Meine Medienlieblinge
Silke, Holger, Ulf, Joko, Klaas Alle kommen sie wieder, meine Medienlieblinge. Sie erinnern sich noch an Silke und Holger? Oder an Ulf Poschardt? Poschardt, Chefredakteur von WeltN24, hatte im November 2019 „keinen Bock“mehr und verließ Twitter. Seit Januar ist er verstärkt zurück – um gegen „die nationalmoralistischen Eliten“zu Felde zu ziehen und um sein neues Buch zu bewerben, das am 14. März erscheint. Und Silke und Holger? Ja, auch das Berliner Verleger-Ehepaar macht wieder kräftig NegativSchlagzeilen.
Sie wissen schon, die beiden kauften sich unter anderem die Berliner Zeitung. Dann wurde bekannt, dass Holger Friedrich Stasi-Spitzel war. Es ging heiter weiter.
Was zuletzt geschah: Für einen Artikel („Erdogan droht mit LuftAngriffen in Syrien“) verwendete die Berliner Zeitung Material der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS; Matthias Thieme, Chefredakteur von Berliner Zeitung und Berliner Kurier, schmiss nach nur drei Wochen hin; laut Welt am
Sonntag droht den Friedrichs in der
Schweiz eine Strafanzeige und Ermittlungen, weil sie am Finanzplatz Zürich eine unternehmerische Tätigkeit vorgetäuscht haben sollen.
Neues auch über Joko Winterscheidt (links auf unserem Foto) und Klaas Heufer-Umlauf. Nach Recherchen des NDR-Formats „STRG_F“für das Online-Medienangebot funk, haben sie – Achtung: Festhalten! – gefaket. Heißt: Sie haben gecastete Laiendarsteller eingesetzt, Ereignisse „grob verkürzt“dargestellt oder „offenbar gescripted“. Etwa im Falle eines angeblichen Fahrraddiebstahls („Late Night Berlin“, ProSieben), bei dem ein Unbekannter auf frischer Tat ertappt worden sein soll. Die Szene sei mindestens zwei Mal gedreht worden. Oder dies: In der ProSiebenShow „Duell um die Welt“hätten sie so getan, als habe Schauspieler Edin Hasanovic alleine und ohne Vorkenntnisse einen Heißluftballon gelandet – in Wahrheit sei aber immer ein Pilot anwesend gewesen.
Es sind harte Zeiten für Menschen, die noch daran glauben, Unterhaltungsfernsehen habe etwas mit der Realität zu tun. Und harte Zeiten für Medienkolumnisten, die mitansehen müssen, wie eine durchaus respektable Zeitung wie die Berliner Zeitung zugrunde gerichtet wird. Und wie ein einst so (selbst-)ironisch-leichtfüßig-intellektueller Journalist wie Poschardt, dessen Provokationen unterhaltsam und anregend waren, zu „verhärten“scheint. Wie er beispielsweise mit absurden Argumenten gegen ein Tempolimit anschreibt und das zum Kampf für „die Freiheit“verklärt. Nein, das ist nicht mehr mein Ulf!