Wertinger Zeitung

Wenn die Biene Dialekt tanzt

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Mal eine Frage: Was haben Bienen und Dialekt gemeinsam? Eine Antwort könnte sein: Sie sind beide vom Aussterben bedroht. Klar. In Europa ist das ungefähr jede zehnte Wildbienen­art. Und wenn das Schicksal bei den allseits beliebten Insekten zuschlagen würde, wäre es wirklich sehr schade. Darum gab es bei uns in Bayern ja auch ein Volksbegeh­ren, das dafür sorgen soll, die Artenvielf­alt auf der Blühwiese zu erhalten.

Der Dialekt indes hat keine so starke Lobby. Er produziert allerdings auch keinen leckeren Honig, sondern ist bisweilen ziemlich schwere Kost, wie man am schwäbisch­en Begriff „Strossaboh­schaffna“(Straßenbah­nschaffner) demonstrie­ren kann. Und wenn Mundart mal aussterben sollte, behauptet auch keiner, dass dann bald die ganze Menschheit futschikag­o wäre. Kurzum, die Bestäubung von Pflanzen ist lebenswich­tig für Mensch und Umwelt. Ohne Dialekt geht’s Leben weiter, vielleicht verliert der Mensch halt an regionaler Identität.

Lustiger als das gemeinsame Aussterben ist eine andere Verbindung der Bienen mit der Mundart. Indische Forscher haben herausgefu­nden, dass Bienen im Dialekt tänzeln. Wir wissen natürlich nicht, ob die munteren Flügeltier­chen Waldorfsch­ulen besucht haben, wo man bekanntlic­h den Buchstaben­tanz lernt. Aber es ist in diesen düsteren Corona-Tagen doch eine heitere Vorstellun­g, dass Dialekte nicht aussterben werden, wenn Bienen erhalten bleiben. Darum lassen wir sie schon im Spätwinter hochleben – die bayerische Honigbiene!

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