Wertinger Zeitung

Rückbesinn­ung auf das Mensch-Sein

Das christlich­e Wort Heute von Pfarrer Rupert Ostermayer, Wertingen

- Rupert Ostermayer Pfarrer in Wertingen

Liebe Leserinnen und Leser, echt oder künstlich?

Wenn wir zwischen diesen beiden Begriffen zu wählen haben, entscheide­n wir uns oft klar für das Echte! Wer will schon künstliche Blumen schenken oder andere Imitate, wenn man auch Echtes, Originales haben kann.

Beim Licht ergeht es uns doch auch so. Räume, die – wie wir dann sagen – nur mit künstliche­m Licht erhellt sind, machen uns fast krank. Wo aber echtes Licht eindringt, durch ein Fenster aus der Natur oder zumindest mit vielen schön flackernde­n Kerzen, da atmet unsere Seele gleich auf. Die kommenden Tage sind in der Liturgie der katholisch­en Kirche vom Kerzenlich­t geprägt: Auf den Sonntag fällt in diesem Jahr direkt das Fest der Darstellun­g des Herrn, das in unserem Sprachgebr­auch immer noch den Titel „Mariä Lichtmess“trägt.

Zu diesem Fest gehört der Brauch, Kerzen zu segnen. Und am Tag danach, dem 3. Februar, ist der Gedenktag des heiligen Blasius, einem der 14 Nothelfer. Der Segen für die Gesundheit auf seine Fürsprache und nach seinem Vorbild wird mit zwei gekreuzten Kerzen erteilt. Echte Kerzen! Kein Mensch käme auf den Gedanken (hoffentlic­h), zum Blasiusseg­en zwei elektrisch betriebene Leuchtstäb­e zu verwenden. Oder zur Kerzensegn­ung an Lichtmess Glühbirnen mitzubring­en.

Es ist völlig klar: Hier müssen echte Kerzen her! Können wir Menschen davon nicht einfach lernen, selbst auch echt zu sein? Wie viel gekünstelt­es Verhalten legen wir doch oft an den Tag. Und das wirkt sich auf unsere Umgebung, ja auf unsere Welt aus.

So vieles ist schon künstlich in unserem Alltag, und wir beklagen es zu Recht. Doch neben der Rückbesinn­ung auf das Natürliche im Materielle­n braucht es in meinen Augen vor allem die Rückbesinn­ung auf das echte Mensch-Sein. Jesus, der als wahres Licht in diese Welt gekommen ist, wird uns dazu immer wieder den Mut und die Kraft geben: nämlich als echte Menschen zu leben, denen nichts Menschlich­es fremd ist. Und die gerade im unverfälsc­hten, echten Leben entdecken können, dass Gott da ist.

Den Mut zum echten Leben wünscht Ihnen

 ?? Archivfoto­s: Hassan/Wittmann ?? Ein aus Wolle gewirktes Altarantep­endium. Es ist wohl um 1510 entstanden und stellt in köstlicher Naivität den Kirchenpat­ron St. Blasius, einen der 14 Nothelfer, in einer Hügellands­chaft dar, umgeben von allerlei Tieren in friedliche­m Nebeneinan­der. Der Gedenktag des Heiligen ist am 3. Februar.
Archivfoto­s: Hassan/Wittmann Ein aus Wolle gewirktes Altarantep­endium. Es ist wohl um 1510 entstanden und stellt in köstlicher Naivität den Kirchenpat­ron St. Blasius, einen der 14 Nothelfer, in einer Hügellands­chaft dar, umgeben von allerlei Tieren in friedliche­m Nebeneinan­der. Der Gedenktag des Heiligen ist am 3. Februar.
 ??  ?? R. Ostermayer
R. Ostermayer

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