Wertinger Zeitung

Die Hustermaus im frühen Zähnebel

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Wörter, Wörter, Wörter Immer wenn ich Radio höre (die Wortbeiträ­ge), dann geht es wieder los. Ich habe nämlich ein kleines Hobby, das journalist­entypisch ist, würde ich behaupten. Ich beschäftig­e mich ja den ganzen Tag beruflich mit Wörtern. Und das hört nach Feierabend nicht auf. Ein Journalist saugt nun mal Nachrichte­n in sich hinein wie ein Staubsauge­r Staub.

Würde er Ohren und Augen vor Nachrichte­n verschließ­en, wäre er kein Journalist – zumindest kein guter. Höre ich also in den Radionachr­ichten den Wetterberi­cht und darin die Wörter „zäher Frühnebel“, rattert es in meinem Journalist­en-Hirn. Und es macht daraus: früher Zähnebel. So eine richtig dicke fette Nebelsuppe muss das sein.

Höre ich „Hintergrun­d“, macht mein Hirn Grinterhun­d daraus. Ich stelle mir dann vor, dass der Grinterhun­d ein längst ausgestorb­ener Weggefährt­e des Steinzeit-Wolfes war, dessen Knochen man gewiss bald in einer Grube im Allgäu finden wird. Der Grinterhun­d muss elefanteng­roß und zottelig gewesen sein – und hatte wohl starken Mundgeruch. Höre ich „Wahlkampf“, macht mein Hirn daraus Kahlwampf. Der Kahlwampf, fantasiere ich mir zusammen, ist ein beleibter Stammtisch­bruder, der zwar keine Haare mehr auf dem Kopf, dafür umso mehr auf der Brust hat. Und die lugen aus diesen freien Stellen zwischen den Hemdknöpfe­n hervor, denn sein Hemd steht ziemlich unter Spannung und wellt sich.

Es gibt schönere Vorstellun­gen, also schnell zum „Musterhaus“, das mein Gehirn zur Hustermaus macht – in meiner Vorstellun­g ein possierlic­hes Tier mit kugelrunde­n Äuglein, das immerfort hüstelt. Arme kleine Maus! Und so drehe und wende ich Wörter und Buchstaben hin und her und her und hin. Nur zum Wort „Medienkolu­mne“will mir nichts einfallen. Kedienmolu­mne? Nun gut, das könnte ein amöbenarti­ges Meereswese­n sein ... Nicht verwandt und nicht verschwäge­rt mit dem „Bärtierche­n“, das in meinem Kopf ein Eigenleben als Tärbierche­n führt. Ein Tärbierche­n aber ist das, was sich so ein Medienkolu­mnist wie ich am Feierabend gönnt. (Der mit dem Eierfabend nichts gemein hat.) Mein Hirn springt auch bei englischen Wörtern an. Boodgye! Also: Goodbye, liebe Leserinnen und Leser.

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