Immer mehr Kliniken geht es finanziell schlecht
Geld Krankenhausgesellschaft spricht von einem „planlosen Verdrängungswettbewerb“
München Immer mehr Krankenhäuser in Bayern machen Verlust. In einer Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) gaben 54 Prozent der Kliniken an, sie hätten im Jahr 2018 rote Zahlen geschrieben, teilt die BKG am Freitag mit. Im Vorjahr waren es noch 43 Prozent gewesen, im Jahr 2010 hatte der Anteil der Kliniken mit einem Defizit erst bei 19 Prozent gelegen. „Die Stimmung bei Bayerns Krankenhausverantwortlichen ist nachhaltig schlecht“, sagt BKG-Geschäftsführer Siegfried Hasenbein. Eine Besserung sei nicht in Sicht. Dieses Jahr kann seiner Einschätzung nach die Zahl der Kliniken, die Verlust machen, auf mehr als 60 Prozent steigen.
Nach Ansicht der BKG treiben vor allem Entscheidungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) immer mehr Kliniken ins Defizit. „Die Anforderungen bei der Personalausstattung oder Qualitätsstandards werden ständig pauschal erhöht“, kritisiert Hasenbein. Um die Vorgaben aus Berlin zu erfüllen, reiche die Finanzierung aber oft nicht aus. Als Beispiel nennt er die gestiegenen Personalkosten durch den Tarifvertrag, die nach wie vor nicht ausreichend gegenfinanziert seien. Auch die drohenden Strafzahlungen an die Krankenkassen hingen wie ein Damoklesschwert über den Kliniken. Sie würden fällig, wenn Patienten länger als medizinisch notwendig in den Krankenhäusern verbleiben, da eine Nachversorgung in Kurzzeitpflege, stationärer Altenpflege oder ambulant nicht gewährleistet ist. Hinzu kämen die Abschläge, wenn die Vorgaben für die Personaluntergrenzen nicht erfüllt werden.
Mit den steigenden Verlusten nehme vor allem in kleinen Krankenhäusern der Druck zu, sich mit anderen Standorten zusammenzuschließen oder ganz aufzugeben, heißt es von der Krankenhausgesellschaft. „Davon ist Bayern besonders betroffen, weil es hier besonders viele Standorte mit wenigen Betten gibt“, erklärt Hasenbein. Es sei zwar notwendig, dass die Kliniklandschaft sich weiter verändert, ergänzte er. Seiner Ansicht nach verfolgt die Politik dabei aber eine falsche Strategie: „Man setzt alle gleichermaßen unter Druck und hofft, dass die Richtigen vom Netz gehen“, kritisiert er. Das Ergebnis sei ein planloser Verdrängungswettbewerb unter den Kliniken.
Um die Lage der Kliniken nicht nur in Bayern wieder zu verbessern, fordert die BKG einen bundesweiten Krankenhausgipfel. Politiker aus der Bundesregierung und den Landesregierungen müssten gemeinsam mit den Kliniken einen Zukunftsplan für die stationäre Versorgung entwickeln. „Wir brauchen eine Strukturdiskussion, aber die muss geordnet geschehen“, sagt Hasenbein, der auch daran erinnert, dass der Wunsch der Patienten nach einer wohnortnahen Versorgung nicht vergessen werden darf.