Corona: Erst im April entspannt sich die Lage
Krise Experten raten im Kampf gegen das Virus zu Verhältnismäßigkeit
Augsburg Das Coronavirus hat massive Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Deutschland: Einzelne Schulen bleiben geschlossen, ein halbes Dutzend Messen ist abgesagt, der Tourismus leidet. Hinzu kommt, dass inzwischen hunderte Menschen unter häuslicher Quarantäne stehen. Obwohl die Regierung versucht, eine weitere Ausbreitung zu verhindern, steigt die Zahl der Infizierten. Doch je länger die Gesundheitskrise anhält, desto lauter wird auch die Frage gestellt: Wie lange lässt sich dieses Maß an staatlichen Eingriffen durchhalten?
Udo Götsch, Sachgebietsleiter für Infektiologie im Frankfurter Gesundheitsamt, kann zumindest abschätzen, wie sich die Situation entwickeln wird: „Wir erwarten, dass in Deutschland noch etwa einen Monat lang die Zahl der Infizierten steigt, dann wird sich die Lage vermutlich wieder entschärfen.“Er stützt sich dabei auf den Verlauf in China, wo die Krankheitswelle inzwischen abebbe. Ob das Virus dann ganz verschwindet, wie 2003 der Sars-Erreger, wisse man noch nicht. Es sei nicht auszuschließen, dass das Virus, auch ähnlich wie die Grippe, immer wieder phasenweise auftrete.
Wie bei der Grippe werden sich die Gesellschaften wohl auf den Umgang mit der Krankheit konzentrieren müssen. „QuarantäneMaßnahmen im strengen Sinne kann man nicht ewig durchhalten. Das würde zum Beispiel zu einer kritischen Unterversorgung der Patienten führen, wenn Ärzte und Rettungskräfte in großer Zahl unter Quarantäne gestellt werden“, sagt Götsch. Denn auch wenn die Bekämpfung des Virus wichtig sei, müsse die Infrastruktur erhalten bleiben. Niemand wolle etwa den Austausch mit dem wichtigen Nachbarn Italien unterbrechen, obwohl es dort aktuell rund 3000 bekannte Infektionen gebe. Italien hat wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus alle Schulen und Hochschulen bis Mitte des Monats geschlossen. In Deutschland ist das nicht geplant. G es und heits minister JensSpahn (CDU) sagte :„ Wenn durch flächendeckend eS chul schließungen in Deutschland zum Beispiel Pflegekräfte und Ärzte fehlen, weil sie zum Beispiel alleine erziehen und sich darauf verlassen, dass Schulen und Kindergärten zeitnah zur Verfügung stehen, dann hat das auch wieder Folgen für das Gesundheitswesen.“
Lothar Wieler, Präsident des Berliner Robert-Koch-Instituts, appelliert an Ärzte und die Bevölkerung, Tests nur bei begründeten Verdachtsfällen mit Symptomen zu machen. Es gehe darum, das System nicht zu überlasten. „Vielleicht wird sogar zu viel getestet“, sagte Wieler.
Die Ausbreitung des Coronavirus hat nach Einschätzung des Bundesamtes für Bevölkerungs schutz noch nicht zu einer Katastrophenlage geführt. „Bei Corona sprechen wir noch nicht von Katastrophe, ausdrücklich und ganz bewusst nicht. Es ist im Moment noch eine Lage der Gesundheitsverwaltung “, sagt Amtsleiter Christoph Unger. Man müsse auch den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz wahren.
Auf das Prinzip der Verhältnismäßigkeit hofft man auch inder Wirtschaft. In Europa seien Italien aufgrund der Epidemie und Deutschland aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtung mit Asien und Italien „in besonderem Maße einem Rezessionsrisiko“ausgesetzt, warnte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).
Unterdessen forschen Wissenschaftler in Tübingen an der Entwicklung eines Impfstoffes. „Wir können diejenigen sein, die einen Impfstoff in kürzester Zeit in millionenfacher Dosis herstellen“, sagt Ingmar Hoerr, Gründer des Biotechnologie-Unternehmens Curevac. Was in den Laboren geschieht, lesen Sie auf der Dritten Seite, Weiteres zum Coronavirus auf der Wirtschaft und auf Bayern.