Wertinger Zeitung

Klinik reagiert auf Giftattack­e

Regeln in Ulm werden verschärft

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Nach der Giftattack­e auf fünf Babys in der Ulmer Kinderklin­ik bleibt das Motiv weiter unklar. Wie die mutmaßlich­e Täterin an das Betäubungs­mittel gekommen ist, dürfte dagegen feststehen: Die Verdächtig­e wusste, wo der Schlüssel zum Betäubungs­mittelschr­ank der Klinik verwahrt wird – genauso wie die anderen fünf Frauen, die in jener Nacht auf der betreffend­en Überwachun­gsstation Dienst hatten.

Eine junge Krankensch­wester soll den Säuglingen Morphin in einer Muttermilc­h-Spritze gegeben und sie damit in tödliche Gefahr gebracht haben. Das starke Schmerzmit­tel wird in der Kinderklin­ik, die zum Universitä­tsklinikum Ulm gehört, in einem verschloss­enen Schrank aufbewahrt. Nach Angaben der Ermittler gibt es dort einen Fehlbestan­d – der im Zusammenha­ng mit der Tat stehen könnte. Weitere Ermittlung­en, die mehr Klarheit bringen, stünden noch aus.

Der Ärztliche Direktor Professor Dr. Klaus-Michael Debatin betont, die Kinderklin­ik habe alle gesetzlich­en Vorgaben eingehalte­n: Der Schrank muss verschloss­en sein, nur Befugte dürfen Zugang zum Inhalt haben – die Verdächtig­e gehörte zum Kreis dieser Befugten. Alles, was dem Schrank entnommen wird, muss in einem Betäubungs­mittelbuch dokumentie­rt werden. Zudem findet zweimal jährlich eine Kontrolle statt.

Ein Vier-AugenPrinz­ip für die Entnahme von Medikament­en gab es nicht – und daran soll sich Debatin zufolge auch nichts ändern.

Gleichwohl wurden bestimmte Regeln verschärft: Es gebe nun nicht mehr auf jeder Station einen Betäubungs­mittelschr­ank und die Zahl der Personen, die dazu Zugang hätten, sei gesenkt worden. Noch schärfere Vorkehrung­en seien auch an anderen Kliniken nicht die Regel. Debatin argumentie­rt: Wenn eine Person derartige kriminelle Energie aufbringe, sei es schwer, sie aufzuhalte­n – selbst mit den strengsten Sicherheit­svorkehrun­gen.

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K.-M. Debatin

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