Viel zu tun für Liebesboten
Nur mal angenommen, der Volksmund hat sich was dabei gedacht, als er davon sprach, dass Liebe mit der Entfernung wächst. Zumindest muss er mitbekommen haben, dass er und sie, wahlweise auch er und er oder sie und sie, gerne mal die Zugspitze ergondeln. Höher kann’s in Deutschland ja nicht hinausgehen mit der Liebe. Dann sind die Turteltäubchen ganz oben, wo schon der nächste Volksmund selbigen nicht halten kann. Und flötet: Liebe macht blind.
So ergangen einem jungen Paar, das vor geraumer Zeit seinen Bergausflug mithilfe einer GoPro dokumentierte, einer kleinen, besonders robusten Videokamera. Unzählige Aufnahmen von sich selbst machte, im Hintergrund Gipfel hier, Gipfel da, leuchtende Augen, Zahnpastalächeln, Schmetterlinge im Bauch. Und weil die Liebe fällt, wohin sie will, fiel die Kamera gleich mit, auf Nimmerwiedersehen. Jetzt hat ein englischer Tourist sie gefunden – in ordentlichem Zustand, alte Liebe rostet ja nicht – und sucht auf der Internetseite Reddit nach den beiden Hübschen. Danke, Liebesbote!
Keine vier Wochen zuvor: junges Paar mit zwei Kindern im Skiurlaub. Höhepunkt: er auf die Knie, „Willst du?“, Ring, volles Programm, Tränen, zur Krönung tags darauf hoch auf die Zugspitze. Apropos Liebe macht blind: Sie will ihren Ring fotografieren, streift ihn ab, legt ihn im Gletscher-Restaurant aufs Fensterbrett, Hochformat, Querformat, Wolke sieben – wird abgelenkt und lässt ihn liegen. Futsch das Ding. Bei aller Liebe – blöder kann es nicht laufen.
Gesucht wird nun: ein Liebesbote. Gerne auch als englischer Tourist. Die Liebe wächst bekanntlich mit der Entfernung.