Verliebte Kupplerin
Emma Sie verhilft gern anderen zum Eheglück, bis es für sie selbst amouröser Ernst wird
Emma Woodhouse (Anya TaylorJoy) ist ein furchtbar eingebildetes Naivchen, wohlsituiert im britischen Landadel zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie meint, ihre Mitmenschen zum (Ehe-)Glück führen zu müssen. Darunter leiden muss ihre Freundin Harriet Smith (Mia Goth). Emma nimmt sich des völlig unbedarften Kükens an, sucht einen passenden Mann für die Mittellose, muss es dann aber verwinden, dass Harriet mit jemandem flirtet, der sie selbst interessiert.
Im Aufgebot sind der seltsame Pfarrer und der sehr gut aussehende, aber „zu arme“Bauer. Und vor allem der lange abwesende, heiß erwartete Nachbarsneffe Frank Churchill (Callum Turner). Ihr Freund Mr. Knightley (Johnny Flynn) ist bei all den Irrungen und Wirrungen immer still und spitz kommentierend dabei. Nur er kann mit seinem kühlen Verstand lange den emotionalen Wallungen trotzen. Wer schließlich Emmas Mr. Darcy wird, ist nicht schwer zu erraten. Aber der Weg dahin ist ein äußerst sorgfältig und liebevoll inszeniertes, buntes Vergnügen.
Die Werbe- und Musikvideo-Regisseurin Autumn de Wilde inszeniert die Figuren aus Jane Austens Roman mit keineswegs leiser Ironie. Die Mimik von Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy („The Witch“, „Split“) geriet so pointiert wie der
Dialog. Doch niemals grob oder übertrieben. Das Können der Regisseurin zeigt sich darin, dass die Gesellschaftstänze, die so leicht veralbert werden könnten, sogar schön als romantischer Moment funktionieren. Letztlich muss sich die eingebildete Emma selbst alle menschlichen Schwächen und Tiefen eingestehen. Dass es im turbulenten Verwechslungsfinale wieder ganz wunderbar menschelt, darin liegt die andauernde Attraktion Jane Austens. Dem zuzuschauen liefert einige voyeuristische Schadenfreude.
» Emma (2 Std. 5 Min.), Romanze, Großbritannien 2020 Wertung ★★★★✩