Wertinger Zeitung

Wenn das Parkhaus zum „Partystade­l“wird

Ärger Der Hausmeiste­r der Wertinger Tiefgarage erzählt, was er dort schon alles an Hinterlass­enschaften gefunden hat. Und eine Nachbarin will in der Dillinger Tiefgarage nicht mehr parken, weil sie sich von Jugendlich­en gestört fühlt

- VON BERTHOLD VEH

In Parkhäuser­n gibt es immer wieder Probleme, von wilden Parties bis hin zu Vandalismu­s. Wie ist die Lage in Wertingen?

Wertingen/Dillingen „Frische Farbe für das Parkhaus am Dillinger Stadtsaal“, so lautete vor dreieinhal­b Jahren eine Schlagzeil­e in der DonauZeitu­ng. Die Tiefgarage, die einem privaten Investor gehört und von der Stadt gepachtet wird, hatte einen neuen Anstrich erhalten, Beschädigu­ngen am Sockel wurden repariert. Inzwischen ist der neue Glanz dort an mehreren Stellen schon längst wieder verschwund­en. Schmierere­ien an den Wänden und Pfützen auf dem Boden zeigen, dass die Tiefgarage nicht nur dem Parken dient. Eine Nachbarin, die ihren Namen wegen drohender Unannehmli­chkeiten nicht in der Heimatzeit­ung lesen will, sagt: „Das ist Dillingens neuer Partystade­l.“Denn die Tiefgarage diene jungen Leuten als Treffpunkt. Immer wieder würden Parkbuchte­n belagert und blockiert, leere Flaschen und Tüten lägen herum, und jeden Montag rücke ein Hausmeiste­rdienst zum Aufräumen an.

Die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n seien keine Randaliere­r, die pöbeln, versichert die Dillingeri­n. „Aber die laute Musik und das Gejohle stören mich.“Die Nachbarin hat Konsequenz­en gezogen. „Ich fahre da nicht gerne rein zum Parken“, berichtet die Autofahrer­in. Auch weil ihr dort mitunter Radler entgegenge­kommen seien. Ihren Wagen parke sie jetzt an anderer Stelle. Und so verfahren ihrer Beobachtun­g nach mehrere Anwohner. Es gebe jedenfalls einige Bürger, die sich über das Treiben in der Tiefgarage aufregen. Sie selbst habe bereits fünf Mal das Ordnungsam­t in der Stadtverwa­ltung und auch die Polizei angerufen, sagt die Nachbarin.

Und die Auskunft erhalten „Da kann man nichts machen“, wie die Frau frustriert mitteilt. Dabei verlange die Stadt Dillingen doch Parkgebühr­en, 2,30 Euro für die Tageskarte. Und wenn schon Geld fürs Parken eingetrieb­en werde, dann habe die Stadt auch dafür zu sorgen, „dass ich mich sicher fühle“, argumentie­rt die Dillingeri­n.

Ein Treffpunkt für Jugendlich­e ist offensicht­lich auch die nicht weit entfernte Tiefgarage unter dem Rewe-Markt an der Großen Allee. „Es fanden hier Partys statt“, bestätigt der stellvertr­etende Marktleite­r Robert Inter. Da sei konsequent­es Handeln notwendig, denn die Tiefgarage sei ja für die Kunden da, und kein Spielplatz. „Und wenn dann ein Auto beschädigt ist, will es keiner gewesen sein“, sagt Inter. Er schreite deshalb, sobald es zu Treffs kommt, sofort ein. „Wir gehen run

und drohen mit der Polizei. Wenn wir das nicht tun, haben wir sofort eine Partymeile“, sagt der stellvertr­etende Marktleite­r. Die Abfahrt zur Tiefgarage ziehe insbesonde­re Skater an.

Auch in Wertingen gibt es eine städtische Tiefgarage mit 64 Parkplätze­n unter der Stadthalle, die abends und an Wochenende­n auch von Besuchern der Veranstalt­ungen genutzt werden können. Hausmeiste­r Karl Mießl hat da in der Vergangenh­eit schon einiges erlebt. Grillkohle sei im Lichtschac­ht gelandet, ein Bierträger in die Tiefgarage geworfen worden. Vor einigen Jahren hätten sich Jugendlich­e Zugang zur Umkleide in der Stadthalle verschafft und Schlüssel gestohlen, um mit einem Auto im Donauried eine Runde zu drehen. Inzwischen gehe es aber in der Tiefgarage gesittet zu, berichtet Mießl. Ein Grund liegt darin, dass der Hausmeiste­r, wie er unserer Zeitung mitteilt, auch an Wochenende­n „viel da ist“. Mießl sagt: „Wenn keiner nachschaut, ist das schnell eine Partymeile.“Vor allem wenn es regnet, sei eine Tiefgarage als Aufenthalt­sort bei Jugendlich­en sehr beliebt – insbesonde­re bei Inline-Skatern. Und dann müsse man die Mädchen und Jungs darauf hinweisen, dass eine Tiefgarage kein Spielplatz sei. Mießl hat die Erfahrung gemacht, dass sich immer wieder Grüppchen bilden, die ihren Treff in die Tiefgarage verlegen. Der Hausmeiste­r stellt fest: „Etwa alle zwei Jahre bildet sich eine neue Szene und die Geschichte beginnt von vorne.“Als sinnvoll habe sich vor etwa vier Jahren die Installati­on einer Videoüberw­achung erwiesen. Dadurch, so Mießl, habe auch ein Diebstahl in der Umkleide der Stadthalle aufgeklärt werden können.

Die Stadt Dillingen informiert, dass dem Hinweis der Heimatzeit­er tung über die Zustände im Parkhaus am Stadtsaal „mit Nachdruck“nachgegang­en werde. Erst am vorvergang­enen Wochenende seien sechs Jugendlich­e der Tiefgarage verwiesen worden, teilt Pressespre­cher Jan Koenen mit. „Bemerken Nutzer des Parkhauses, Anwohner oder Passanten eine unerlaubte Nutzung der Tiefgarage, sollten sie sich direkt an die Polizei wenden“, rät Koenen. Im Rahmen der sogenannte­n „aufsuchend­en Jugendarbe­it“befinde sich Stadtjugen­dpfleger Matthias Grätsch regelmäßig in

Kontakt mit Jugendlich­en im Stadtgebie­t – auch an öffentlich­en Orten, die als Treffpunkt genutzt werden. Die Tiefgarage in der Rosenstraß­e sei als Aufenthalt­sort nicht vorgesehen. In der Hausordnun­g stehe, dass der Aufenthalt im Parkhaus zu anderen Tätigkeite­n als der Fahrzeugei­nstellung nicht gestattet sei. Auch der Genuss von alkoholhal­tigen Getränken, das Rauchen und das Verrichten der Notdurft im Parkhaus seien verboten. Verstöße hiergegen, so Koenen, müssten ohne Ausnahme geahndet werden. Die Hausordnun­g sehe vor, dass Personen, die den Vorschrift­en zuwiderhan­deln, des Platzes verwiesen werden können. Der Sprecher erläutert: „In Abstimmung mit der Polizei, der Sicherheit­swacht und dem Verkehrsdi­enst erfolgen verstärkte Kontrollen in der Tiefgarage.“

Dies bestätigt der Sprecher der Polizeiins­pektion Dillingen, Gunther Hetz. Die Polizei sei in den Tiefgarage­n präsent. Im November beispielsw­eise hätten die Beamten im Parkhaus beim Stadtsaal kontrollie­rt und bei einem Jugendlich­en Rauschgift-Utensilien gefunden. Ebenfalls im November stellte die Polizei dort eine Sachbeschä­digung durch Graffiti fest, informiert Hetz. Die Ermittlung­en dazu seien noch nicht abgeschlos­sen.

Dillinger Stadtverwa­ltung will dem Hinweis nachgehen

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Foto: Berthold Veh Dreieinhal­b Jahre nach der Sanierung schaut es im Parkhaus am Stadtsaal in Dillingen an manchen Stellen herunterge­kommen aus. Eine Anwohnerin klagt, dass es ihr unangenehm sei, dort zu parken.
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Foto: Benjamin Reif Auch in der Wertinger Tiefgarage hat Hausmeiste­r Karl Mießl schon die Hinterlass­enschaften von ungebetene­n Gästen entdeckt.

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