Fasnet im Schwarzwald
Tatort: Ich hab im Traum geweinet
ARD, 20.15 Uhr Ausnahmezustand pur, im Schwarzwald ist Fasnet. Und damit verbunden sind skurrile Bräuche, wie man sie außerhalb des schwäbisch-alemannischen Narrentreibens kaum kennt. Als Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau) und ihr Kollege Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) sich in Elzach mitreißen lassen von dem Feiervolk, erleben sie nicht nur, wie Maskierte mit einer an einem langen Stock befestigten Schweins- oder Rinderblase junge Frauen schlagen. Sie werden auch an einen Tatort mit einem Toten gerufen.
Philipp Kiehl, der seine Ehefrau Elena zu einer Schönheits-OP begleitete, liegt erschlagen im Hotelzimmer. Den Abend seines Todes verbrachte er mit dem ehemaligen Escort-Girl Romy Schindler, die Krankenschwester in der BeautyKlinik und Mutter eines kleinen Sohnes ist. Klar, dass sie wie ihr Lebensgefährte – der Arzt David Hans – für die Tat infrage kommen. Einer spontanen Lust habe sie halt nachgegeben, beteuert Romy.
Dieser „Tatort“kommt als Krimi eher gequält daher zugunsten einer Melange aus Beziehungsproblemen, sexgeschwängerten Szenen und Eifersuchtsanfällen, die auch einen nicht ganz überraschenden OneNight-Stand
der alkoholisierten Ermittler Tobler und Berg mit einschließt. Regisseur Jan Bonny will damit offenkundig nicht provozieren, er sieht die Sexszenen als Ergänzung zu den ausgelassenen Rollenspielen der Fasnet.
Romy, die von ihrer Escort-Vergangenheit dramaturgisch etwas ungeschickt eingeholt wird, spielt die Hauptfigur. Darstellerin Darja Mahotkin – in Russland geboren, in Bochum aufgewachsen – ist die Gewinnerin dieser Folge. Romy befürchtet eine Entführung ihres Sohnes, will aber den Kampf um ein selbstbestimmtes Leben nicht aufgeben. Was man ihr abnimmt. Ob der Titel des von Robert Schumann vertonten Heine-Gedichts „Ich hab im Traum geweinet“als Titel für diesen „Tatort“Sinn macht, darüber kann man diskutieren. Rupert Huber