Nur Japaner bleiben ewig jung
Den Alterungsprozess aufzuhalten, das ist unmöglich. Mit steigender Jahreszahl verändern sich zwangsläufig Proportionen. Gefühlt wandert jene Masse, die beim Heranwachsenden den Oberarm ausbeult, mit der Zeit in die Bauchdecke. Haare werden grauer und wachsen statt auf dem Kopf an Stellen, die weniger wünschenswert sind. Ewige Jugend ist also niemandem vergönnt. Es sei denn, dieser jemand stammt aus Japan. Vier der zehn ältesten Menschen weltweit werden dem asiatischen Inselstaat zugeordnet, der nationale „Klub der Hundertjährigen“feiert regelmäßig Mitgliederrekorde. Ziemlich beeindruckend das Ganze.
Dass Japanern ein langes Leben vergönnt ist, beruht nicht auf guten Genen. Japan ist eines der sichersten und zugleich reichsten Länder der Welt. Diszipliniert, fleißig und asketisch – so kennt man den Japaner. Zudem ernährt er sich gesund – wenn er nicht gerade als Sumoringer arbeitet. Statt Schweinshaxe werden Gemüse, Reis und Fisch serviert. Ergebnisse dieses Lebenswandels sind unter anderem im Profisport zu beobachten. Während der europäische Berufssportler mit Mitte 30 in Ruhestand geht, läuft das japanische Pendant dann erst zur Höchstform auf.
Noriaki Kasai hat mit 41 Jahren bei Olympischen Spielen die Silbermedaille gewonnen und denkt selbst jetzt, als 47-Jähriger, nicht ans Karriereende. Nun könnte man behaupten: Sich auf Skier stellen, runtersausen und sich von der Luft tragen lassen, das kann jeder. Egal, ob nun alt oder jung. Doch nicht nur im Skispringen erweisen sich die Japaner als zähe Zeitgenossen.
Kazuyoshi Miura steht als Profifußballer beim Erstligisten Yokohama
FC unter Vertrag. An sich nicht ungewöhnlich, wäre da nicht sein Alter. „King Kazu“, wie ihn die Fans liebevoll nennen, wird in ein paar Tagen 53 Jahre alt. Wenn demnächst die Spielzeit eröffnet wird, geht er in seine 35. Saison. „Logischerweise bin ich nicht mehr das, was ich in meinen Zwanzigern war – als ich passen und dribbeln und auch noch Tore schießen gleichzeitig konnte“, betont Miura, mit seinem Klub hat er in der vergangenen Saison dennoch den Aufstieg in die J-League geschafft. Das kommt also raus, wenn man morgens, mittags und abends Reis verspeist.
Wobei auch die Japaner inzwischen mit negativen Folgen kulinarischer Maßlosigkeit zu kämpfen haben: Die jüngere Generation ist zu dick und füllt ihre Bäuche in Massen mit Fertiggerichten und Fast Food. Der Staat hat reagiert. Unter anderem damit, dass bei über 40-Jährigen der Bauchumfang gemessen wird. Ist der Wert zu schlecht, muss der Sünder in den Fitnesskurs und sich über Ernährung beraten lassen.
Kasai und Miura dürften darüber nur milde lächeln.