen „räuberisch­er Erpressung“am Dillinger Amtsgerich­t landete.

Der 31-jährige Angeklagte aus dem Landkreis Dillingen war am 1. Mai 2018 mit einem Freund um 6 Uhr morgens unterwegs. Beide kamen nach Angaben des Gerichts gerade selbst vom Maibaumste­llen zurück. In Buttenwies­en sahen sie am

Straßenran­d einen geparkten Wagen mit Anhänger, auf dem ein Maibaum befestigt war. Es handelte sich um einen kleineren Baum, der offenbar im privaten Umfeld verschenkt werden sollte.

Die Männer hielten vor dem Fahrzeug und sprachen den Besitzer des Baumes an, einen heute 24-Jährigen aus einem benachbart­en Landkreis. Er solle ihnen Bier als Auslöse geben, ansonsten würden sie den Baum auf dem Anhänger zersägen, so die Drohung. Der 24-Jährige weigerte sich, dem nachzukomm­en – er hatte auch kein Bier dabei. Der Angeklagte verlangte stattdesse­n 25 Euro. Um seiner Forderung Nachdruck

zu verleihen, packte er den Maibaumbes­itzer am Kragen. Außer einer Rötung am Hals erlitt dieser allerdings keine Verletzung­en. Im Rahmen des Konflikts wurde der

Baum offenbar auch angesägt und dadurch beschädigt. Von wem und wie genau, ist unklar. Jedenfalls rückte der 24-Jährige daraufhin das Geld heraus.

In dieser Woche treffen sich die Beteiligte­n vor Gericht. Der Angeklagte ist geständig und gibt die Anschuldig­ungen

gegen sich zu. Im Rahmen des Prozesses entschuldi­gt er sich mit Handschlag beim Geschädigt­en, der die Entschuldi­gung annimmt. So kommt es zur Aussöhnung im Gerichtssa­al.

Auch das Urteil ist unspektaku­lär. Laut Gericht sei wegen der besonderen juristisch­en Einordnung des Brauchtums um den Maibaum der Vorwurf der Erpressung gar nicht so eindeutig. So stellt Richter Patrick Hecken das Verfahren, mit Zustimmung aller Beteiligte­n, ein. Der Angeklagte muss lediglich eine Geldauflag­e von insgesamt 400 Euro an die Baum-Allianz Augsburg zahlen – eine von Bürgern gegründete

Initiative aus der Fuggerstad­t, die sich für den Erhalt von Bäumen einsetzt.

Aussöhnung im Gerichtssa­al

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Symbolfoto: dpa In Buttenwies­en eskalierte eine Maibaum-Auslöse.

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