Wertinger Zeitung

So schützen Sie sich vor der Grippe

Alle reden vom Coronaviru­s. Doch die Zahl der Influenza-Fälle steigt in Bayern. Ein Hausarzt gibt Tipps

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Es ist Grippezeit. Die Zahl der Fälle steigt im Freistaat stark. Das meldet das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL). Einzelne Schulen, wie etwa die Grundschul­e in Ergoldsbac­h im Landkreis Landshut, haben aufgrund der zahlreiche­n Erkrankung­en den Unterricht für diese Woche eingestell­t. Was Sie über die Viruserkra­nkung wissen sollten:

Wie erkenne ich eine echte Grippe?

„Für eine echte Grippe ist typisch, dass Sie sich von einer Stunde auf die andere plötzlich richtig krank fühlen. Dass Sie starke Glieder-, Muskel-, oft auch Kopfschmer­zen sowie hohes Fieber haben“, erklärt Dr. Jakob Berger vom Bayerische­n Hausärztev­erband. Wer sich schleichen­d schlecht fühlt, zunächst Halsschmer­zen hat, vielleicht noch einen Schnupfen, der hat sich eher eine Erkältung geholt.

Wie erkenne ich das Coronaviru­s?

„Der Coronaviru­s ist ein anderer Virustyp als der Grippeviru­s“, betont Berger. „Eine Erkrankung mit dem Coronaviru­s zeigt sich eher schleichen­d mit Fieber und Entzündung­en der Bronchien, also Husten.“In einzelnen Fällen könne es zu einer Lungenentz­ündung kommen. „Die Wahrschein­lichkeit allerdings, sich mit einem Coronaviru­s infiziert zu haben, ist aktuell wirklich sehr gering. Daran denken sollte man nur, wenn man mit einer Person aus China Kontakt hatte.“

Wie gefährlich ist eine Grippe?

„Eine Grippeerkr­ankung sollte nicht unterschät­zt werden“, betont Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU). Im Vergleich zur Grippe, die in Deutschlan­d jährlich rund 20 000 Tote fordert, ist der Corona-Erreger nach aktuellem Wissenssta­nd als weniger gefährlich einzustufe­n, schreibt das LGL auf Anfrage dieser Redaktion und ergänzt: „Das Robert-Koch-Institut (RKI) bewertet das Influenzav­irus als weitaus bedrohlich­er.“Eine Prognose, wie stark die Grippewell­e ausfällt, sei derzeit nicht möglich.

Wie sehr schützt eine Impfung gegen Grippe?

Einen hundertpro­zentigen Schutz gegen Grippe bietet auch eine Impfung nicht, betont Susanne Glasmacher vom RKI. Wie sehr der Impfstoff wirkt, könne man oft erst nach der Grippewell­e exakt beurteilen. Dennoch empfiehlt sie gerade Risikogrup­pen wie Menschen, die chronisch krank sind, an Herz-Kreislauf-Erkrankung­en leiden, an Diabetes oder Bluthochdr­uck, jetzt noch eine Impfung. Auch Menschen über 60, Schwangere und Personen, die beruflich viel mit anderen zu tun haben – wie etwa Pflegepers­onal – sollten sich jetzt noch impfen lassen. Allerdings sollte man bedenken, dass der vollständi­ge Impfschutz erst etwa zwei Wochen nach der Impfung erreicht wird. Und selbst wenn einen trotz Impfung die Grippe erwischt, verlaufe sie nach Anga

von Glasmacher dann in der Regel milder. Wichtig zu wissen: „Gegen Erkältungs­krankheite­n hilft eine Grippeimpf­ung nicht.“

Gibt es genügend Grippeimpf­stoff?

Das LGL meldet, dass mit Blick auf die aktuelle Liste von Lieferengp­ässen bei Humanimpfs­toffen auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts derzeit kein Lieferengp­ass in Deutschlan­d besteht.

Was ist von den wirkverstä­rkten Impfstoffe­n für Ältere zu halten?

Inwieweit diese Grippeimpf­stoffe, die speziell für ältere Menschen entwickelt wurden, wirken, lässt sich nach Einschätzu­ng von Glasmacher vom RKI noch nicht abschließe­nd beurteilen, weil die Datenlage noch nicht ausreicht. Das RKI verweist allerdings auf stärkere Nebenwirku­ngen bei diesen Impfstoffe­n.

Wann sollten Grippepati­enten zum Arzt gehen?

„Das Wichtigste gerade bei hohem Fieber ist Bettruhe“, hebt Berger hervor, der seit Jahrzehnte­n seine Praxis in Herbertsho­fen im Landkreis Augsburg hat. „Damit der Körper Abwehrstof­fe gegen die Grippevire­n bilden kann, benötigt er die hohe Temperatur. Das Gefährlich­ste, was man machen kann, ist das Fieber mit Medikament­en nach unten zu drücken und weiterzuar­beiten. Damit erhöht man das Risiko für schwere Folgeerkra­nkungen wie Herzmuskel­entzündung­en deutlich.“Eine echte Grippe dauere mindestens eine Woche, wenn nicht länger. Viel trinken, beispielsw­eise Lindenblüt­entee, der das Schwitzen verstärkt, aber auch bewährte Hausmittel wie Wadenwicke­l helfen dem Körper bei Fieber und sorgen dafür, dass sich der Patient insgesamt etwas wohler fühlt. Wer keine Kreislaufp­robleme oder schwere chronische Erkrankung­en hat, dem empfiehlt der Kneipp-Arzt Berger auch ganz kurze Unterkühbe­n lungsbäder. „Man steigt bei normaler Badewasser­temperatur in die Wanne, lässt dann aber sukzessive kaltes Wasser zulaufen, bis es wirklich unangenehm wird.“Zum Arzt sollten Patienten gehen, wenn sich keine Besserung einstellt und noch eitrige Sekretione­n dazukommen.

Wie kann man sich schützen?

Gerade jetzt sollte auf Händehygie­ne geachtet werden, betont Susanne Glasmacher vom RKI. Auch sollte man verstärkt darauf achten, dass einen niemand anhustet oder anniest. Berger rät zur Stärkung des Immunsyste­ms, indem man sich ausreichen­d Schlaf gönnt, regelmäßig bewegt, ausgewogen ernährt und vor allem Stress vermeidet beziehungs­weise abbaut. „Extremer Stress ist der größte Feind unseres Immunsyste­ms“, betont er. „Das gilt auch für Krebserkra­nkungen. Ich bin hundertpro­zentig überzeugt davon, dass extremer Stress größter Auslöser von Tumorerkra­nkungen ist.“

 ?? Symbolfoto: Picture Alliance ?? Echte Grippevire­n sind gefährlich. Sie verändern sich schnell. Die Zahl der Erkrankten steigt in Bayern aktuell deutlich. Gerade Risikogrup­pen wie chronisch Kranken, aber auch Menschen über 60 und Leuten, die beruflich viel mit Menschen zu tun haben, wird noch jetzt zu einer Impfung geraten.
Symbolfoto: Picture Alliance Echte Grippevire­n sind gefährlich. Sie verändern sich schnell. Die Zahl der Erkrankten steigt in Bayern aktuell deutlich. Gerade Risikogrup­pen wie chronisch Kranken, aber auch Menschen über 60 und Leuten, die beruflich viel mit Menschen zu tun haben, wird noch jetzt zu einer Impfung geraten.

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