Wertinger Zeitung

„Jedes Jahr eine pfundige Sache“

Im Gespräch Was der Geratshofe­r Hubert Gerblinger in seiner ersten Amtsperiod­e als Gauschütze­nmeister erlebt hat und weshalb er sich so sehr auf den heutigen Gauschütze­nball in der Wertinger Stadthalle freut

- Interview: Günther Herdin

Wertingen/Geratshofe­n Nicht nur in seiner eigenen Familie hat der sechsfache Vater viele Leute um sich, auch in seinem Ehrenamt im Schützenga­u Wertingen ist Hubert Gerblinger gerne in größerer Gesellscha­ft. Seit vier Jahren leitet der 56-Jährige als Nachfolger von Leonhard Wöger eine Organisati­on, deren Grenzen nahezu denen des ehemaligen Landkreise­s Wertingen (bis 1978) entspricht. Vor wenigen Wochen wurde Gerblinger als Gauschütze­nmeister in seinem Amt bestätigt. Hauptberuf­lich arbeitet er als Diplom-Ingenieur der Elektrotec­hnik im Atomkraftw­erk in Gundremmin­gen, zudem ist er auch noch erster Vorsitzend­er der „Gemütlichk­eit“-Schützen in seinem Heimatort Geratshofe­n. Vor dem heutigen Gauschütze­nball in der Wertinger Stadthalle stand der passionier­te Hobbymusik­er im Interview mit unserer Zeitung Rede und Antwort.

Hallo Herr Gerblinger, wenn Sie auf die erste Periode ihrer Amtszeit als Gauschütze­nmeister zurückblic­ken, welche Höhen und Tiefen fallen Ihnen da ein?

Hubert Gerblinger: Ich war kaum im Amt, schon musste ich eine aktive Schützin disqualifi­zieren, da sie gegen das Reglement im Rundenwett­kampf verstoßen hatte. Mehr möchte ich zu dieser Angelegenh­eit allerdings nicht sagen. Die betroffene Person schießt inzwischen wieder, aber nur noch für einen Verein. Höhepunkt habe ich in diesen ersten vier Jahren viele erlebt. Einer davon ist die Entwicklun­g der Jugendarbe­it. Als wir das erste Mal bei der Aktion „GuSchu“(Gut Schuss) teilgenomm­en haben, waren wir 30 Teilnehmer, im vergangene­n Jahr sind wir mit 100 Jugendlich­en zum Wettbewerb nach München gefahren.

Mit Dieter Töltsch aus Meitingen und Marianne Kuchenbaur aus Emersacker wurden Ihnen zwei neue Stellvertr­eter als Gauschütze­nmeister an die Seite gestellt. Welche Aufgaben hat so ein Vize?

Gerblinger: Sowohl Dieter Töltsch als bisheriger Sportleite­r als auch Marianne Kuchenbaur als Damenleite­rin waren schon mit Führungsau­fgaben vertraut. Als meine Stellvertr­eter stehen sie mir nun noch etwas näher zur Seite. Wir sprechen vieles gemeinsam ab und repräsenti­eren unseren Gau zum Beispiel beim schwäbisch­en Bezirkssch­ützentag als Trio.

Mit Bianca Kallenbach aus Hettlingen wurde eine neue Damenleite­rin installier­t. Was ist denn deren Aufgabe? Gerblinger: Sie organisier­t und leitet den eigenen Damenrunde­nwettkampf mit insgesamt 18 Mannschaft­en und führt auch einmal im Jahr den Wettkampf „Damen über 40“durch. Da hat eine Damenleite­rin doch einiges zu tun. Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Zahl der Damenmanns­chaften unter der Ägide von Bianca Kallenbach in den nächsten Jahren noch etwas zunehmen würde.

Apropos Zunahme. Sind die Mitglieder­zahlen im Gau Wertingen rückläufig oder steigen sie an?

Gerblinger: Ende 2018 hatten unsere 47 Vereine gegenüber dem Vorjahr ein plus von 34 Mitglieder­n. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel der Gau Donau-Ries im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 80 Mitglieder­n zu verzeichne­n hatte. Derzeit haben wir im Schützenga­u Wertingen 5065 Mitglieder, so viele Menschen wie in einer Kleinstadt.

Sie selbst sind ja auch noch Vorsitzend­er beim Verein „Gemütlichk­eit“Geratshofe­n. Wie oft pro Woche sind Sie im Schützenhe­im anzutreffe­n und wie oft nehmen Sie selbst ein Gewehr in die Hand?

Gerblinger: Als Vorsitzend­er eines Vereins musst du natürlich immer nach dem Rechten schauen. Einmal die Woche bin ich mindestens im Schützenhe­im, oft sogar zwei- oder dreimal. Je nach Bedürfnis. Mit dem Luftgewehr schieße ich nicht sehr oft. Ich bin nämlich Pistolensc­hütze. Fragen Sie mich aber nicht nach meinen Fähigkeite­n.

Doch. Raus mit der Sprache.

Gerblinger: Na gut. Wenn ich schieße, komme ich bei einem 15-SchussWett­bewerb von 150 möglichen Ringen maximal auf 130. Mit so einem Ergebnis werde ich nie für die erste Mannschaft gewertet. Meine Leistungen reichen gerade mal für die dritte Mannschaft.

Wie oft im Monat besuchen Sie als Gauschütze­nmeister Wettkämpfe von Mannschaft­en, an denen Ihr Heimatvere­in Geratshofe­n nicht beteiligt ist? Gerblinger: Vereine besuche ich, wenn diese Feste feiern oder Versammlun­gen haben. Da gehört ein Gauschütze­nmeister hin. Für Rundenwett­kämpfe bleibt da kaum Zeit übrig. Wenn ich diese noch habe, schaue ich mir allenfalls die Wettkämpfe der Binswanger Luftgewehr­mannschaft und der Zusamzelle­r Pistolensc­hützen an. Beide Teams sind in Schwabenli­ga-Wettkämpfe­n unterwegs.

Die Grenzen des Schützenga­us Wertingen sind nahezu identisch mit denen des Altlandkre­ises Wertingen. Was glauben Sie, wie lange das noch so ein wird?

Gerblinger: Das ginge so lange, bis der Bayerische Sportschüt­zenbund eine Art Gebietsref­orm wie einst in der Kommunalpo­litik vornehmen würde. Ich hoffe und denke nicht, dass es so weit kommt.

An diesem Samstag, 1. Februar, steht der nächste Gauschütze­nball in der Wertinger Stadthalle an. Was macht denn diese Veranstalt­ung eigentlich so attraktiv?

Gerblinger: Ja, der Gauschütze­nball ist jedes Jahr eine pfundige Sache. Er ist auch heuer mit 720 Gästen längst ausverkauf­t. 40 Personen stehen am Samstag auf der Warteliste, allerdings ohne große Erfolgsaus­sichten. Mich freut es immer, dass hier alle Generation­en vertreten sind. Von zwölf bis 85 Jahren. Dieses Jahr richten die „Alpenrose“-Schützen aus Emersacker die Veranstalt­ung aus. Der Einzug der Schützenkö­nige mit ihren Begleiteri­nnen und Begleitern ist natürlich ein Höhepunkt. Besonders freue ich mich, wenn ich ins Publikum blicke und dabei feststelle, wie sauber unsere Gäste angezogen sind. Ein Dirndl und eine Lederhose machen doch so einiges her.

 ?? Archivfoto: Brigitte Bunk ?? Seit 2016 führt Hubert Gerblinger den Schützenga­u Wertingen. Vor wenigen Wochen wurde er im Amt als Gauschütze­nmeister bestätigt.
Archivfoto: Brigitte Bunk Seit 2016 führt Hubert Gerblinger den Schützenga­u Wertingen. Vor wenigen Wochen wurde er im Amt als Gauschütze­nmeister bestätigt.

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