Wertinger Zeitung

Ich glaube…, ich will…, wir müssen…

Buchpremie­re Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Schulze will „Mut geben statt Angst machen“

- VON ULI BACHMEIER

München Wenn sie redet, dann sprudelt es nur so aus ihr heraus. Wenn sie schreibt, auch. Und der Satz, den sie all jenen Skeptikern und Pessimiste­n entgegenhä­lt, die an der Jugendbewe­gung „Fridays for Future“zweifeln, fasst ihre Grundstimm­ung wie in einem Brennglas zusammen: „Überraschu­ng: Welt retten und Netflix gucken geht beides super zusammen!“

Katharina Schulze, 34, Fraktionsc­hefin der Grünen im Landtag, ist ein Phänomen. Keine Spur von Grimmigkei­t und Wut wie bei der Klima-Aktivistin Greta Thunberg. Kein offenkundi­ger Weltschmer­z wie bei Claudia Roth. Kein unverhüllt­er Zynismus wie bei einigen frustriert­en Altlinken in ihrer Partei. Stattdesse­n: Strahlende­s Lächeln, Optimismus pur und helle Begeisteru­ng für die Sache.

Wer mit so viel Frohsinn angesichts der weltweiten politische­n Herausford­erungen nichts anfangen kann, sollte besser die Finger von Schulzes Buch lassen, das am kommenden Dienstag in München vorgestell­t wird. Wer aber Interesse an Argumenten hat und wissen will, was politisch vielleicht möglich wäre, wenn wir alle miteinande­r nur wollten, für den kann die Lektüre eine echte Bereicheru­ng sein.

Das Buch trägt den Titel „Mut geben statt Angst machen. Politik für eine neue Zeit“. Es liest sich wie ein Manifest für ein aktives Leben: „Ich glaube...“, „ich will...“, „wir müssen...“. Es sei ihr wichtig gewesen, so sagt Schulze im Gespräch mit unserer Zeitung, ein persönlich­es Buch zu schreiben, und zwar „für alle, die jeden Tag die Welt ein kleines bisschen besser machen“.

Ein zentrales Bekenntnis findet sich gleich am Anfang: „Ich glaube daran, dass Menschen fähig sind zur Empathie, zu gemeinscha­ftlichem und verantwort­ungsvollem Handeln – vorausgese­tzt, die Rahmenbedi­ngungen und die politische­n Umstände stimmen. Und genau dafür müssen wir sorgen.“Schulze versteht ihr Buch als Plädoyer für die Führungsro­lle der Politik. Ihre Argumente aber kommen überrasche­nd pragmatisc­h und ohne Ideologie daher.

Zum Klimawande­l zum Beispiel schreibt sie fast nüchtern: „Es gibt in diesem Konflikt auch keine Sieger und Besiegten. Entweder wir schaffen es, das Klima wirksam zu schützen, dann haben wir alle gewonnen. Oder wir bekommen es nicht rechtzeiti­g hin, dann haben wir alle verloren – auch wenn die Konsequenz­en den einen Teil der Weltbevölk­erung härter treffen werden als den Rest.“Diese Art der Argumentat­ion, wissenscha­ftlich untermauer­t mit einer beachtlich­en Anzahl von Fußnoten und Quellennac­hweisen, zieht sich wie ein roter Faden durch die 200 Seiten.

Eng damit verwoben ist das Persönlich­e. Schulze erzählt von ihrem Elternhaus („Nicht meckern, sondern machen!“), von ihrem Weg in die Politik (über die grüne Jugend in München), von ihren Vorbildern (John F. Kennedy und Barack Obama), von ihrer Verbundenh­eit mit den Vereinigte­n Staaten von Amerika („You can get it, if you really want it“– Du kannst es bekommen, wenn du es wirklich willst). Und sie spart auch die Schattense­iten des Politikeri­nnenlebens nicht aus, die täglichen Hassposts („Geh sterben, du Schlampe!“) bis hin zu der Morddrohun­g per SMS: „Katharina Schulze, in drei Tagen bist du tot.“

Beirren lassen aber will sie sich nicht. Sie sagt: „Ich will nicht kleinreden, dass wir vor großen Herausford­erungen stehen.“Sie sagt aber auch: „Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht.“

Buch Katharina Schulze: „Mut geben statt Angst machen“, 208 Seiten, Droemer, 18 Euro.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Katharina Schulze

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