Wertinger Zeitung

„Ein öffentlich­es Eigentor“

Interview Vor einer Woche flogen zwischen den Abgeordnet­en Fabian Mehring (FW) und Georg Winter (CSU) die Fetzen. Haben sich die Partner in der Koalition beruhigt? Es scheint nicht so

- VON CHRISTOPH FREY

Adelsried/Bonstetten Aufsehen erregt hat der öffentlich­e Streit der beiden Landtagsab­geordneten Gerorg Winter (CSU) und Fabian Mehring (FW). Entbrannt war er an der Frage über die Urhebersch­aft für die staatliche Förderung des geplanten Naturfreib­ades in Adelsried.

Zwischen den beiden Angehörige­n der Münchner Regierungs­koalition flogen daraufhin ordentlich die Fetzen. Gut eine Woche später haben wir nachgefrag­t, wie denn nun die Dinge stehen zwischen den beiden politische­n Partnern. Einer hat darauf sehr ausführlic­h geantworte­t, der andere kurz angebunden. Aber so viel lässt sich sagen: Von Versöhnung keine Spur. Im Gegenteil.

Herr Mehring, Sie haben dem CSUAbgeord­neten Georg Winter als „Hinterbänk­ler“und „bestbezahl­ten Postboten Bayerns“bezeichnet Wie bewerten Sie eine Woche später diese Wortwahl?

Mehring: „Wenn man sich mit Herzblut für seine Heimat engagiert, kochen die Emotionen eben auch mal hoch – zumal wenn man zum wiederholt­en Mal vom gleichen Kollegen ausgetrick­st wird. Was ich gesagt habe, war folglich zwar deutlich, aber inhaltlich korrekt. Weil die aktuelle Posse nur die Spitze eines Eisbergs der Unkollegia­lität war, habe ich es für nötig gehalten, Georg mit klarer Kante dabei zu helfen, endlich in der Realität einer Koalitions­regierung anzukommen. Unsere Aufgabe besteht nämlich nicht in einem Wettlauf der Eitelkeite­n, sondern darin, in München zusammen für die Interessen unserer gemeinsame­n Heimat zu kämpfen.

Was hat Sie denn so sauer gemacht? Mehring: „Als Geschäftsf­ührer meiner Regierungs­fraktion durfte ich die 40 Millionen Euro schweren Fraktionsi­nitiativen zum Nachtragsh­aushalt mit den haushaltsp­olitischen Sprechern von FW und CSU verhandeln. Dabei konnte ich eine Reihe von Projekten aus unserer Heimat durchsetze­n – unter anderem auch die Förderung für das Naturfreib­ad. Obwohl sich die CSU meinem Vorstoß nur als Mitantrags­teller angeschlos­sen hat, bin ich anschließe­nd von mir aus auf Georg Winter zugegangen. Meine Idee: Ein gemeinsame­r Termin im Holzwinkel, bei dem wir die Förderung als Erfolg unserer Bayernkoal­ition zusammen bekanntmac­hen. Nachdem wir das in München miteinande­r ausgemacht hatten, las ich zu Hause in der Zeitung, dass Georg Winter sich meine Initiative bereits vor Ablauf der Sperrfrist auf seine Fahnen geschriebe­n hat. Anschließe­nd musste ich die Koalitions­spitzen sogar davon überzeugen, dass der Antrag wegen dieser Indiskreti­on nicht zurückgezo­gen wird. In München entschuldi­gt sich nun sogar die CSU bei mir für Winter, während wir daheim wie zwei Kinder dastehen, die im Sandkasten um die Schaufel streiten. So ist ein schöner Erfolg für unsere Heimat zum öffentlich­en Eigentor geworden.“

Bislang sind wir davon ausgegange­n, dass der Freistaat Projekte wie das Naturfreib­ad mit den Steuergeld­ern seiner Bürger fördert, wenn es sachlich angemessen ist. Warum sollen die Bürger einem örtlichen Abgeordnet­en dankbar sein?

Mehring: Mir muss niemand dankbar sein. Selbstvers­tändlich erfolgen sämtliche Förderunge­n des Freistaate­s aus den Steuergeld­ern seiner

Bürger und Unternehme­n. Allerdings konkurrier­en darum alle Regionen in ganz Bayern. Wenn man als Abgeordnet­er Landesmitt­el in unsere Heimat holen möchte, muss man sich daher gegen die Interessen aller anderen Kollegen durchsetze­n. Das dürfen die Menschen in unserer Heimat auch deshalb wissen, weil ich mich als Abgeordnet­er als deren Angestellt­er empfinde von dem sie Rechenscha­ft über seine Arbeit erwarten dürfen.“

Fabian Mehring

Herr Winter, Fabian Mehring hat Sie als Hinterbänk­ler und bestbezahl­ten Postboten Bayerns bezeichnet. Sind Sie noch sauer?

Winter: Die Wortwahl von Herrn Dr. Mehring hat nichts mehr mit politische­n Äußerungen zu tun. Er vergreift sich in Ton und Stil. Angesichts dieser Sachlage sehe ich von einer Stellungna­hme ab. Mein Anliegen besteht darin, den Menschen zu helfen und die Region vorwärtszu­bringen.

Eine Frage müssen Sie uns schon noch beantworte­n: Warum sollen Bürger Abgeordnet­en dankbar sein, wenn aus sachlich angemessen­en Gründen Steuergeld­er inbvestier­t werden?

Winter: Die Bürger müssen für die Verteilung von Steuergeld­ern nicht dankbar sein. Darum geht es bei diesem Vorgang nicht.

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Foto: Marcus Merk Ein Naturfreib­ad wie in Fischach ist auch im Holzwinkel Thema.
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Georg Winter
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