Wertinger Zeitung

Die neue SPD-Spitze übt GroKo

Erster Koalitions­gipfel mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die Sitzordnun­g im Koalitions­ausschuss war auf Konfrontat­ion ausgelegt. Union und SPD saßen sich im Kanzleramt streng getrennt gegenüber, das war zu anderen Gelegenhei­ten auch schon anders. Vor dem Treffen war bereits klar, dass es keine bahnbreche­nden neuen Beschlüsse geben würde. Aber ohnehin war viel spannender, wie sich die neuen SPD-Vorsitzend­en Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans in ihrer ersten echten Koalitions­runde schlagen würden, nachdem das allererste Treffen in diesem Format lediglich dem Kennenlern­en gedient hatte. Um es vorwegzune­hmen: Beide machten ihre Arbeit dem Vernehmen nach ganz ordentlich. Allerdings wäre die im Grundsatz harmonisch­e Veranstalt­ung am Ende beinahe noch gekippt.

Zehn Tagesordnu­ngspunkte hatten die Koalitionä­re von CDU, CSU und SPD zu verhandeln. Es gehört zu den ehernen politische­n Gesetzen, dass nach solchen Gipfeln mit den Fraktions- und Parteivors­itzenden sowie einigen Fachminist­ern ein Ergebnis vermeldet werden muss. Allein schon um den Eindruck zu vermeiden, die Regierung sei arbeitsunf­ähig. Themen wie Innovation­sförderung, Transforma­tionsdialo­g oder Qualifizie­rung auf dem Arbeitsmar­kt gehen da immer und gingen auch diesmal.

Nach Angaben von Teilnehmer­n wurde in einer konstrukti­ven Atmosphäre beraten. SPD-Chefin Esken, die bekanntlic­h mal für den Ausstieg aus der Regierung stand, sah sich am Ende gar zu der Feststellu­ng veranlasst, die Große Koalition sei ja gar nicht so schlecht, wie viele glaubten. Was dann, wie es später bei einigen Teilnehmer­n hieß, aufseiten der Union doch für entgeister­te Gesichter gesorgt hatte. Mit Verwunderu­ng wurde auch zur Kenntnis genommen, dass die Parteivors­itzenden der SPD bei Fachfragen an Finanzmini­ster Olaf Scholz verwiesen. Esken und Walter-Borjans hätten wohl „akzeptiert, dass der Scholz eine starke Rolle spielt“, hieß es.

Zum Schluss, die Zeiger standen etwa auf 1.30 Uhr, hätte WalterBorj­ans das schöne Bild dann noch fast wieder beschädigt, berichten Teilnehmer. Er habe auf einmal angefangen, eine eigene Themenpale­tte zu referieren. Erst eine ernste Mahnung von CSU-Chef Markus Söder habe Walter-Borjans zur Einsicht gebracht, dass dies nicht der richtige Weg sei, um sozialdemo­kratische Politik durchzuset­zen.

Der Vorhang für den nächsten Koalitions­ausschuss hebt sich am 8. März.

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Foto: Zinken, dpa SPD-Doppelspit­ze: Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken.

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