Djokovic genießt den Moment
Tennis In einem hart umkämpften Finale mit dem Österreicher Dominic Thiem sichert sich der Serbe seinen achten Sieg bei den Australian Open. Bewegende Dankesrede
Melbourne Mit geschlossenen Augen genoss Novak Djokovic den Moment seines achten Triumphes bei den Australian Open, erlöst klatschte der Melbourne-Dominator mit den frenetischen serbischen Tennisfans ab. Als sich der 32-Jährige aus der brenzligen Situation gegen den österreichischen Herausforderer Dominic Thiem doch noch befreit hatte und wieder zur Nummer eins der Tenniswelt aufgestiegen war, konnte er wieder lachen. „Es war definitiv eines der schwierigsten Endspiele, die ich hier hatte. Ich war kurz davor, dieses Match zu verlieren“, räumte Djokovic ein. „Ich bin gesegnet, diese Trophäe wieder in den Händen zu halten.“
Bei aller Euphorie nach seinem 6:4, 4:6, 2:6, 6:3, 6:4 wurde der Serbe aber auch ernst und lenkte den Blick auf Themen abseits von Tennis-Triumphen. „Dies ist eine Erinnerung an uns, dass wir mehr denn je zusammenhalten sollen“, sagte der 32-Jährige am Sonntag.
Der Rekordsieger der Australian Open dachte in seiner Siegesrede an seinen kürzlich bei einem Helikopter-Absturz gestorbenen Freund, den Basketballer Kobe Bryant. Ebenso wie an die Opfer der australischen Buschfeuer, für deren Hilfe bei diesem Grand-Slam-Turnier mehr als sechs Millionen australische Dollar zusammengekommen sind. „Ich hoffe, dass ein Desaster wie dieses nie wieder passiert“, sagte auch der unterlegene Thiem.
Der erste österreichische Australian-Open-Finalist hatte den Favoriten im packenden Schlussakt stark unter Druck gesetzt. Seine Chance durch die Schwächephase des Serben auf seinen ersten Grand-SlamTitel nutzte er aber auch in seinem dritten Endspiel bei einem der vier wichtigsten Turniere nicht. Als eine
Vorhand des 26-jährigen Thiem beim ersten Matchball des Titelverteidigers knapp seitlich im Aus landete, streckte Djokovic beide Zeigefinger nach oben und klopfte sich aufs Herz. Mit viel Mühe baute der Serbe seine imposante Siegesserie in Melbourne aus. Auch in seinem achten Endspiel der Australian Open blieb er unbezwungen und wird am Montag den Spanier Rafael Nadal als Nummer eins ablösen.
Begeistert küsste Djokovic den Norman Brooks Challenge Cup, klatschte mit den Ballkindern ab und schrieb für die große serbische Fan-Gemeinde ausgiebig Autogramme. Als erster bei den Herren hat er nun in der Profi-Ära seit 1968 in drei Jahrzehnten Grand-Slam-Titel gewonnen. Für den 17. Erfolg bei einem der vier wichtigsten Turniere verdiente er umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro und rückte wieder näher an Rekord-Grand-Slam-Turniersieger Roger Federer aus der Schweiz (20) und Nadal (19) heran.
Thiem hatte im Viertelfinale gegen Nadal und Zverev seinen Anspruch unterstrichen, für seinen ersten Grand-Slam-Titel reif zu sein. In dem Tenniskrimi über vier Stunden wirkte Djokovic zwischenzeitlich körperlich und mental angeschlagen. Vom zweiten Satz an wackelte er. Als der Serbe sich zum zweiten Mal bei einem Aufschlag zu viel Zeit ließ, kassierte er eine zweite Verwarnung und hatte nur einen Aufschlag. Die prompte Folge: das entscheidende Break für Thiem zum Satzausgleich. Thiem dominierte auf einmal das Geschehen und sicherte sich ohne allzu viel Gegenwehr auch Satz drei. Im vierten Satz hatte sich Djokovic wieder gefangen, ihm glückte das Break zum 5:3 und die Partie drehte sich zugunsten des Favoriten.