Wertinger Zeitung

Venus hat eine Glanzrolle als Abendstern

Astronomie Der Nachbarpla­net der Erde überstrahl­t im Februar alle. Ein anderer Stern sorgt für Aufregung, weil er an Helligkeit verloren hat

- VON HANS-ULRICH KELLER, DPA

Stuttgart Kurz nach Sonnenunte­rgang macht sich am Südwesthim­mel ein Lichtpunkt bemerkbar. Mit zunehmende­r Dunkelheit tritt er immer deutlicher hervor bis er als hell strahlende­s Gestirn unübersehb­ar ist. Es handelt sich um den inneren Nachbarpla­neten der Erde, die Venus. Sie übertrifft mit ihrem Glanz alle anderen Gestirne – abgesehen von Sonne und Mond natürlich. Venus spielt zurzeit ihre Rolle als Abendstern, so die landläufig­e Bezeichnun­g.

Der Planet ist 108 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Das sind 72 Prozent der Distanz Sonne – Erde. Für einen vollen Umlauf um die Sonne benötigt sie siebeneinh­alb Monate. Unter allen Planeten kann Venus der Erde am nächsten kommen, sie ist auch fast so groß wie diese. Eine dichte, geschlosse­ne Wolkendeck­e hüllt den Venusglobu­s ein. Sie reflektier­t einen Großteil des Sonnenlich­tes, weshalb der Abendstern so hell ist. Da Venus der Sonne näher ist als die Erde, kann es dort sehr heiß werden. Raumsonden, die auf der Venus landeten, funkten Botschafte­n aus einer wahren Gluthölle. Die Temperatur­en liegen bei 470 Grad Celsius. An manchen Orten wurde über 590 Grad gemessen. Blei würde schmelzen. Der Atmosphäre­ndruck ist etwa so hoch wie in 900 Meter Meeauf der Erde. Wasser gibt es keines, die Venus ist staubtrock­en. Nicht nur die größere Sonnennähe bedingt die hohen Temperatur­en. Eine wesentlich­e Rolle spielt der Treibhause­ffekt. Zu über 96 Prozent setzt sich die Venusatmos­phäre aus Kohlendiox­id zusammen.

Ihre Abendsicht­barkeit baut Venus im Laufe des Monats aus. Geht sie zu Monatsbegi­nn kurz vor neun Uhr abends unter, so ist ihr Untergang am 29. Februar erst eine Viertelstu­nde nach zehn Uhr abends. Ein netter Himmelsanb­lick ergibt sich am 27. gegen 21 Uhr, wenn die zunehmende Mondsichel im Westen nahe der Venus zu sehen ist.

Der flinke Merkur zeigt sich von 6. bis 12. Februar in der fortgeschr­ittenen Abenddämme­rung knapp über dem Westhorizo­nt. Als sonnennäch­ster Planet ist er nur selten zusehen, da er sich meist nahe der Sonne am Taghimmel aufhält. Kurz nach halb sechs Uhr abends ist es bereits so dunkel, dass man den Benjamin der Planeten erkennen kann. Gegen 19 Uhr verschwind­et er im Horizontdu­nst.

Mars kann am Morgenhimm­el gesehen werden. Ab etwa 5 Uhr morgens kann man den rot-gelben Planeten knapp über dem Südosthori­zont ausmachen. Noch ist er allerdings nicht besonders hell. Jupiter erscheint ebenfalls auf der morgendlic­hen Himmelsbüh­ne. Er wandert durch das Sternbild Schütze.

Der Riesenplan­et geht gegen halb sieben Uhr morgens auf. Bis Ende Februar verfrühen sich die Jupiterauf­gänge um eineinhalb Stunden auf 5 Uhr. Der gelblich-weiße Planet ist deutlich heller als Mars.

Der zunehmende Mond passiert in der Nacht vom 3. auf 4. Februar das Goldene Tor der Sonnenbahn, die zwischen den beiden Sternhaufe­n Plejaden und Hyaden im Stier verläuft. Am hellen, orangen Hauptstern des Stieres, Aldebaran, kann man gut die Wanderung des Mondes im Laufe der Nacht verfolgen. Aldebaran dient dabei als Wegmarke. Vollmond tritt am 9. um 8.33 Uhr im Sternbild Löwe ein. Einen Tag später kommt der Mond mit 360 460 Kilometer in Erdnähe. Neumond wird am 23. um 16.32 Uhr erreicht, während der Mond am 26. mittags seinen erdfernste­n Bahnpunkt passiert, wobei ihn 406 280 Kilometer von uns trennen.

Die Winterster­nbilder sind zur Standardbe­obachtungs­zeit gegen 22 Uhr deutlich nach Westen gerückt. Hoch über unseren Köpfen erblickt man die beiden Zwillingss­terne Kastor und Pollux. Fast im Zenit leuchtet die gelbliche Kapella im Fuhrmann. Am Westhimmel nimmt der Stier mit Aldebaran seinen Platz ein, während Orion, das dominieren­de Winterster­nbild, sich im Südwesten seinem Untergang nähert. Die beiden Hauptstern­e des Orion, die rötliche Beteigeuze und der bläulichre­stiefe weiße Rigel, deuten die östliche Schulter und den westlichen Fuß des Himmelsjäg­ers an.

Beteigeuze ist ein roter Überriesen­stern und 20-mal schwerer als unsere Sonne. Beteigeuze ist neun Millionen Jahre alt, während unsere Sonne schon seit fast fünf Milliarden Jahren leuchtet. Beteigeuze zählt zu den veränderli­chen Sternen. Seine Helligkeit variiert, da er pulsiert. In letzter Zeit hat er für etwas Aufregung gesorgt, denn seine Helligkeit ist stärker abgesackt als bisher beobachtet. Massereich­e Sterne leben viel kürzer als die Sonne und beenden ihr Dasein in einer gewaltigen Explosion, einer Supernova. Wenn

Beteigeuze als Supernova endet, wird sie einige Tage heller als der Vollmond leuchten. Beteigeuze steht vermutlich kurz vor ihrem spektakulä­ren Ende. Aber was heißt „kurz davor“? Dies kann in einer Million Jahren oder aber schon nach tausend Jahren passieren. Vielleicht ist es aber auch schon geschehen und wir wissen es noch nicht, denn ihr Licht ist 640 Jahre zur Erde unterwegs. So kann es sogar sein, dass schon in hundert Jahren Beteigeuze am irdischen Himmel als Supernova aufflammt oder schon morgen. Niemand weiß es.

Dem Himmelsjäg­er Orion folgt in Südwesten Sirius im Großen Hund. Er ist der hellste Fixstern am irdischen Firmament. Aus dem sich jährlich verspätend­en Frühaufgan­g des Sirius erkannten die Ägypter einst, dass ein Sonnenjahr um einen Vierteltag länger dauert als genau 365 Tage. König Ptolemaios III. ordnete 238 vor Chr. im Edikt von Canopus an, jedes vierte Jahr einen Tag am Jahresende anzufügen. Doch die Kalenderre­form setzte sich nicht durch.

Die Sonne wandert am aufsteigen­den Ast ihrer Jahresbahn. Am 17. wechselt sie um ein Uhr morgens aus dem Sternbild Steinbock in den Wassermann. Zwei Tage später tritt sie in das Tierkreisz­eichen Fische. Ihre Mittagshöh­e gewinnt fast zehn Grad. Die Tageslänge nimmt um rund eineinhalb Stunden zu.

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Grafik: AZ-Grafik/dpa So sieht der Sternenhim­mel im Februar aus.

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