So schützen Sie sich vor der Grippe
Alle reden vom Coronavirus. Doch die Zahl der Influenza-Fälle steigt in Bayern. Ein Hausarzt gibt Tipps
Augsburg Es ist Grippezeit. Die Zahl der Fälle steigt im Freistaat stark. Das meldet das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Einzelne Schulen, wie etwa die Grundschule in Ergoldsbach im Landkreis Landshut, haben aufgrund der zahlreichen Erkrankungen den Unterricht für diese Woche eingestellt. Was Sie über die Viruserkrankung wissen sollten:
Wie erkenne ich eine echte Grippe?
„Für eine echte Grippe ist typisch, dass Sie sich von einer Stunde auf die andere plötzlich richtig krank fühlen. Dass Sie starke Glieder-, Muskel-, oft auch Kopfschmerzen sowie hohes Fieber haben“, erklärt Dr. Jakob Berger vom Bayerischen Hausärzteverband. Wer sich schleichend schlecht fühlt, zunächst Halsschmerzen hat, vielleicht noch einen Schnupfen, der hat sich eher eine Erkältung geholt.
Wie erkenne ich das Coronavirus?
„Der Coronavirus ist ein anderer Virustyp als der Grippevirus“, betont Berger. „Eine Erkrankung mit dem Coronavirus zeigt sich eher schleichend mit Fieber und Entzündungen der Bronchien, also Husten.“In einzelnen Fällen könne es zu einer Lungenentzündung kommen. „Die Wahrscheinlichkeit allerdings, sich mit einem Coronavirus infiziert zu haben, ist aktuell wirklich sehr gering. Daran denken sollte man nur, wenn man mit einer Person aus China Kontakt hatte.“
Wie gefährlich ist eine Grippe?
„Eine Grippeerkrankung sollte nicht unterschätzt werden“, betont Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Im Vergleich zur Grippe, die in Deutschland jährlich rund 20 000 Tote fordert, ist der Corona-Erreger nach aktuellem Wissensstand als weniger gefährlich einzustufen, schreibt das LGL auf Anfrage dieser Redaktion und ergänzt: „Das Robert-Koch-Institut (RKI) bewertet das Influenzavirus als weitaus bedrohlicher.“Eine Prognose, wie stark die Grippewelle ausfällt, sei derzeit nicht möglich.
Wie sehr schützt eine Impfung gegen Grippe?
Einen hundertprozentigen Schutz gegen Grippe bietet auch eine Impfung nicht, betont Susanne Glasmacher vom RKI. Wie sehr der Impfstoff wirkt, könne man oft erst nach der Grippewelle exakt beurteilen. Dennoch empfiehlt sie gerade Risikogruppen wie Menschen, die chronisch krank sind, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, an Diabetes oder Bluthochdruck, jetzt noch eine Impfung. Auch Menschen über 60, Schwangere und Personen, die beruflich viel mit anderen zu tun haben – wie etwa Pflegepersonal – sollten sich jetzt noch impfen lassen. Allerdings sollte man bedenken, dass der vollständige Impfschutz erst etwa zwei Wochen nach der Impfung erreicht wird. Und selbst wenn einen trotz Impfung die Grippe erwischt, verlaufe sie nach Anga
von Glasmacher dann in der Regel milder. Wichtig zu wissen: „Gegen Erkältungskrankheiten hilft eine Grippeimpfung nicht.“
Gibt es genügend Grippeimpfstoff?
Das LGL meldet, dass mit Blick auf die aktuelle Liste von Lieferengpässen bei Humanimpfstoffen auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts derzeit kein Lieferengpass in Deutschland besteht.
Was ist von den wirkverstärkten Impfstoffen für Ältere zu halten?
Inwieweit diese Grippeimpfstoffe, die speziell für ältere Menschen entwickelt wurden, wirken, lässt sich nach Einschätzung von Glasmacher vom RKI noch nicht abschließend beurteilen, weil die Datenlage noch nicht ausreicht. Das RKI verweist allerdings auf stärkere Nebenwirkungen bei diesen Impfstoffen.
Wann sollten Grippepatienten zum Arzt gehen?
„Das Wichtigste gerade bei hohem Fieber ist Bettruhe“, hebt Berger hervor, der seit Jahrzehnten seine Praxis in Herbertshofen im Landkreis Augsburg hat. „Damit der Körper Abwehrstoffe gegen die Grippeviren bilden kann, benötigt er die hohe Temperatur. Das Gefährlichste, was man machen kann, ist das Fieber mit Medikamenten nach unten zu drücken und weiterzuarbeiten. Damit erhöht man das Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie Herzmuskelentzündungen deutlich.“Eine echte Grippe dauere mindestens eine Woche, wenn nicht länger. Viel trinken, beispielsweise Lindenblütentee, der das Schwitzen verstärkt, aber auch bewährte Hausmittel wie Wadenwickel helfen dem Körper bei Fieber und sorgen dafür, dass sich der Patient insgesamt etwas wohler fühlt. Wer keine Kreislaufprobleme oder schwere chronische Erkrankungen hat, dem empfiehlt der Kneipp-Arzt Berger auch ganz kurze Unterkühben lungsbäder. „Man steigt bei normaler Badewassertemperatur in die Wanne, lässt dann aber sukzessive kaltes Wasser zulaufen, bis es wirklich unangenehm wird.“Zum Arzt sollten Patienten gehen, wenn sich keine Besserung einstellt und noch eitrige Sekretionen dazukommen.
Wie kann man sich schützen?
Gerade jetzt sollte auf Händehygiene geachtet werden, betont Susanne Glasmacher vom RKI. Auch sollte man verstärkt darauf achten, dass einen niemand anhustet oder anniest. Berger rät zur Stärkung des Immunsystems, indem man sich ausreichend Schlaf gönnt, regelmäßig bewegt, ausgewogen ernährt und vor allem Stress vermeidet beziehungsweise abbaut. „Extremer Stress ist der größte Feind unseres Immunsystems“, betont er. „Das gilt auch für Krebserkrankungen. Ich bin hundertprozentig überzeugt davon, dass extremer Stress größter Auslöser von Tumorerkrankungen ist.“