Wenn das Parkhaus zum „Partystadel“wird
Ärger Der Hausmeister der Wertinger Tiefgarage erzählt, was er dort schon alles an Hinterlassenschaften gefunden hat. Und eine Nachbarin will in der Dillinger Tiefgarage nicht mehr parken, weil sie sich von Jugendlichen gestört fühlt
In Parkhäusern gibt es immer wieder Probleme, von wilden Parties bis hin zu Vandalismus. Wie ist die Lage in Wertingen?
Wertingen/Dillingen „Frische Farbe für das Parkhaus am Dillinger Stadtsaal“, so lautete vor dreieinhalb Jahren eine Schlagzeile in der DonauZeitung. Die Tiefgarage, die einem privaten Investor gehört und von der Stadt gepachtet wird, hatte einen neuen Anstrich erhalten, Beschädigungen am Sockel wurden repariert. Inzwischen ist der neue Glanz dort an mehreren Stellen schon längst wieder verschwunden. Schmierereien an den Wänden und Pfützen auf dem Boden zeigen, dass die Tiefgarage nicht nur dem Parken dient. Eine Nachbarin, die ihren Namen wegen drohender Unannehmlichkeiten nicht in der Heimatzeitung lesen will, sagt: „Das ist Dillingens neuer Partystadel.“Denn die Tiefgarage diene jungen Leuten als Treffpunkt. Immer wieder würden Parkbuchten belagert und blockiert, leere Flaschen und Tüten lägen herum, und jeden Montag rücke ein Hausmeisterdienst zum Aufräumen an.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien keine Randalierer, die pöbeln, versichert die Dillingerin. „Aber die laute Musik und das Gejohle stören mich.“Die Nachbarin hat Konsequenzen gezogen. „Ich fahre da nicht gerne rein zum Parken“, berichtet die Autofahrerin. Auch weil ihr dort mitunter Radler entgegengekommen seien. Ihren Wagen parke sie jetzt an anderer Stelle. Und so verfahren ihrer Beobachtung nach mehrere Anwohner. Es gebe jedenfalls einige Bürger, die sich über das Treiben in der Tiefgarage aufregen. Sie selbst habe bereits fünf Mal das Ordnungsamt in der Stadtverwaltung und auch die Polizei angerufen, sagt die Nachbarin.
Und die Auskunft erhalten „Da kann man nichts machen“, wie die Frau frustriert mitteilt. Dabei verlange die Stadt Dillingen doch Parkgebühren, 2,30 Euro für die Tageskarte. Und wenn schon Geld fürs Parken eingetrieben werde, dann habe die Stadt auch dafür zu sorgen, „dass ich mich sicher fühle“, argumentiert die Dillingerin.
Ein Treffpunkt für Jugendliche ist offensichtlich auch die nicht weit entfernte Tiefgarage unter dem Rewe-Markt an der Großen Allee. „Es fanden hier Partys statt“, bestätigt der stellvertretende Marktleiter Robert Inter. Da sei konsequentes Handeln notwendig, denn die Tiefgarage sei ja für die Kunden da, und kein Spielplatz. „Und wenn dann ein Auto beschädigt ist, will es keiner gewesen sein“, sagt Inter. Er schreite deshalb, sobald es zu Treffs kommt, sofort ein. „Wir gehen run
und drohen mit der Polizei. Wenn wir das nicht tun, haben wir sofort eine Partymeile“, sagt der stellvertretende Marktleiter. Die Abfahrt zur Tiefgarage ziehe insbesondere Skater an.
Auch in Wertingen gibt es eine städtische Tiefgarage mit 64 Parkplätzen unter der Stadthalle, die abends und an Wochenenden auch von Besuchern der Veranstaltungen genutzt werden können. Hausmeister Karl Mießl hat da in der Vergangenheit schon einiges erlebt. Grillkohle sei im Lichtschacht gelandet, ein Bierträger in die Tiefgarage geworfen worden. Vor einigen Jahren hätten sich Jugendliche Zugang zur Umkleide in der Stadthalle verschafft und Schlüssel gestohlen, um mit einem Auto im Donauried eine Runde zu drehen. Inzwischen gehe es aber in der Tiefgarage gesittet zu, berichtet Mießl. Ein Grund liegt darin, dass der Hausmeister, wie er unserer Zeitung mitteilt, auch an Wochenenden „viel da ist“. Mießl sagt: „Wenn keiner nachschaut, ist das schnell eine Partymeile.“Vor allem wenn es regnet, sei eine Tiefgarage als Aufenthaltsort bei Jugendlichen sehr beliebt – insbesondere bei Inline-Skatern. Und dann müsse man die Mädchen und Jungs darauf hinweisen, dass eine Tiefgarage kein Spielplatz sei. Mießl hat die Erfahrung gemacht, dass sich immer wieder Grüppchen bilden, die ihren Treff in die Tiefgarage verlegen. Der Hausmeister stellt fest: „Etwa alle zwei Jahre bildet sich eine neue Szene und die Geschichte beginnt von vorne.“Als sinnvoll habe sich vor etwa vier Jahren die Installation einer Videoüberwachung erwiesen. Dadurch, so Mießl, habe auch ein Diebstahl in der Umkleide der Stadthalle aufgeklärt werden können.
Die Stadt Dillingen informiert, dass dem Hinweis der Heimatzeiter tung über die Zustände im Parkhaus am Stadtsaal „mit Nachdruck“nachgegangen werde. Erst am vorvergangenen Wochenende seien sechs Jugendliche der Tiefgarage verwiesen worden, teilt Pressesprecher Jan Koenen mit. „Bemerken Nutzer des Parkhauses, Anwohner oder Passanten eine unerlaubte Nutzung der Tiefgarage, sollten sie sich direkt an die Polizei wenden“, rät Koenen. Im Rahmen der sogenannten „aufsuchenden Jugendarbeit“befinde sich Stadtjugendpfleger Matthias Grätsch regelmäßig in
Kontakt mit Jugendlichen im Stadtgebiet – auch an öffentlichen Orten, die als Treffpunkt genutzt werden. Die Tiefgarage in der Rosenstraße sei als Aufenthaltsort nicht vorgesehen. In der Hausordnung stehe, dass der Aufenthalt im Parkhaus zu anderen Tätigkeiten als der Fahrzeugeinstellung nicht gestattet sei. Auch der Genuss von alkoholhaltigen Getränken, das Rauchen und das Verrichten der Notdurft im Parkhaus seien verboten. Verstöße hiergegen, so Koenen, müssten ohne Ausnahme geahndet werden. Die Hausordnung sehe vor, dass Personen, die den Vorschriften zuwiderhandeln, des Platzes verwiesen werden können. Der Sprecher erläutert: „In Abstimmung mit der Polizei, der Sicherheitswacht und dem Verkehrsdienst erfolgen verstärkte Kontrollen in der Tiefgarage.“
Dies bestätigt der Sprecher der Polizeiinspektion Dillingen, Gunther Hetz. Die Polizei sei in den Tiefgaragen präsent. Im November beispielsweise hätten die Beamten im Parkhaus beim Stadtsaal kontrolliert und bei einem Jugendlichen Rauschgift-Utensilien gefunden. Ebenfalls im November stellte die Polizei dort eine Sachbeschädigung durch Graffiti fest, informiert Hetz. Die Ermittlungen dazu seien noch nicht abgeschlossen.
Dillinger Stadtverwaltung will dem Hinweis nachgehen