Internetbetrüger muss ins Gefängnis
Gericht Wochenlang verfolgen Ermittler die Spur eines Serienbetrügers, dann klicken die Handschellen. Der Mann bestellte teure Waren, dahinter steckt eine ausgeklügelte Masche
Landkreis Augsburg Lange Zeit ging die perfide Masche eines Serienbetrügers gut. Nun muss er hinter Gitter. Der junge Mann bestellte teure Jeans, Schuhe, Schmuck oder Elektronik. Bezahlt hat er aber nie. Dafür musste sich der 29-jährige Nigerianer vor dem Augsburger Schöffengericht verantworten. Verurteilt wurde er für Betrug in 69 Fällen. Die Polizei geht allerdings von weit mehr Fällen aus. Die Beamten lockten den Betrüger in eine Falle.
Wochenlang hatten die Ermittler die Spur des Verdächtigen verfolgt. Zweimal war er ihnen entkommen. Letztlich konnten die Beamten den Betrüger im Juli vergangenen Jahres in Aystetten festnehmen – in einer Annahmestelle. Mitarbeiter riefen die Polizei, als der Verdächtige mal wieder ein Paket abholen wollte. Später sollte sich herausstellen, dass er stets mit gefälschtem Reisepass und Vollmachten auftauchte. An den Ermittlungen beteiligt waren die Polizei Zusmarshausen, aber auch die Inspektionen Aichach, Friedberg, Augsburg-Mitte, Augsburg-Süd und Augsburg-6.
Und so funktionierte die Masche des Nigerianers: Im Telefonbuch suchte der Mann nach Namen und Adressen. Dazu passend legte er E-Mail-Adressen an, mit denen er bei verschiedenen Onlineshops teure Ware kaufte. Kleidung, Schuhe, Schmuck bis hin zu elektronischen Artikeln.
Sobald er die Bestätigung der Bestellung per E-Mail erhielt, leitete er die Ware um. Die bestellten Pakete wurden von einem Zusteller an verschiedene Paketshops im gesamten
Großraum Augsburg geliefert. Dort holte der 29-Jährige mit einer gefälschten Blankovollmacht des Paketzustellers die Waren ab. Auf der Vollmacht trug er die Personalien eines gefälschten nigerianischen
Reisepasses ein, mit dem er sich auch auswies. Die Waren soll er später weiterverkauft haben, bezahlt hat er nie.
Die Polizei ging im Juli davon aus, dass die bestellten Waren einen Wert von über 100 000 Euro hatten. Im Anschluss an die Festnahme durchsuchten die Beamten die Wohnung des Angeklagten. In einer
Asylunterkunft in Stadtbergen fanden sie mehr als 150 vermutlich betrügerisch erlangte Artikel. In der Anklage war vor Gericht letztlich die Rede von Ware im Wert von knapp 30000 Euro. Offenbar konnte die Staatsanwaltschaft einige Fälle nicht mehr nachweisen.
Seine Taten gestand der junge Mann vor Gericht gleich zu Beginn. Er habe versucht, ein guter Mensch zu sein, doch Geldnot habe ihn dazu getrieben. Er sei als Flüchtling aus Nigeria nach Italien gekommen, habe dort auf der Straße gelebt. In Deutschland suchte er ein besseres Leben, doch er wurde kriminell. Weinend wandte er sich an den vorsitzenden Richter und bat mehrfach um Erbarmen, auch mit Blick auf seine schwangere Verlobte, die als Zuschauerin vor Gericht war. Ob der Mann in Deutschland bleiben könne, wurde vor Gericht nicht klar. Der Asylstatus des Mannes sei ungeklärt.
Mit der Lebensgeschichte des vorbestraften Angeklagten wollte der Richter sich allerdings nicht beschäftigen: „Es geht hier um die vorgeworfenen Straftaten und um nichts anderes“, stellte er klar. Letztlich verurteilte er den Nigerianer zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. „Weniger geht nicht“, stellte der Richter klar.
Zwar habe der Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Doch die Taten zeugten von einer „hohen kriminellen Energie“. Eine Bewährungsstrafe komme auch deshalb nicht in Frage, weil das Gericht nicht davon ausgehe, dass der Mann in Deutschland bleiben dürfe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Viele Pakete mit Waren im Wert von mindestens 30 000 Euro