Wertinger Zeitung

Es gibt noch Hoffnung für das Wertinger Kino

Event Nach acht Wochen Pause flimmern am kommenden Sonntag wieder Filme im traditions­reichen Lichtspiel­haus in der Mühlgasse. Aber dieses Mal geht es um mehr. Vorbild könnte die Augsburger Kreßlesmüh­le sein

- VON BÄRBEL SCHOEN

es gibt Ideen, das Filmtheate­r zu einer Art „Bürgerkino“zu machen. Als Vorbild könnte die Augsburger Kreßlesmüh­le dienen.

Wertingen Die Eisdiele San Marco am Marktplatz füllte sich am vergangene­n Montagaben­d – eigentlich ungewöhnli­ch, denn draußen war es kalt und regnerisch. Doch nicht die Lust auf Eis führte rund zwei Dutzend Leute an diesem Ort zusammen, darunter den stellvertr­etenden Landrat Alfred Schneid, den Kulturrefe­renten Frieder Brändle sowie etliche Stadtratsk­andidaten. Sie alle waren dem Aufruf von Cornelia Burkard, Jürgen Baur und Uwe Klaus gefolgt, über die Zukunft des Wertinger Kinos zu diskutiere­n und Ideen für einen langfristi­gen Erhalt zu entwickeln.

Die Initiatore­n finden, dass der Zusamstadt ein Stück Tradition wegbrechen würde, sollte das Kino irgendwann ganz dicht machen. So wie das schon einmal vor 20 Jahren der Fall war. Damals gingen die Lichter für zehn Jahre aus. Die Wertinger wissen, wie es sich anfühlt ohne gemütliche Abende in Breitcord-Sesseln und nostalgisc­hem Flair. Am kommenden Sonntag, 8. März, ist das Kino noch einmal geöffnet. Die Anzahl der Besucher könnte ein Hinweis darauf sein, wie wichtig den Wertingern ihr Kino noch ist.

Die Anwesenden waren sich darin einig, dass das Kino für die Stadt Wertingen ein enorm wichtiges Thema sei. Alfred Schneid glaubt, dass trotz Konkurrenz ein Markt für Kino vorhanden ist. Als Beweis führte er das Sommerflim­mern im Schlossgar­ten an: „Das Open-AirKino ist etwas Besonderes und ein gesellscha­ftliches Ereignis. Das ist was für die Leute.“

Man sollte mit der Besitzerin Prisca Färber ins Gespräch kommen und Hilfe anbieten. Aber das ginge nur unter bestimmten Umständen. Schneid: „Zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement kann die Kommune fördern, Gewerbe dagegen nicht.“Es müsse ein Bürgerkino sein, das keine Konkurrenz zu bestehende­n Kinos in der Region darstellt. Eine Besucherin aus Lauingen bestärkte die Wertinger in ihrem Bemühen: „Da kann ein echtes Kleinod entstehen.“

„Kino ist Kultur, und die muss gefördert werden“, unterstütz­t auch Frieder Brändle den Rettungspl­an, den die drei Protagonis­ten am Montagaben­d vorstellte­n. Demnach könnte das Haus neben Filmvorfüh­rungen für weitere kulturelle Veranstalt­ungen genutzt werden. Beispielsw­eise für Theater, Konzerte, Kleinkunst und Literatur. Cornelia Burkard schwebt ein Filmkunstf­estival vor, bei dem Filme mit gehobenen Ansprüchen und Amateurwer­ke gezeigt würden. „Die Kinofreund­e in Buttenwies­en machen es vor, in Marktoberd­orf und Offingen klappt es auch“, erzählt Uwe Klaus.

Wertingen fehle bisher ein „Raum für Alle“, ein Kulturhaus ähnlich der Kreßlesmüh­le in Augsburg. Burkard: „Frau Färber muss Unterstütz­ung erfahren. Vielleicht können wir den Kassenverk­auf und die Planung von Veranstalt­ungen ehrenamtli­ch übernehmen.“Sollte ein Investor gefunden werden, wäre das ein Glücksfall für Wertingen.

Tobias Kolb, Stadtjugen­dpfleger und Leiter des Jugendhaus­es, zeigte auf, wie man an Fördertöpf­e gelangt. „Kultur macht stark“war ein

Beispiel. Über den Bayerische­n Jugendring oder die „Aktion Mensch“könnten ebenfalls Gelder abgerufen werden.

Im Wertinger „Filmtheate­r“erlebten in den vergangene­n acht Jahrzehnte­n Generation­en Gänsehaut, Herzschmer­z, Romantik und

Science Fiction. „Mich verbinden emotionale Erinnerung­en an das Kino, hier habe ich meinen ersten Film gesehen“, erzählt Gisela Mudrich. „Ich hoffe sehr, dass es erhalten bleibt; ich bin hier geboren und aufgewachs­en. An meinem Kino hänge ich sehr“, so Hanna Laux.

Für Kristin Scherfling ist es wichtig, dass Kinder noch Kinofilme sehen dürfen: „Sie brauchen ein Forum, wo sie Reportagen, Ernstes und Lustiges sehen können.“

Die Achterbahn durch Wertingens Kinogeschi­chte ist noch nicht zu Ende, denn das Gebäude steht zum Verkauf. Für einen weiteren Betrieb sind Investitio­nen in sechsstell­iger Höhe nötig. Die Wertinger können am kommenden Sonntag mit ihren Füßen abstimmen und zeigen, wie sehr ihnen das Kino am Herzen liegt. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Für Bürgermeis­ter Willy Lehmeier ist die letzte Klappe noch nicht gefallen.

Programm: 17 Uhr: Das geheime Leben der Bäume, ein Film nach dem Bestseller von Peter Wohlleben. Für jede verkaufte Kinokarte wird von Constantin Film ein Baum gepflanzt.

19 Uhr: Enkel für Anfänger, ein lustiger Film über Leihgroßel­tern mit Heiner Lauterbach.

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Das Wertinger Filmtheate­r ist ein markantes Gebäude, mit dem viele Bewohner der Zusamstadt schöne Erinnerung­en verbinden. Doch die Zukunft des geschichts­trächtigen Lichtspiel­hauses ist ungewiss. Nun gibt es Ideen, es in ein „Kulturhaus für alle“zu verwandeln.
Foto: Berthold Veh Das Wertinger Filmtheate­r ist ein markantes Gebäude, mit dem viele Bewohner der Zusamstadt schöne Erinnerung­en verbinden. Doch die Zukunft des geschichts­trächtigen Lichtspiel­hauses ist ungewiss. Nun gibt es Ideen, es in ein „Kulturhaus für alle“zu verwandeln.
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Foto: Bärbel Schoen Treffen in der Eisdiele: Viele Besucher wollten sich zu dem Thema einbringen, wie es mit dem Wertinger Kino weitergehe­n kann.

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