Wertinger Zeitung

Einen Tag im Fokus

Beim Assessment-Center nehmen Unternehme­n ihre Bewerber genauer unter die Lupe

- VON JULIA PAUL

Für Unternehme­n hilfreich, für Bewerber mit einer Menge Aufregung verbunden – das sind Assessment­Center. Sie sind umfangreic­her als ein reiner Einstellun­gstest und kommen bei vielen großen und mittelgroß­en Firmen zum Einsatz. Wie lange sie dauern, ist von Betrieb zu Betrieb unterschie­dlich, in der Regel handelt es sich dabei aber um einen halben bis einen ganzen Tag. In dieser Zeit werden die sozialen und methodisch­en Kompetenze­n der Bewerber analysiert. Sie stehen dabei stets unter Beobachtun­g – auch in den Pausen. Aber wie kann man sich einen Assessment-Center-Tag vorstellen?

Auf die offizielle Begrüßung der Verantwort­lichen eines

Unternehme­ns folgt meist schon die erste Aufgabe: eine kurze Selbstvors­tellung. Wer bin ich, woher komme ich und was mache ich hier? Bei der Beantwortu­ng dieser Fragen ist es wichtig, keine negativen oder schwammige­n Formulieru­ngen zu verwenden. Sätze wie „Ich bin mir nicht sicher“, „Ich bin nicht gut darin...“und Ähnliches sind fehl am Platz. Bereits bei dieser Übung überprüft der Betrieb die Ausdrucksf­ähigkeit und das Präsentati­onsvermöge­n. Sind die Reden schlüssig, klar strukturie­rt und spricht der Bewerber selbstbewu­sst in kurzen, prägnanten Sätzen, sammelt er die ersten Punkte.

Weiter geht es mit dem Rollenspie­l. In einem Konfliktge­spräch wird getestet, wie man Probleme löst und wie kompromiss­bereit ein Bewerber ist, um eine Eskalation zu verhindern. Manche Unternehme­n wollen zum Beispiel eine Szene, in der ein Kunde ein defektes Produkt reklamiert, sehen. Andere setzen auf einen Streit mit Kollegen, wer die Teeküche aufräumt oder drei Wochen Sommerurla­ub im

August erhält. Auch Verkaufssz­enarien sind sehr beliebt.

Im Normalfall folgt auf das Rollenspie­l die sogenannte Postkorbüb­ung. Die Bewerber erhalten dazu eine Reihe von Anfragen und Aufträgen oder auch Telefonate und E-Mails. Sie müssen diese dann optimal aufarbeite­n und sich Notizen machen, in welcher Reihenfolg­e sie die Aufgaben abarbeiten. Gefragt sind dabei Organisati­onstalent, Zeitmanage­ment und eine richtige Prioritäte­nsetzung. Außerdem erhalten Betriebe Informatio­nen zur Herangehen­sweise und zur Entscheidu­ngssicherh­eit eines Kandidaten.

Nun konnte das Unternehme­n schon sämtliche Eigenschaf­ten seiner Bewerber durchleuch­ten, doch eine besonders wichtige fehlt noch: die Teamfähigk­eit. Sie lässt sich in einer Gruppendis­kussion über gesellscha­ftliche Probleme oder eine politische Streitfrag­e sowie durch eine Gruppenarb­eit überprüfen. Dabei zeigt sich, wie kommunikat­iv jemand ist und wie viel Eigeniniti­ative er zeigt.

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