Dreßen feiert Heimsieg
Ski alpin Der 26-Jährige gewinnt auf der Kandahar das Abfahrtsrennen in Garmisch-Partenkirchen. Ein wertvoller Erfolg für die WM-Bewerbung der Stadt. Einen Teil des Preisgeldes wird der Sieger schon am Abend wieder los
Garmisch-Partenkirchen Einen Teil des Preisgeldes war Thomas Dreßen schon am Abend nach dem Sieg in Garmisch-Partenkirchen wieder los. 45000 Schweizer Franken, ca. 42 000 Euro, gibt es im Weltcup für den Abfahrtserfolg auf der Kandahar, bei so vielen Freunden und Verwandten unter den Zuschauern wollte sich der beste deutsche Skirennfahrer nicht lumpen lassen. Der 26-Jährige wohnt mit seiner Freundin zwar inzwischen in Österreich, sein Heimatort Mittenwald aber ist nur eine halbe Stunde von Garmisch entfernt. „Das wird noch richtig teuer heute für mich“, sagte Dreßen schon vor den Feierlichkeiten zum vierten Weltcupsieg seiner Karriere.
Die Abfahrten auf der Streif in Kitzbühel und in Kvitfjell gewann er 2018, in diesem Winter folgten die Siege in Lake Louise und – als erst zweitem Deutschen nach Markus Wasmeier 1992 – im WerdenfelLand. Für die WM-Bewerbung der Stadt um die Titelkämpfe 2025 ist das ein Schub. Auf die Strahlkraft der Familie Neureuther verzichten die verantwortlichen Organisatoren in ihren Bemühungen ebenso wie auf die von Doppel-Olympiasieger Wasmeier. Dreßen ist da als potenzielles Zugpferd für die WM von besonders hohem Wert. Vor allem aber ist der Erfolg ein erneuter Beleg für die große Klasse Dreßens, der nach seiner schweren Knieverletzung in diesem Winter eigentlich nur langsam und ohne Druck ein Comeback geben wollte. „Es ist eh bis jetzt schon eine Wahnsinnssaison gewesen mit dem Sieg und schon zwei Podiums. Dass jetzt noch ein Sieg dazukommt – so ganz checken tu ich das noch nicht“, sagte er am Samstag. „Er ist der Mann für die Zukunft“, lobte Teamkollege Josef Ferstl. „Ich hoffe, wir können ihn noch lange begleiten und wir feiern auch mal wieder.“Ferstl und die anDeutschen hatten ihren Anteil am gelungenen Renntag, sechs der sieben Starter schafften es in die Top 30, insgesamt drei unter die besten 15. Schneller als Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen) auf Rang zwei und Johan Clarey (Frankreich) als Dritter sowie alle übrigen Fahrer war aber nur einer: Dreßen. „28 Jahre, das ist ja der Wahnsinn. Er löst mich jetzt in allen Dingen ab“, scherzte Wasmeier.
Schon die Bestmarke für die meisten Abfahrtssiege im Weltcup hatte er an Dreßen verloren und meinte mit Bezug auf seine beiden olympischen Goldmedaillen: „Das kommt auch noch.“Auch die Organisatoren in Garmisch-Partenkirchen waren glücklich über den Heimsieg und die dadurch befeuerte Begeisterung auf den Rängen. Nach Tagen voller Hoffen und Bangen wegen der schwierigen Witterung und einer drohenden Absage könnte der Erfolg der WM-Bewerbung eiser nen Schub verleihen vor der Entscheidung durch den Skiweltverband (FIS) im Mai. „Das ist fast schon etwas kitschig“, sagte Alpinchef Maier. Dreßen gelang damit auch die ungewöhnliche Fortsetzung einer Serie. Nach dem Südtiroler Dominik Paris in Bormio (zweimal), dem Schweizer Beat Feuz in Wengen und dem Österreicher Matthias Mayer in Kitzbühel gab es auch in Garmisch einen Abfahrtsheimsieg. Dabei war Dreßen noch vor einem Jahr in der Rehabilitation. Im November war er in Beaver Creek gestürzt und mit hoher Geschwindigkeit in ein Fangnetz gerauscht.
Neben einer ausgekugelten Schulter und dem gerissenen vorderen Kreuzband im rechten Knie waren auch der Innenmeniskus, der Außenmeniskus, das Innenband und der Knorpel lädiert. Das Knie war, „ich sage es, wie es ist, im Arsch“, erzählte Dreßen einmal. Noch imderen mer muss er Rücksicht nehmen auf das Gelenk, auf die Rennen in Bormio verzichtete er sogar. Zum Gewinnen reicht es trotzdem schon wieder – und zum Feiern sowieso.
Am gestrigen Sonntag hat sich Stefan Luitz in der Weltspitze zurückgemeldet und in Garmisch-Partenkirchen sein bestes Saison-Resultat eingefahren. Der 27-Jährige fuhr auf den neunten Rang und erreichte sein erstes Top-Ten-Ergebnis seit über einem Jahr. Zum Auftakt im vergangenen Oktober in Sölden war Luitz 16. geworden, in den folgenden drei Riesenslaloms aber jeweils bereits im ersten Durchgang ausgeschieden. Alexander Schmid kam als zweitbester DSV-Fahrer auf Platz 13. Nicht zu schlagen auf der Kandahar-Strecke war Alexis Pinturault. Der Franzose setzte sich nach zwei Durchgängen gegen den Schweizer Loic Meillard und den Norweger Leif Kristian NestvoldHaugen durch.