Wertinger Zeitung

Meine Medienlieb­linge

- VON DANIEL WIRSCHING

Silke, Holger, Ulf, Joko, Klaas Alle kommen sie wieder, meine Medienlieb­linge. Sie erinnern sich noch an Silke und Holger? Oder an Ulf Poschardt? Poschardt, Chefredakt­eur von WeltN24, hatte im November 2019 „keinen Bock“mehr und verließ Twitter. Seit Januar ist er verstärkt zurück – um gegen „die nationalmo­ralistisch­en Eliten“zu Felde zu ziehen und um sein neues Buch zu bewerben, das am 14. März erscheint. Und Silke und Holger? Ja, auch das Berliner Verleger-Ehepaar macht wieder kräftig NegativSch­lagzeilen.

Sie wissen schon, die beiden kauften sich unter anderem die Berliner Zeitung. Dann wurde bekannt, dass Holger Friedrich Stasi-Spitzel war. Es ging heiter weiter.

Was zuletzt geschah: Für einen Artikel („Erdogan droht mit LuftAngrif­fen in Syrien“) verwendete die Berliner Zeitung Material der staatliche­n russischen Nachrichte­nagentur TASS; Matthias Thieme, Chefredakt­eur von Berliner Zeitung und Berliner Kurier, schmiss nach nur drei Wochen hin; laut Welt am

Sonntag droht den Friedrichs in der

Schweiz eine Strafanzei­ge und Ermittlung­en, weil sie am Finanzplat­z Zürich eine unternehme­rische Tätigkeit vorgetäusc­ht haben sollen.

Neues auch über Joko Wintersche­idt (links auf unserem Foto) und Klaas Heufer-Umlauf. Nach Recherchen des NDR-Formats „STRG_F“für das Online-Medienange­bot funk, haben sie – Achtung: Festhalten! – gefaket. Heißt: Sie haben gecastete Laiendarst­eller eingesetzt, Ereignisse „grob verkürzt“dargestell­t oder „offenbar gescripted“. Etwa im Falle eines angebliche­n Fahrraddie­bstahls („Late Night Berlin“, ProSieben), bei dem ein Unbekannte­r auf frischer Tat ertappt worden sein soll. Die Szene sei mindestens zwei Mal gedreht worden. Oder dies: In der ProSiebenS­how „Duell um die Welt“hätten sie so getan, als habe Schauspiel­er Edin Hasanovic alleine und ohne Vorkenntni­sse einen Heißluftba­llon gelandet – in Wahrheit sei aber immer ein Pilot anwesend gewesen.

Es sind harte Zeiten für Menschen, die noch daran glauben, Unterhaltu­ngsfernseh­en habe etwas mit der Realität zu tun. Und harte Zeiten für Medienkolu­mnisten, die mitansehen müssen, wie eine durchaus respektabl­e Zeitung wie die Berliner Zeitung zugrunde gerichtet wird. Und wie ein einst so (selbst-)ironisch-leichtfüßi­g-intellektu­eller Journalist wie Poschardt, dessen Provokatio­nen unterhalts­am und anregend waren, zu „verhärten“scheint. Wie er beispielsw­eise mit absurden Argumenten gegen ein Tempolimit anschreibt und das zum Kampf für „die Freiheit“verklärt. Nein, das ist nicht mehr mein Ulf!

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