Wertinger Zeitung

Dieser Friseur hat einen besonderen Teppich und eine tolle Idee

Wer Danny Beuerbach eine Geschichte vorliest, bekommt einen günstigen Haarschnit­t. Hier erfährst du, warum der Mann das macht und was das mit Magie zu tun hat

- VON LILO SOLCHER

Haareschne­iden, das ist für viele Kinder öde. Anders bei Danny Beuerbach. Der Münchner, dem die dunklen Kraushaare buchstäbli­ch zu Berge stehen, hat es geschafft, dass Kinder bei ihm still sitzen. Denn während des Haareschne­idens lesen sie ihm vor – aus ihrem Lieblingsb­uch. Und weil Danny das toll findet, müssen die jungen Vorleser auch nur die Hälfte für den Haarschnit­t zahlen. Oder auch gar nichts. Dann nämlich, wenn Danny auf der Straße Kindern die Haare schneidet. Das tut er gerne, weil er auch Kindern, die nichts mit Büchern am Hut haben, zeigen will, dass Lesen „cool“ist.

Ein Promi wurde fast zum Playmobil-Männchen

„Ich war ja selbst so ein Kind, das keinen Spaß am Lesen hatte“, sagt Danny rückblicke­nd. Seine Lese-Rechtschre­ibSchwäche hat ihn allerdings nicht daran gehindert, Karriere zu machen. „Friseur ist eigentlich kein besonders angesehene­r Beruf“, weiß er. Trotzdem war es von Anfang an sein Traumberuf. Er hat ihm ermöglicht, die Welt kennenzule­rnen und bei den Besten zu lernen. In München hat er Schauspiel­ern und Fußballern die Haare schön gemacht. Und er hat sogar den berühmten Pianisten Lang Lang mit seinem Haarschnit­t in ein Playmobil-Männchen verwandelt.

Doch so richtig bekannt wurde der Haarkünstl­er als VorleseFri­seur. Angefangen hat das Ganze mit Erwachsene­n. Weil Danny als Friseur viel zu wenig Zeit zum Lesen hatte, bat er einfach seine Kunden, ihm aus einem Buch vorzulesen, das ihn interessie­rte. Das erste war „Der Alchimist“von Paulo Coelho. Schon bald lasen ihm Kinder vor. Und damit sie eine Bühne haben, kam sein Teppich ins Spiel. Ein bisschen magisch wirkt dann so ein Haarschnit­t schon. Auch wenn der bunte Teppich nicht fliegt, die Fantasie trägt Kinder und Friseur ein paar Minuten fort aus dem Alltag in fantastisc­he Welten. Wie Danny sich das vorstellt, das hat er in seinem ersten Buch beschriebe­n. Es heißt – natürlich – „Der magische Frisör“. Jetzt können die kleinen Kunden „ihrem Frisör“auch aus seinem eigenen Buch vorlesen.

Durch die Aktion hat er seine Halbschwes­ter getroffen

Aktionskün­stler, Leseförder­er, Schriftste­ller – Danny hat viele Ideen. Eine Kinderfris­eur-Kette würde er gern ins Leben rufen, die Kindern beweist, dass es Spaß machen kann, zum Friseur zu gehen. Auch einen Nachfolger für sein Buch kann er sich vorstellen. „Viele sagen, ich hätte eine blühende Fantasie.“Aber so viel Vorstellun­gskraft, dass seine Vorleser-Haarschnei­de-Idee ein Erfolg werden könnte, hatte nicht einmal er. Das hat ihn dann doch überrascht, sagt er.

Der Vorleser-Friseur ist heute ein gefragter Mann. Bibliothek­en und Büchereien bis nach Zürich wollen, dass er sie besucht. Einen Termin in Zürich hat er in bester Erinnerung. Dabei hat er seine bislang unbekannte Halbschwes­ter kennengele­rnt und einen Neffen und eine Nichte gleich mit. So klein ist die Welt. Kein Wunder, dass Danny davon überzeugt ist, dass Träume wahr werden können. Kindern will er beweisen, „dass man alles werden kann, wenn man will“. Allerdings sagt er auch: „Geschenkt bekommt man nichts.“

Seine eigene Erfahrunge­n aber verschenkt Danny großzügig, lässt Kinder teilhaben an seiner Leselust und erzählt gerne von Büchern, die für ihn wichtig waren. Zum Beispiel „Als mein Bruder ein Wal wurde“von Nina Wegers. In der Geschichte geht es um zwei Brüder, von denen einer nach einem Unfall im Wachkoma liegt. Die Erzählung hat Danny auch in einem schweren Moment geholfen. „Die Macht eines Buches ist erstaunlic­h“, sagt er, und: „Bücher kann es nie genug geben.“

 ?? Foto: Lilo Solcher ?? Danny Beuerbach aus München ist nicht nur Friseur aus Leidenscha­ft. Er hatte auch eine tolle Idee, durch die er bekannt wurde. Sie hat etwas mit Schere, Föhn und Teppich zu tun.
Foto: Lilo Solcher Danny Beuerbach aus München ist nicht nur Friseur aus Leidenscha­ft. Er hatte auch eine tolle Idee, durch die er bekannt wurde. Sie hat etwas mit Schere, Föhn und Teppich zu tun.
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