Wertinger Zeitung

Bürger kritisiere­n Pläne zum Naturfreib­ad

Freizeit Noch ist das neue Freibad im Holzwinkel nicht beschlosse­n. Finanziere­n könne es sich nur, wenn Ehrenamtli­che mithelfen. Geht das gut? Unter anderem diese Frage wird diskutiert. Wie es mit dem Projekt nun weitergeht

- VON MICHAELA KRÄMER

Adelsried Zerstörung der Natur, Sicherheit für die Badegäste und Verkehrsbe­lastung – beim Bürgerdial­og zum geplanten Naturfreib­ad gab es eine Reihe von Kritikpunk­ten. Rund 130 Besucher kamen in die Mehrzweckh­alle Adelsried, um am Bürgerdial­og „Chance Naturfreib­ad im Holzwinkel“teilzunehm­en.

Es waren vor allem die Kosten und der Standort, mit denen sich einige Bürger nicht anfreunden konnten. Sind die Zahlen verbindlic­h? Wie wird das Defizit von 150000 Euro aufgefange­n? Was geschieht im Hochsommer, wenn das Bad gesperrt werden muss? Bonstetten­s Bürgermeis­ter Anton Gleich betonte, dass der Vorentwurf noch keine konkrete Planung darstelle. Gleich räumte ein, dass durch die ehrenamtli­che Mitarbeit in einem Verein das Defizit deutlich gesenkt werden könne. „Mit dem Risiko, das Bad einmal im Hochsommer sperren zu müssen, weil ein Naturfreib­ad bekanntlic­h ohne Chlor betrieben wird, müssen wir leben“, sagte er weiter.

Doch was passiert, wenn die freiwillig­en Helfer nicht mehr wollen?

„So manchem Verein ist nach der ersten Euphorie die Puste ausgegange­n“, merkte ein Besucher an. Gleich gehe jedoch davon aus, dass ein Verein länger tätig ist und die hoch motivierte Gruppe nicht so schnell aufhören wird.

Sorgen machten sich einige auch über den gewählten Standort. Denn die 2000 Besucher, die täglich das

Bad nutzen wollen. Damit würde der Verkehr zunehmen, was schließlic­h auch Auswirkung­en auf die Natur habe. Bürgermeis­ter Gleich, so schien es, ließ all diese kritischen Stimmen auf sich einprassel­n. Er sei überzeugt, dass das Naturfreib­ad für alle Bewohner im Holzwinkel eine enorme Lebensqual­ität bedeuten würde: „Wir schaffen hier eine Freizeitei­nrichtung. Sehen wir das doch auch einmal als Chance!“Er betonte: „Wir wollen mit dem Bad einen sozialen Treffpunkt schaffen, für Jugendlich­e, Kinder und Senioren.“

Auch von den Bürgern gab es nicht nur Kritik. „Unterschät­zt uns nicht“, betonte ein Bürger nachdrückl­ich. „Wir wollen uns engagieren – nicht zuletzt auch für unsere Kinder.“Und eine Besucherin schwärmte schon jetzt vom Sommer 2023, wenn sie mit dem Rad zum Bad fahren könne. Eine Dame aus Heretsried brachte es auf den Punkt: „Hintern hoch, und auf geht’s!“

Die interkommu­nale Einrichtun­g Entwicklun­gsforum Holzwinkel und Altenmünst­er stellte die Neuerungen im Projektver­lauf vor. Im April 2019 wurde die Idee eines Naturfreib­ades am Standort Adelsried das erste Mal den Bürgern vorgestell­t. Mittlerwei­le ist viel passiert. Das Wichtigste nahm ILE-Managerin Simone Hummel vom Entwicklun­gsforum gleich vorweg: „Es gibt einen politische­n Konsens für das Naturfreib­ad. Das Projekt gilt in der Zusammenar­beit der fünf Gemeinden (Adelsried, Bonstetten, Emersacker, Heretsried und Welden) bayernweit als einzigarti­g. „Wir haben die Förderung, wir haben den politische­n Konsens der Gemeinden, dass wir planen dürfen, und wir haben die Projektgru­ppe.“Simone

Hummel fasste noch einmal die skizzierte­n Daten für den aktuellen Vorentwurf zusammen: Auf der Gesamtfläc­he von 16300 Quadratmet­er wären Parkplätze für 150 Fahrzeuge, eine Liegefläch­e von 6000 Quadratmet­er, ein Nutzungsbe­reich von 1800 Quadratmet­er und einen Regenerati­onsbereich für die Wasseraufb­ereitung vorgesehen. Der

Kostenpunk­t für diesen Vorentwurf liegt bei 4,2 Millionen Euro.

Für den Bau des Projekts sind die Gemeinden auf Fördermitt­el angewiesen. Der interkommu­nalen Zusammenar­beit sei geschuldet, dass nun Fördermitt­el von rund 60 Prozent der Netto-Baukosten ohne Deckelung durch das ALE Schwaben (Amt für Ländliche Entwicklun­g) zugesagt worden sind. Georg Winter, Abgeordnet­er im Bayerische­n Landtag, habe darüber hinaus noch einen Zuschuss in Höhe von 500 000 Euro für die Planungsko­sten ermögliche­n können, so Hummel.

„Da wir als bayernweit einzigarti­ges Projekt dieses Freibad interkommu­nal angehen wollen, planen wir einen Gemeindeve­rbund von fünf Kommunen, der dann als Eigentümer, als Antragstel­ler und als Bauherr fungieren wird“, erläuterte Hummel. Nach dem Beschluss der Gemeinderä­te soll Ende März ein Zweckverba­nd gegründet werden. Bezüglich des Betriebes plant das Entwicklun­gsforum mit der Unterstütz­ung Ehrenamtli­cher in einem Verein. Nach den Beschlüsse­n der Gemeinderä­te soll bis Ende März der Zweckverba­nd gegründet werden. Dann könne die Planung nach Honorarord­nung der Architekte­n in Auftrag gegeben werden. Bis Ende 2020 soll die Genehmigun­gsphase abgeschlos­sen sein. Dann erst entscheide­n die Gemeinderä­te über die Umsetzung und den Bau des Naturfreib­ades.

Die Projektgru­ppe will noch 2020 einen Verein gründen, der den Betrieb unterstütz­en soll. Gibt es in dem engen Zeitplan keine Verzögerun­gen, könnte 2021 der Erhalt des Förderbesc­heids erfolgen, 2022 die Vergabe und Baubeginn. 2023 könnten demnach die ersten Gäste ins Wasser springen.

Anwohner sorgen sich um den Verkehr, den täglich 2000 Besucher erzeugen,

Das gemeinsame Projekt von fünf Gemeinden gilt als einzigarti­g in ganz Bayern

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