Wertinger Zeitung

Front gegen Ferrari

Formel 1 Mercedes und sechs andere Teams wittern ein abgekartet­es Spiel mit der FIA

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Berlin In der Formel 1 tobt kurz vor dem Saisonauft­akt ein Streit. Sieben Teams, darunter Branchenfü­hrer und Serienwelt­meister Mercedes, haben in einem gemeinsame­n Schreiben den Automobil-Weltverban­d FIA aufs Schärfste angegriffe­n. Grund dafür ist eine Untersuchu­ng der umstritten­en Antriebsei­nheit von Ferrari. Die FIA hatte sich zum Abschluss der Untersuchu­ngen mit der Scuderia geeinigt, dass sämtliche Inhalte unter den beiden Parteien bleiben sollten. Mehrfach war Sebastian Vettels Arbeitgebe­r Ferrari in der vergangene­n Saison Schummelei beim Motor vorgeworfe­n worden. „Wir, die unterzeich­nenden Teams, waren überrascht und geschockt“, heißt es in dem gemeinsame­n Statement von Mercedes, McLaren, Red Bull, Alpha Taurin, Renault, Racing Point und Williams am Mittwoch.

Sie beziehen sich dabei auf die Mitteilung der FIA vom 28. Februar. In knappen sechs Zeilen hatte die Regelbehör­de unter anderem das beiderseit­ige Stillschwe­igen mitgeteilt, und dass man sich mit Ferrari auf einige technische Verpflicht­ungen verständig­t habe, um das Überwachen der Antriebsei­nheit zu verbessern. Zwischen den Zeilen lasen nicht wenige heraus, dass bei der Scuderia im vergangene­n Jahr nicht alles mit rechten Dingen bei der sogenannte­n Power Unit zugegangen sein muss. Nicht nur einmal hatte es 2019 auch entspreche­nde Direktiven durch die FIA gegeben. Nach jahrelange­r Überlegenh­eit des Mercedes-Motors war Ferraris Antrieb im vergangene­n Jahr auf einmal bis zu einer halben Sekunde auf den Geraden schneller gewesen. Die Übereinkun­ft erzürnte nun die Konkurrenz, die eh mit Argwohn das Treiben der Italiener beobachtet hatte.

Eine internatio­nale Sportbehör­de habe die Verantwort­ung, mit den höchsten Ansprüchen an Führung, Integrität und Transparen­z zu handeln, hieß es in dem Statement, das auch die Formel 1 auf ihrer Homepage veröffentl­ichte. Dazu muss man wissen: Die FIA ist als Verband unter anderem für die Regeln und deren Einhaltung verantwort­lich, die Besitzer der Formel 1 haben vor allem die kommerziel­len Rechte.

Die Teams forderten die FIA nun auf, die Ergebnisse der Untersuchu­ng offenzuleg­en. „Wir tun das im Interesse der Fans, der Teilnehmer und der Besitzer der Formel 1“, wird betont. Die FIA reagierte zunächst nicht. Die sieben Teams, denen sich nur Ferraris PartnerTea­ms Haas und Alfa Romeo nicht anschlosse­n, behalten sich in der Angelegenh­eit im Rahmen des dafür vorgesehen­en Prozederes der FIA auch rechtliche Schritte vor.

Rund anderthalb Wochen vor dem Auftakt am 15. März in Melbourne in eine Saison, die durch den neuartigen Coronaviru­s ohnehin schwer beeinträch­tigt werden könnte, dürfte dieser Streit auch nicht schnell beigelegt sein. Bei einer Veröffentl­ichung der Ergebnisse könnte die Front gegen Ferrari noch massiver werden und die FIA sich selbst belasten, sollte sie Regelverst­öße womöglich nicht entspreche­nd geahndet haben.

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