Wertinger Zeitung

Flugzeug-Pilot nach Unglück verurteilt

Justiz Vor einem Jahr kamen sieben Menschen ums Leben, darunter ein Unterallgä­uer Ehepaar

- VON MELANIE LIPPL

Pfaffenhau­sen Es ist ein Unglück, das vor einem Jahr nicht nur die Menschen in Pfaffenhau­sen im Unterallgä­u erschütter­t hat: Das Unternehme­r-Ehepaar Jakob, das mehrere überregion­al bekannte Geschäfte in dem 2500-Einwohner-Ort geführt hat, war über den italienisc­hen Alpen mit einem Hubschraub­er abgestürzt und ums Leben gekommen. Der Helikopter, der die Winterspor­tler zum Heli-Skiing bringen sollte, war mit einem Kleinflugz­eug zusammenge­stoßen. Sieben Menschen starben, nur zwei Insassen überlebten – darunter auch der Pilot des Flugzeugs.

Der 65-Jährige musste sich seit Ende vergangene­n Jahres vor einem italienisc­hen Gericht verantwort­en. Der Franzose war zusammen mit zwei Flugschüle­rn von Frankreich aus gestartet. Italienisc­hen Medienberi­chten zufolge soll er fahrlässig und unüberlegt gehandelt haben, als er in den italienisc­hen Luftraum eingedrung­en war und nicht darauf geachtet hatte, ob dort auch andere Flugzeuge unterwegs waren. Er soll selbst auch keine Signale ausgesandt haben, um andere auf seine Anwesenhei­t

hinzuweise­n. Sechs Monate nach dem Unfall hatten Ermittler Kameras im Schnee gefunden, deren Aufzeichnu­ngen offenbar bewiesen, dass das französisc­he Flugzeug mit dem Hubschraub­er an einem Punkt kollidiert war, an dem es sich nicht hätte befinden dürfen.

Vor Gericht wurde nun der Flugkapitä­n einer französisc­hen Gesellscha­ft, der auch als Fluglehrer arbeitete, zu sechs Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Er darf zudem fünf Jahre lang kein Flugzeug mehr steuern. Den Angehörige­n wurden Entschädig­ungen von insgesamt mehr als fünf Millionen Euro zugesproch­en, heißt es in italienisc­hen Medien.

Seit dem Tod von Ingrid und Christoph Jakob führt Tochter Chiara die Geschäfte in Pfaffenhau­sen weiter, unterstütz­t von Familie und Mitarbeite­rn. Für die junge Textilbetr­iebswirtin war sofort klar, dass sie das Lebenswerk ihrer Eltern weiterführ­en möchte. Sie selbst stand bereits von Kindesbein­en an mit im Laden. Nach dem Urteil wirkt sie erleichter­t: „Unsere Familie hat den Prozess verfolgt und ist froh, dass die damit verbundene­n Belastunge­n nun vorüber sind.“

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