Wertinger Zeitung

Seit 60 Jahren glücklich vereint

Jubiläum Edeltraud und Josef Vogt feiern heute ihre Diamantene Hochzeit. Das Gundelfing­er Unternehme­rpaar blickt auf ein arbeitsrei­ches, aber auch glückliche­s Leben zurück. Das ist ihr Rezept für eine lange Ehe

- VON MATHIAS ROGLER

Gundelfing­en Edeltraud Vogt und ihr Mann Josef aus Gundelfing­en sitzen mit ihrer Tochter Angelika Zey am Küchentisc­h und schauen sich Fotoalben an. Manche Fotos betrachten sie etwas länger und man merkt, wie sie dabei in Erinnerung­en schwelgen. Edeltraud Vogt deutet auf ein Foto, das die beiden während ihrer Hochzeitsr­eise in Monaco zeigt.

Die Eheleute Vogt haben am 30. Januar 1960 in Kaufbeuren geheiratet, heute feiern sie also Diamantene Hochzeit. Ein guter Anlass, um ein wenig mehr über die gemeinsame Geschichte des Unternehme­rpaares zu erfahren, das den meisten Gundelfing­ern noch sehr gut bekannt ist.

Das Jubelpaar stammt ursprüngli­ch nicht aus dem Landkreis, sondern aus dem Allgäu. Edeltraud Lingenheil, wie sie unverheira­tet hieß, wurde in Kaufbeuren geboren, ihr Gatte kommt aus dem heutigen

Einmal gab es einen Arbeitsunf­all im Fasching

Missen-Wilhams bei Immenstadt. Kennengele­rnt haben sich die beiden durch den Bäckerball in Kaufbeuren. „Ich als gelernte Metzgereiv­erkäuferin wollte da gerne hin, aber es war schwierig. Ein befreundet­er Bäcker meinte, dass er jemanden wüsste, der keine Begleitung hat“, sagt die 83-Jährige und lächelt. Der Freund sprach mit dem Bäcker Josef Vogt, der daraufhin mit der jungen Frau auf den Ball ging.

Ein weiteres Foto zeigt einen Laden mit mehreren Personen davor, darunter das Ehepaar Vogt und Edeltrauds Schwester Karin, verheirate­te Henkel. Es ist der Bäckerlade­n „Josef Greif“in Memmingen. „Wir haben nach der Hochzeit mehrere Bäckerläde­n gepachtet, das war der allererste“, sagt Edeltraud. In dieser Zeit kommt 1962 die Tochter Christine zur Welt, ein Jahr später Gabi. Die jüngste Tochter, Angelika, wird 1973 geboren.

Auf dem nächsten Foto sieht man mehrere Bäcker, zusammen mit den Eheleuten. Das Bild wurde in Gundelfing­en aufgenomme­n, in der heutigen „Rathausbäc­kerei Vogt“. „Die Bäckerei haben wir 1967 gekauft und sind dann mit den damals zwei Töchtern nach Gundelfing­en gezogen.“Dort, sagt die Seniorchef­in der Bäckerei, hätten sie sich schnell eingelebt und Anschluss gefunden, vor allem durch Kunden und Vereine. Fotos mit großartige­n Wägen und prachtvoll geschneide­rten Kostümen zeugen von der Verbundenh­eit der beiden zum Gundelfing­er Fasching. Zur fünften Jahreszeit sei die Türe zum Hause Vogt für „Maskrer“immer offen gestanden. Die drei sehen sich viele Urlaubsfot­os an. Zahlreiche Reisen haben die Unternehme­r gemacht, oft auch mit ihren Angestellt­en. Der Urlaub sei immer wichtig gewesen, wie Tochter Angelika betont. „Zwei Wochen im Jahr mussten drin sein.“

Neben den guten Zeiten blickt das Ehepaar aber auch auf ein hartes und arbeitsrei­ches Leben zurück. „Ich war das fünfte von zehn Kindern, da musste ich schon mit acht Jahren arbeiten“, erinnert sich Josef Vogt. „Da war man schon dankbar, wenn man am Sonntag mal ein Honigbrot bekommen hat.“Und auch mit den Bäckereien sei es nicht immer einfach gewesen. „Wir sind oft 15 Stunden am Tag in der Backstube gestanden, das musste ja alles gestemmt werden, um existieren zu können, noch dazu mit drei Kindern.“Dabei betont der 88-Jährige, dass beide selten krank gewesen seien. „Wirklich schlimm war mal ein Arbeitsunf­all im Fasching. Da haben wir Krapfen in heißem Fett gebacken und das heiße Fett kam mir irgendwie über die Hände. Das hat wochenlang gedauert, bis das wieder einigermaß­en verheilt war.“1992 übergab der Bäckermeis­ter seinen Betrieb an Tochter Christine, die bis heute den Laden führt. Der Seniorchef war danach aber noch einige Jahre in der Backstube am Werk. Auch Edeltraud Vogt arbeitete noch lange in der Bäckerei. „Bis vor drei Jahren, da habe ich einen Oberschenk­elhalsbruc­h erlitten“, sagt sie. „Irgendwann geht es halt doch nicht mehr.“

Seither genießen die Vogts im Rahmen ihrer Möglichkei­ten den

Ruhestand. „Reisen sind leider nicht mehr drin, mein Vater sitzt im Rollstuhl und hört nicht mehr so gut“, sagt Tochter Angelika Zey. Edeltraud Vogts Hobbys sind neben Hummel-Figuren und ihrem Garten vor allem ihre Orchideen. „Die pflege ich noch so gut wie es geht“, sagt sie. Ein Hobby, dem Josef Vogt bis heute nachgeht, ist das Schafkopfe­n. „Schon früher immer in der Wirtschaft, später dann zuhause und auf jeden Fall sonntags nach dem Mittagesse­n bei mir“, sagt Angelika Zey. Auch noch im Ruhestand lieben die Vogts viel Leben im Haus. Wichtig sind ihnen die fünf Enkelkinde­r, von denen momentan noch zwei Enkeltöcht­er mit im Haus wohnen, aber auch Weggefährt­en. „Es kommen regelmäßig Nachbarn, Bekannte und Freunde vorbei, da sind wir eigentlich nie allein“, sagt Edeltraud Vogt. Trotz gesundheit­licher Beschwerde­n ist das auch für

Josef Vogt immer noch eine willkommen­e Abwechslun­g. „Wenn ich noch was höre“, sagt er und lacht. Auch wenn sie ihr Jubiläum nicht so groß feiern, laden sie Bekannte, Freunde und Weggefährt­en in diesen Tagen zu einem Glas Sekt oder einer Tasse Kaffee ein.

In den nächsten Jahren haben die beiden Eheleute im Grunde nur einen Wunsch: Noch möglichst lange einigermaß­en gesund zu bleiben, da keiner wirklich ohne den anderen leben möchte. Da stellt sich eine große Frage: Gibt es ein Rezept für eine so lange und gute Ehe, trotz bisweilen harter Zeiten? „Vor allem Zufriedenh­eit“, sagt Edeltraud Vogt. Tochter Angelika lacht und sagt: „Wahrschein­lich auch ein Stück Toleranz, oder?“Josef Vogt betont: „Ich glaube, dass es bei uns vor allem die Arbeit war. Man wird von anderen Dingen abgelenkt, aber vor allem hat sie uns zusammenge­schweißt.“

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Foto: Rogler Das Ehepaar Vogt aus Gundelfing­en blickt auf 60 gemeinsame Ehejahre zurück. Gute, aber auch harte Zeiten haben die beiden zusammenge­schweißt und noch heute sind die beiden miteinande­r glücklich.

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