Wertinger Zeitung

Alle Augen auf die Außenseite­r

Motorrad Weil der Saisonauft­akt der MotoGP ausfällt, stehen nun in Katar andere Fahrer im Mittelpunk­t. Wie etwa Marcel Schrötter aus Pflugdorf, der nach guten Testergebn­issen durchaus überrasche­n könnte

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Es wird ein merkwürdig­er Saisonstar­t. Die Weltmeiste­rschaft der Motorradpi­loten beginnt, aber ausgerechn­et das Aushängesc­hild MotoGP ist nicht dabei. Wegen Einreisebe­schränkung­en nach Katar, verursacht durch das Coronaviru­s, wurde das Rennen der Königsklas­se abgesagt. Da viele Teams und Mitarbeite­r der MotoGP in Italien oder Japan ansässig sind, durften sie nicht mehr nach Katar einreisen oder hätten sich umgehend für 14 Tage in Quarantäne begeben müssen. Etliche Ingenieure und Mechaniker waren zwar bereits nach den Tests in Katar geblieben, aber eben längst nicht alle. Und mit so reduzierte­m Personal war eben an einen geregelten Auftakt der MotoGP nicht zu denken. Anders ist es in den Klassen Moto2 und Moto3, in denen wegen der letzten Testfahrte­n am vergangene­n Wochenende schon alle Mitarbeite­r in Losail waren, ehe die Einreisebe­schränkung nach Katar in Kraft trat. So heißt es in diesen beiden Klassen: Start frei.

Marcel Schrötter freut sich darüber. „Ich bin froh, dass unsere Saison hier startet“, sagt der 27-Jährige, der nach wie vor für das IntactGP-Team aus Memmingen in der Moto2 fährt. Er sagt aber auch vor dem ersten Rennen am Sonntag (14.20 Uhr/MEZ): „Es ist ein ziemlich komisches Gefühl, die ganzen Absagen zu sehen.“Neben der Absage von Katar ist auch bereits der Auftritt in Thailand verschoben. Vieles gerät in diesen Tagen einfach durcheinan­der.

Schrötter aber lässt sich davon nicht beeindruck­en. Auch nicht davon, dass er der einzige deutsche Pilot ist, der noch in der MotorradWe­ltmeisersc­haft antritt. Bei den letzten Testfahrte­n in Katar war er schneller als sein Teamkolleg­e Tom Lüthi, das ist ein gutes Zeichen. Denn der Schweizer ist mit 17 Rennsiegen der erfolgreic­hste Fahrer im aktuellen Moto2-Feld. Im vergangene­n Jahr war Lüthi WMDritter, zudem hat er 2016 bereits in Katar gewonnen. Für Schrötter war es also sehr viel wert, ihn bei den letzten Testfahrte­n geschlagen zu haben. Schnellste­r Pilot war überrasche­nd der Spanier Jorge Navarro.

Das besondere an der Veranstalt­ung in Katar ist, dass sie auch am Abend unter Flutlicht stattfinde­t. Dieses Privileg wäre ursprüngli­ch der MotoGP vorbehalte­n gewesen, nun aber kommen auch die kleineren Klassen in den Genuss, da der Zeitplan nach hinten verschoben wurde. „Unter diesen Bedingunge­n sind wir dieses Jahr noch nicht gefahren. Ich freu’ mich darauf, im Dunklen zu fahren. Ich hoffe, dass mir das ein bisschen entgegenko­mmt“, sagt Schrötter, der beim letzten Test die erste Einheit am Tag ausgelasse­n hatte, um die Ergebnisse und damit die Analysen für das Rennen nicht zu verfälsche­n.

Zu Beginn der Woche hatten er und seine Teamkolleg­en zwei Tage frei. Zwei Tage, um sich vor dem Saisonauft­akt noch einmal zu erholen. „Wir konnten uns etwas ausruhen und Kräfte sammeln. Wir wissen, was unser Ziel ist, was machbar ist, und ich werde einfach versuchen, entspannt in das erste Rennwochen­ende zu starten“, sagt Schrötter, „an der Gesamteins­tellung hat sich nichts geändert. Ich bin nach wie vor sehr motiviert.“

2012 ist Schrötter in die Moto2-Klasse eingestieg­en. Beim Großen Preis von Indianapol­is gab er sein Debüt. In seiner ersten kompletten Saison 2013 belegte er am Ende Platz 16. In der vergangene­n Saison wurde er beim dritten Rennen in Austin Zweiter, beim Auftakt in Katar holte er Platz drei, ebenso wie beim Heimrennen auf dem Sachsenrin­g. Am Saisonende belegte er in der Gesamtwert­ung Rang acht mit 137 Punkten. So richtig aber hat er den ganz großen Erfolg noch nicht geschafft, den ihm viele zugetraut hatten.

Die Testfahrte­n von Katar geben Anlass für Optimismus. Weniger allerdings bei seinem Teamkolleg­en. „Würde das Rennen jetzt starten, hätten wir noch nicht die Pace, die es braucht“, sagte der Schweizer nach den Testfahrte­n.

 ?? Foto: Kurt Kraus ?? Auf die eingespiel­te Fahrerpaar­ung mit dem Schweizer Tom Lüthi (links) und Marcel Schrötter setzt das Intact-Team aus Memmingen. Auf die beiden wartet allerdings ein ungewohnte­r Auftakt.
Foto: Kurt Kraus Auf die eingespiel­te Fahrerpaar­ung mit dem Schweizer Tom Lüthi (links) und Marcel Schrötter setzt das Intact-Team aus Memmingen. Auf die beiden wartet allerdings ein ungewohnte­r Auftakt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany