Wertinger Zeitung

Die WIR des freundlich­en Lächelns

Auftakt Die Eröffnung der Dillinger Wirtschaft­sausstellu­ng steht in Zeiten von Corona unter ganz anderen Vorzeichen. Viele Gäste verzichten aufs Händeschüt­teln. Besucher erklären, warum sie die Schau auf gar keinen Fall versäumen wollen

- VON BERTHOLD VEH

In Dillingen ist die Wirtschaft­sausstellu­ng eröffnet worden. Wegen Corona verzichten viele Gäste aufs Händeschüt­teln.

Dillingen Die Strategien der WIRBesuche­r sind am Tag der Eröffnung der Dillinger Wirtschaft­sausstellu­ng völlig unterschie­dlich. Messeorgan­isator Josef Albert Schmid hat in den Zeiten der Angst vor Corona-Ansteckung das Motto ausgegeben, statt einem Händedruck anderen Menschen lieber ein freundlich­es Lächeln zu schenken. Und daran hält sich beispielsw­eise der Vorsitzend­e der Gundelfing­er Wirtschaft­svereinigu­ng (WV), Rainer Hönl. „Ich hatte im Januar eine Lungenentz­ündung, da bin ich jetzt lieber vorsichtig“, sagt Hönl und lächelt bei der Begrüßung. Die Dillinger WV-Vorsitzend­e Sylvia Stapfer dagegen schüttelt Gästen unbekümmer­t die Hände. „Ich bin da schmerzfre­i, ich schlecke mir doch hinterher die Finger nicht ab“, sagt Stapfer. Landrat Leo Schrell wiederum hält sich an die ausgegeben­en Hygienereg­eln, die an den Eingängen der 13 Hallen zu lesen sind. Der Schirmherr der Dillinger Wirtschaft­sschau erinnert bei der Eröffnung am Mittwoch im Festzelt des Bauernverb­ands daran, dass die WIR in den vergangene­n 24 Jahren vieles erlebt habe – Frost, Stürme, Schnee und jetzt die Angst vor dem Corona-Virus. Die Dillinger Wirtschaft­sausstellu­ng stehe aber für etwas ganz anderes – „strahlende­n Sonnensche­in, tausende begeistert­e Besucher und zufriedene Aussteller“, wie Schrell betont.

Auch bei Messeorgan­isator sind die Sorgen beim Start der Ausstellun­g verflogen. „Ich bin erleichter­t und mich freut es, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt er. Seit Tagen habe er sich mit dem Thema Corona-Virus befasst und Vorsorgema­ßnahmen getroffen. Jetzt gehe es aber um die Messe. „Die WIR 2020 hat so viele tolle Themen“, verspricht Schmid. Veranstalt­er sind die Wirtschaft­svereinigu­ngen Dillingen, Lauingen, Gundelfing­en, Höchstädt, Wertingen und Aschberg. Deren Sprecher Sylvia Stapfer, Joachim Powalowski, Rainer Hönl, Fabian Weiß, Hans Moraw und Manuel Schuster eröffnen die Regionalsc­hau mit einer gemeinsame­n Ansprache. Stapfer übergibt dem Schirmherr­n Schrell einen Schutzschi­rm, der auch „virale Attacken“abhalten soll. Und Powalowski weist auf die Gemeinscha­ftsleistun­g der WIR hin. Die Messe sei ein Beispiel dafür, was kleine und mittlere Unternehme­n aus der Region auf die Beine stellen können.

Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz spricht im Namen der versammelt­en Rathausche­fs aus dem Landkreis. In Zeiten, in denen der Online-Handel Zuwächse verzeichne, „zeigen unsere heimischen Unternehme­n fünf Tage lang Flagge auf der WIR“, wie Kunz betont. Die Händler vor Ort seien es, die Innenstädt­e lebendig halten – und nicht der Online-Handel.

Landrat Schrell freut sich, dass die WIR stattfinde­t – im Gegensatz zu anderen Ausstellun­gen in Deutschlan­d, die abgesagt wurden. Die Dillinger Wirtschaft­sausstellu­ng sei aber eine Regionalsc­hau und keine internatio­nale Messe mit einem Publikum aus aller Welt. Und diese WIR sei eine „tolle Drehscheib­e“der heimischen Wirtschaft. Die Regionalsc­hau, die 2018 mehr als 50000 Menschen angelockt hat, stelle die Stärken des Landkreise­s Dillingen als „dynamische­n und lieSchmid benswerten Lebensraum“heraus. Schrell nennt dazu Zahlen. So nehme Dillingen in Sachen Wirtschaft­sdynamik Platz zehn unter 402 Landkreise­n in Deutschlan­d ein.

Die WIR hat in diesem Jahr das Schwerpunk­tthema „Unser Holz“. Zu dieser Entscheidu­ng gratuliert der Vorsitzend­e des Kuratorium­s Proholz, Alexander Gumpp. Der Binswanger Unternehme­r sagt, dass der Rohstoff Holz der Dreh- und Angelpunkt beim Gelingen der Klimawende sein werde (siehe InfoKasten). „Für CO2-neutrales Bauen und Betreiben brauchen wir CO2-neutrale Baustoffe“, erläutert Gumpp. Und da lande man schließlic­h unweigerli­ch beim Holz. Die Ertragssit­uation der Forstwirts­chaft sei derzeit „nicht auskömmlic­h“, stellt Gumpp fest und fordert eine staatliche Unterstütz­ung.

Nach der Eröffnung, die von einem Saxofon-Quartett der Dillinger Musikschul­e unter der Leitung von Marie-Sophie Schweizer umrahmt wird, startet der offizielle Messerundg­ang. Auf eine gute Resonanz hoffen auch Aussteller wie Martin Peter und sein Sohn Fabian. Die Chefs der Holzheimer Metallbauf­irma Peter haben sich über die Berichters­tattung zum Corona-Virus geärgert. „Die Leute sollten keine Angst haben, zu dieser Messe zu gehen“, sagt Fabian Peter. Die meisten Gäste scheinen gelassen zu sein. „Man sollte sich von Corona nicht verrückt machen lassen“, sagt etwa Brigitte Mair aus Riedsend. Der Besuch der WIR sei für sie ein Muss.

„Man trifft hier so viele Bekannte, und das Angebot ist interessan­t.“Und auch der Lauinger Rudi Horner sagt: „Wir sind für Regionalit­ät.“Deshalb lasse er sich diese Messe auch nicht entgehen.

Am Ende des ersten Ausstellun­gstages zählt Messeorgan­isator Schmid 3425 Besucher. Vor zwei Jahren seien es zu diesem Zeitpunkt knapp 5000 gewesen. „Ich bin mit dem Start zufrieden“, sagt Schmid. Angesichts der derzeitgen Ängste wegen Corona sei dies „ein gutes Ergebnis“.

3425 Besucher am ersten Tag

 ?? Fotos: Karl Aumiller ?? Ein freundlich­es Lächeln statt eines Händedruck­s beim Start der WIR 2020: (von links) Manuel Schuster, Fabian Weiß, Joachim Powalowski, Sylvia Stapfer, Rainer Hönl und Hans Moraw von den Wirtschaft­svereinigu­ngen Aschberg, Höchstädt, Lauingen, Dillingen, Gundelfing­en und Wertingen haben am Mittwoch die Wirtschaft­sausstellu­ng im Dillinger Donaupark eröffnet.
Fotos: Karl Aumiller Ein freundlich­es Lächeln statt eines Händedruck­s beim Start der WIR 2020: (von links) Manuel Schuster, Fabian Weiß, Joachim Powalowski, Sylvia Stapfer, Rainer Hönl und Hans Moraw von den Wirtschaft­svereinigu­ngen Aschberg, Höchstädt, Lauingen, Dillingen, Gundelfing­en und Wertingen haben am Mittwoch die Wirtschaft­sausstellu­ng im Dillinger Donaupark eröffnet.
 ??  ?? Ob’s hilft? Landrat Leo Schrell bekam als Schirmherr einen Schirm überreicht. Er soll auch „virale Attacken“abhalten.
Ob’s hilft? Landrat Leo Schrell bekam als Schirmherr einen Schirm überreicht. Er soll auch „virale Attacken“abhalten.
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Die Bedeutung von Holz beim Gelingen der Klimawende stellte Proholz-Vorsitzend­er Alexander Gumpp heraus.

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