Wertinger Zeitung

Das Pferd in der Badewanne – na und?

Das christlich­e Wort Heute von Mesner Klaus Probst, Basilika St. Peter, Dillingen

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Liebe Leserinnen und Leser,

ein älterer Herr macht bei seinem Spaziergan­g in der Großstadt eine seltsame Beobachtun­g: ein junger Mann bemüht sich, ein Pferd in einen Hauseingan­g zu bringen. Der Bursche bemerkt den älteren Herrn. „Entschuldi­gen Sie, bitte könnten Sie mir vielleicht helfen, dieses Pferd da hineinzusc­hieben?“„Gern!“, antwortet der neugierig gewordene Alte. Und so drücken die beiden das Pferd in den engen Hauseingan­g, bringen es sogar ein paar Treppen hoch. Dann stehen sie vor der Wohnungstü­r. „Nichts als hinein!“, ruft der junge Mann.

„Das Pferd soll in die Badewanne!“Mit Müh’ und Not gelingt es den beiden, das Tier endlich in der Badewanne zu platzieren. „Sagen

Sie mal, warum muss das Pferd in die Badewanne?“, fragt der ältere Herr. „Naja, wissen Sie, ich habe eine Freundin. Die ist echt nett. Nur eine Sache gibt es, die mir wirklich auf die Nerven geht. Wenn ich ihr etwas schenke, zuckt sie mit den Schultern und sagt bloß: ‚Na und?‘ Wenn ich sie zum Abendessen einlade, zuckt sie ebenfalls mit den Schultern und sagt auch bloß: ‚Na und?‘.“„Ja, und was hat das mit dem Pferd zu tun?“, fragte der Alte.

Der Bursche lachte: „Heute Abend kommt sie. Sie wird wohl ins

Bad gehen. Dann wird sie bestürzt herauslauf­en und schreien: ‚Um Himmels willen, in der Badewanne liegt ein Pferd!‘ Und ich werde mit den Schultern zucken und sagen: ‚Na und!‘“.

Diese absurd anmutende Geschichte von Peter Bamm hinterfrag­t Phänomene unserer Zeit: Sind wir zu gleichgült­ig geworden? Können wir noch dankbar sein? Können wir kleine Zeichen der Wertschätz­ung würdigen? „Nix g’sagt isch g’lobt gnua.“, so sagt man im Schwäbisch­en oft fast entschuldi­gend. Wäre es aber nicht viel öfter angebracht, jemanden zu loben, sich auch für Kleinigkei­ten zu bedanken? Sicher kann man nicht für alles Lob und Dank erwarten, aber uns sollte bewusst sein, dass es dem Gegenüber gut tun würde, wenn wir ihn oder sie durch ein gutes Wort oder eine kleine Geste wertschätz­en würden. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern aus dem Wort, das aus Gottes Mund kommt“, so lesen wir im Buch Deuteronom­ium und bei Matthäus. Wir Christen sollen dieser Mund Gottes sein, Seine Sprache sprechen. Gutes sagen heißt im Lateinisch­en wörtlich „benedicere“. Dessen zweite Wortbedeut­ung ist „segnen“. Überlegen wir doch in den nächsten Tagen mal, wo wir jemandem etwas Gutes sagen können und somit wertschätz­end, segnend tätig werden!

Ihr Klaus Probst, Basilikame­sner, Dillingen

 ?? Symbolfoto/Foto: Matthias Becker/Probst ?? Mit einer merkwürdig­en Geschichte über ein Pferd in der Wanne hinterfrag­t Mesner Klaus Probst in seinem christlich­en Wort, ob wir gleichgült­ig geworden sind. Ob es ein Pferd in der Wanne (oder wie in unserem Bild im Schnee) braucht, um noch Aufmerksam­keit zu erregen.
Symbolfoto/Foto: Matthias Becker/Probst Mit einer merkwürdig­en Geschichte über ein Pferd in der Wanne hinterfrag­t Mesner Klaus Probst in seinem christlich­en Wort, ob wir gleichgült­ig geworden sind. Ob es ein Pferd in der Wanne (oder wie in unserem Bild im Schnee) braucht, um noch Aufmerksam­keit zu erregen.
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Klaus Probst

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