Verdienstkreuz
Dass es manchmal ein Kreuz ist mit den Verdiensten, kann man dieser Tage wieder einmal schön sehen. Denn: Was aus Sicht der einen (faule Politiker, steinreiche Südeuropäer – oder umgekehrt) ohne Zweifel ein Verdienst ist, ist für die anderen, also den kleinen deutschen Sparer, ein Kreuz. Mit anderen Worten: Was die einen vermeintlich verdienen, zahlen die anderen Minuszinsen. Und nun kommt es für alle aufrechten Verfechter des universalen Menschenrechts auf mindestens drei Prozent fürs Girokonto noch dicker, ist doch der Grund all dieses Ungemachs, dieser finanzpolitische Gottseibeiuns, also Mario Draghi, dafür jetzt auch noch mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, vulgo Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Nicht nur der ein oder andere Kleinanleger mit seinen paar Krügerrand Münzen unter der Matratze (auf der Bank kriegt man ja nix!) fragt sich deshalb: Hat Draghi das verdient? Oder wahlweise auch: Womit haben wir das verdient? Jedenfalls: armes Deutschland!
Es gibt da allerdings auch einige wenige andere Stimmen, die mit dem Stammtisch in der gut besuchten Volkswirtschaft über Kreuz liegen und meinen, das Land samt seiner Sparer sei noch wesentlich ärmer dran, hätte der ehemalige EZBPräsident damals nicht – whatever it takes – den Euro gerettet. Es geht also kreuz und quer, womit wir wieder bei der allen Dingen, vom billigen Schweinsbraten bis hin zum teuren SUV (den hamwa uns verdient!) innewohnenden Dialektik wären.
Kreuzworträtsel: Was spuckt Google an ersten Vorschlägen aus, wenn man das Wort verdient eingibt? Antwort: Was verdient ein Pilot? Was verdient ein Lehrer? Was verdient ein Polizist? Und schließlich: Wer verdient was? Tja, genau das ist die Frage.